In dieser Parascha lernen wir über Erziehung – anhand dem Anzünden der Kerzen im Stiftstelt! Außerdem lernen wir, dass es manchmal besser ist, nicht über den Tellerrand hinauszuschauen und dass das Temporäre oft genauso das Leben selbst repräsentiert wie das Permanente.
”דַּבֵּר֙ אֶֽל־אַהֲרֹ֔ן וְאָמַרְתָּ֖ אֵלָ֑יו בְּהַעֲלֹֽתְךָ֙ אֶת־הַנֵּרֹ֔ת אֶל־מוּל֙ פְּנֵ֣י הַמְּנוֹרָ֔ה יָאִ֖ירוּ שִׁבְעַ֥ת הַנֵּרֽוֹת׃“
(במדבר ח', ב')
„Rede mit Aaron und sprich zu ihm: Wenn du die Lampen aufsetzt, sollst du sie so setzen, dass sie alle sieben von dem Leuchter nach vorn scheinen. ”
(BaMidbar, 4. Buch Moses, 8, 2)
Zu Beginn der Parascha erfahren wir von einem Befehl an Aaron, die Kerzen im Tabernakel zu hissen. Raschi schreibt in diesem Zusammenhang: "Bis die Flamme von selbst aufsteigt."
Mit anderen Worten, reicht es einen Funken zu geben, bis die Kerzen quasi sich selbst anzünden. Das kann man mit der Aktivierungsenergie in der Chemie vergleichen: Ein Element wird hinzugefügt (der sogenannte Katalysator), das die Reaktion erst möglich macht.
Und so ist es auch in der Erziehung: nicht mit Einpauken, strengen Strafen und Auswendiglernen soll man seine Kinder (oder Schüler) erziehen, sondern der Erzieher soll den Kindern einen Funken geben, der die Kerze anzündet.
”וַיַּ֤עַשׂ כֵּן֙ אַהֲרֹ֔ן אֶל־מוּל֙ פְּנֵ֣י הַמְּנוֹרָ֔ה הֶעֱלָ֖ה נֵרֹתֶ֑יהָ כַּֽאֲשֶׁ֛ר צִוָּ֥ה י-ה-ו֖-ה אֶת־מֹשֶֽׁה׃“
(במדבר ח', ג')
„Und Aaron tat so und setzte die Lampen auf, dass sie von dem Leuchter nach vorn schienen, wie der HERR es Mose geboten hatte.”
(BaMidbar, 4. Buch Moses, 8, 3)
„Und Aaron tat so“. Das heißt, Aaron hat nichts hinzugefügt oder weggenommen, nichts erneuert oder geändert und vor allem nicht versucht, "über den Tellerrand hinauszuschauen".
Man muss sich nicht immer ändern: es gibt Situationen im Leben, in denen man es „so tun“ muss – wie Aaron. Schuster, bleib bei deinen Leisten.
Oder in den Worten von Rabbi Nachman: „Es wird eine Zeit kommen, in denen es eine Neuheit (etwas ganz Besonderes und Erhabenes) sein wird, ein guter und einfacher Mensch zu sein, so wie der Baal Schem Tow zu sein heute (etwas Besonderes und Erhabenes ist)“.
”עַל־פִּ֤י י-ה-ו-ה֙ יַחֲנ֔וּ וְעַל־פִּ֥י י-ה-ו-ה֙ יִסָּ֑עוּ אֶת־מִשְׁמֶ֤רֶת י-ה-ו-ה֙ שָׁמָ֔רוּ עַל־פִּ֥י י-ה-ו֖-ה בְּיַד־מֹשֶֽׁה׃“
(במדבר ט', כ"ג)
„Denn nach des HERRN Befehl lagerten sie sich, und nach des HERRN Befehl brachen sie auf und beachteten so die Weisung des HERRN, wie er sie durch Mose geboten hatte.”
(BaMidbar, 4. Buch Moses, 9, 23)
Vierzig Jahre in der Wüste – und der Ewige gibt dem Volk Israel einen Zeitplan mit Stationen.
Hier gibt es einige Lektionen:
- Das Leben ist das, was passiert, auch wenn wir etwas ganz anderes planen.
- Man musst das Leben nicht jedes Mal einfrieren, wenn es eine Veränderung gibt, sondern: jeden Moment nutzen, um die Torah, Mizwoth und gute Taten zu tun, denn manchmal ist das Vorübergehende das Permanente.
- Das Leben fängt nicht an, wenn man einen Meilenstein erreicht hat (Uniabschluss, Arbeitsplatz usw.), sondern der Weg ist das Ziel.