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Der Wochenabschnitt
שֹׁפְטִים
Schoftim

Aktuelle Themen zur Wöchentlichen Parascha, aus Jerusalem der Heiligen Stadt, ת"ו


Mache Seinen Willen zu Deinem Willen

”לֹא־תַטֶּ֣ה מִשְׁפָּ֔ט לֹ֥א תַכִּ֖יר פָּנִ֑ים וְלֹא־תִקַּ֣ח שֹׁ֔חַד כִּ֣י הַשֹּׁ֗חַד יְעַוֵּר֙ עֵינֵ֣י חֲכָמִ֔ים וִֽיסַלֵּ֖ף דִּבְרֵ֥י צַדִּיקִֽם׃“

(דברים טז יט)

„Und du sollst Bestechung nicht annehmen, denn Bestechung macht die Augen der Weisen blind und verdreht die Worte der Gerechten.”

(Dewarim, 5. Buch Moses, 16:19)

In Paraschat Schoftim fährt Mosche Rabeinu mit seiner Abschiedsrede fort, und weist uns an, Richter und Polizisten im Lande Israel zu benennen. Denn siehe, alles was in der Torah geschrieben steht, hat ewige Bedeutung und gilt für jeden Juden, zu jeder Zeit und an jedem Ort. Die Torah ist kein Geschichtsbuch, sie ist unser Gesetz, das Licht unserer Augen, und enthält Anweisungen und Lehren, ohne welche der Jude nicht als Jude leben kann. Sie ist unsere Lebenskraft, für das Individuum und für das jüdische Volk im Allgemeinen.

Im oben zitierten Vers sagt uns die heilige Torah, dass Bestechung die Augen der Weisen blind macht. Aber Bestechung verursacht nicht, dass der Bestochene etwas gegen den Verstand oder Gerechtigkeit macht, sondern im Gegenteil: Der Verstand verpflichtet, dass so und so ein Urteil zu fällen ist, gemäß einer rechtschaffenden Sichtweise. Denn der Passuk sagt: „Bestechung blendet die Augen der Weisen“, was bedeutet dass auch nach der Bestechung der Chacham ein Chacham bleibt – aber sie blendet die Augen, so dass er nicht die Wahrheit sieht, denn sie leitet den Verstand fehl den Bestechenden zu begünstigen und die „Worte der Gerechten werden verdreht“. Auch nach der Bestechung bleibt er ein Zadik, hält die Torah und ihre Gebote, aber Bestechung „verdreht die Worte der Zadikim“, weil sie den Verstand beugt einen Fehler zu begehen und den Bestechenden zu rechtfertigen1Hitwadujot 5747,
Teil 3, S.232f.
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Doch wie ist es möglich, dass plötzlich der Richter beginnt den Schuldigen zu rechtfertigen?!All dies geschieht aufgrund der Kraft des Willens, der den Verstand fehlleitet. Da bei ihm ein Wille erweckt wurde den Bestechenden zu rechtfertigen, so bewirkt dies, dass er auch in seinem Verstand versteht, wie er verpflichtet ist laut seinem Willen2Hitwadujot 5747,
Teil 3, S.232f.
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Und siehe, von diesem Vorgang können wir eine wichtige Lehre im Dienst an Haschem ableiten. Denn oft ist es der Wille der tierischen Seele und des bösen Triebes, der uns dazu verleiten will eine bestimmte Sünde zu begehen. Er sucht uns zu verwirren und zu täuschen, damit wir ihm nachgeben und sündigen. Unsere Augen werden geblendet und der Wille überzeugt dann sogar den Verstand, dass es „lohnenswert“ sei einer bestimmten Sache nachzugehen.

Dies lässt sich anhand eines Beispiels verdeutlichen. In meiner Zeit als Junggeselle in der Jeschiwa, stellte ich mich freiwillig dazu bereit, eine Sukka zu bauen. Ich tat dies zusammen mit einem anderen Bachur, und als wir fertig waren, kam plötzlich die Hausherrin mit einer großen Heckenschere um einen Ast über der Sukka zu beseitigen! Dazu muss man wissen, das es das Gesetz für eine koschere Sukka verlangt, das diese „taasse“ sein wird und nicht „min haassui“, was bedeutet, das sie in Existenz gebracht werden muss, und nicht von einem bereits existierenden Zustand gemacht werden kann. Es hätte genügt, das Dach zu schütteln und die Sukka wäre koscher gewesen.

Doch hier sehen wir dir Kraft des Willen über den Seichel, den Verstand. Als ich sie darauf hinwies, dass die Sukka passul, nicht koscher sei, erklärte mir die Hausherrin es sei „für eine Familie aus Amerika“ und wollte nicht akzeptieren, dass die Sukka nicht koscher sei – man konnte noch nicht einmal mit ihr reden. Sie hatte so einen starken Willen, dass die Sukka nach der harten Arbeit, in der sie auch Teil hatte, unbedingt fertig sein sollte, so dass der Wille ihren Verstand beugte, den Zustand nach ihrem Willen zu rechtfertigen. Dies ist es was die Torah meint mit „Bestechung blendet die Augen des Chacham“: Die Jezer Hara, der böse Trieb, blendet den Willen der Jezer Hatov, der göttlichen Seele, das Richtige zu tun.

Aber was ist nun die Lösung, wenn der Jude sich in solch einer Lage befindet? Dazu muss man wissen, dass der Wille so stark aktiv ist, dass er nicht nur den Intellekt sondern sogar die Gefühle beeinflusst. Und deswegen hilft es nicht, zu versuchen ihn mit den Middot, den emotionalen Kräften zu beeinflussen, sondern man muss direkt zum Willen selbst gehen, und der Wille selbst muss gerichtet werden. Und dies muss mit großer Bemühung getan werden, dass der Jude zu „asse Rezono kerezonecha“ kommt, was heisst, dass der Wille von Haschem sein Wille sein muss.


Schabbat Schalom Umeworach,
Ihr Raw Daniel Schiffer

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5. Elul 5781, 13. August 2021, Awoth, Kap. 1


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