Der Unterschied zwischen Segen und Gebet
”רְאֵ֗ה אָנֹכִ֛י נֹתֵ֥ן לִפְנֵיכֶ֖ם הַיּ֑וֹם בְּרָכָ֖ה וּקְלָלָֽה׃ אֶֽת־הַבְּרָכָ֑ה אֲשֶׁ֣ר תִּשְׁמְע֗וּ אֶל־מִצְוֺת֙ ה' אֱלֹֽקֵיכֶ֔ם אֲשֶׁ֧ר אָנֹכִ֛י מְצַוֶּ֥ה אֶתְכֶ֖ם הַיּֽוֹם[...]
וְהַקְּלָלָ֗ה אִם־לֹ֤א תִשְׁמְעוּ֙ אֶל־מִצְוֺת֙ ה' אֱלֹֽקֵיכֶ֔ם וְסַרְתֶּ֣ם מִן־הַדֶּ֔רֶךְ וגו' “(דברים יא כו - כח)
„Seht! Ich lege heute vor euch Segen und Fluch. Den Segen, wenn ihr die Gebote Eures G-ttes beachten werdet, die ich euch heute gebiete und den Fluch wenn ihr nicht hören werdet auf die Gebote G-ttes und von dem Wege abweichen werdet.. ”
(Dewarim, 5. Buch Moses, 11:26-28)
Der Name unserer dieswöchigen Parascha, Re‘eh, bedeutet „siehe!“, von dem Verb „lirot“. Haschem sagt uns, dass wir acht geben sollen, stets auf dem rechten Wege, dem Wege der Mizwot zugehen. Strafe und Belohnung werden ein direktes Resultat unserer Wahl zwischen Gut und Böse sein. Wir können durch unser Verhalten selbst bestimmen, ob Haschem uns segnen wird, oder das Gegenteil, G-tt behüte.
Das Wort für Segen, Beracha, ist etymologisch verwandt mit dem Wort „Bricha“, was „Becken“ bedeutet. Dies ist eine tiefe Grube, worin sich Wasser oder Wein befindet und von dort gezogen wird. D.h.. es ist die Quelle für das Wasser oder den Wein. Eine weitere Bedeutung ist, das es Hamschachah, das sogenannte herunterbringen von einer Sache in ihrer Quelle ist. Denn eine Beracha kann nur eintreten, wenn es sie bereits in ihrer Obigen Quelle gibt. Doch manchmal kann ein Segen nicht herunterkommen, wenn er aus einem bestimmten Grund gehindert wird1Likutei Sichot,
Band 10, S.38.
In der Quelle Oben wartet die Beracha auf den Juden, er soll sie herunterbringen, oder realisieren, d.h. von ihrem potentiellen Zustand in Wirklichkeit umwandeln. Das Verhalten des Juden, jedoch kann ihren Abstieg behindern. In diesem Fall ist Tefilla notwendig, der Jude muss beten. Denn während eine Beracha eine Verwirklichung von etwas bereits vorhandenem ist, kann ein Gebet eine Veränderung und sogar etwas Neues bewirken.
Haschem gibt jedem Menschen, was er braucht um seinen Zweck hier in dieser Welt zu erfüllen. Sein Segen liegt bereit für ihn und wartet, dass er ihn herunterbringt, doch manchmal ist das Gebet dafür notwending, wenn etwas nicht nach jüdischem Gesetz getan wurde und dies dann die Verwirklichung des Segens behindert. Und dies ist die Aufgabe des Zadik. Er sieht, das es Oben ein Hindernis gibt und ob es möglich ist es zu beseitigen. Wenn ja, so betet er zu Haschem und der Jude bekommt seinen Segen2Likutei Torah,
Reeh, 19a.
Und noch mehr, erfüllt der Jude oder die Jüdin ihre Aufgabe hier in dieser Welt und geht auf dem Wege der Mizwot, so ist die Menge der Segen nicht begrenzt. Im Gegenteil, Haschem gibt ihm dann reichlich, so dass er seine Aufgabe in dieser Welt erfüllen kann.
Deswegen soll ein Mensch stets das tun, worin seine Talente liegen. Kann er gut Torah lernen, so soll er dies tun – und nichts anderes. Er muss seine Talente stets in vollem Maße nutzen und darf sie nicht ungenutzt liegen lassen, sonst ist er mitchajew benafscho, er ist schuldig an seiner Seele, was heisst das er seiner Seele großen Schaden zufügt3Worte des Rebben Rayatz,
s. Hayom Yom.
Vor ein paar Hundert Jahren gab es in Osteuropa einen großen Zadik, namens Susche MiAnipoli. Reb Susche pflegte zu sagen: „Wenn ich in den Himmel komme, habe ich keine Angst davor, dass sie mich fragen werden: ‚Susche, warst du wie Mosche Rabeinu? Warst du wie Awraham Awinu?‘ Ich habe Angst davor, dass sie mich fragen werden: ‚Susche, warst du wie Susche?‘“
Summa Summarum lässt sich also sagen, dass ein Verhalten nach der Torah den Ratzon, den Willen Haschems für sein Volk Gutes zu tun, herunterbringt. Gut bedeutet perfekt, so wie der Talmud4Berachot uns lehrt: „Lekach tow natati lachem.. Torati al tasovu.. Eyn tow äla Torah“: „Eine gute Lehre habe ich euch gegeben.. verlasset meine Torah nicht.. Das einzige was man als gut – perfektes Gut – bezeichnen kann ist die Torah.“ Und durch die Einhaltung aller Gebote verwirklicht der Jude sich selbst – sein wahres Ich.