Diener G-ttes
In der dieswöchigen Parascha, Paraschat Bo, „Komme“ (zu Pharao), kündigt Mosche Pharao die achte Plage an, einen gigantischen Schwarm von Grasshüpfern, der das Grün der Ägypter zerstört. Darauf folgt die Plage der Dunkelheit für sechs Tage. Erst nach der zehnten und endgültigen Plage, dem Tod aller Erstgeborenen, entlässt Pharao verzweifelt und beschämt das Volke Israel in die Freiheit. In der Nacht vor dem Auszug aus Ägypten feiern wir unser erstes Pessach-Fest, und G-tt weist uns an, dies jährlich für alle Generationen zu tun.
Warum brachte Haschem über die Ägypter die Plage der Dunkelheit? Die Juden hatten Licht, wo auch immer sie waren. Erklärt uns Raschi (zu Vers 22), der größte aller Torah-Kommentatoren, dass es unter unserem Volke schlechte Menschen gab, die Ägypten nicht verlassen wollten. Sie starben in diesen Tagen der Dunkelheit, und dies sollte von den Ägyptern nicht bemerkt werden, damit sie nicht sagen würden: „Die Juden werden von den Plagen heimgesucht, so wie wir!“
Doch zur Zeit des Auszuges aus Ägypten gab es im jüdischen Volke verschiedene Arten von Bösewichten, Informanten (Raschi, Vers 2:14)) und sogar Götzendiener, und trotzdem haben sie am Auszug teilgenommen und wurden erlöst. Warum wurden nicht auch diejenigen erlöst, die Ägypten nicht verlassen wollten?
Dies werden wir am Beispiel von unserem höchsten Feiertag, Jom Kippur, verstehen. Es gibt das Prinzip, dass Jom Kippur alle Sünden sühnt, außer Verletzungen von Jom Kippur selbst. Der Rogatschower Gaon (Rabbi Yosef Rosen) erklärt: Der Fasttag Jom Kippur, der erklärt dass Essen an ihm eine Sünde ist, kann nicht gleichzeitig erklären, das einem vergeben wird, wenn er isst. Dies wird genannt „Eyn Kategor naasse Sanegor“ – ein Anschuldiger kann nicht gleichzeitig ein Verteidiger sein (Likutei Sichot, Band 11, S. 3).
Und die tiefgründige Erklärung nach der Torah der chassidischen Lehre, ist: An Jom Kippur enthüllt sich bei jedem Juden die Essenz der Verbindung der Seele mit Göttlichkeit. Es ist diese Enthüllung die jede Sünde an diesem Tage sühnt. Doch wenn jemand an Jom Kippur selbst sündigt, so verhindert er diese Enthüllung und eine Sühne kann nicht erfolgen. (Ebd.)
Und so war es auch bei denjenigen die Ägypten nicht verlassen wollten. Sie wurden nicht gezwungen Ägypten zu verlassen, doch durch ihre Wahl im Exil zu bleiben, verlor ihr Leben jede Bedeutung. Der Zweck des Auszuges aus Ägypten war am Berge Sinai die Torah zu empfangen, und da sie dem Hauptgrund für die Erlösung trotzten, konnten sie nicht erlöst werden, und ihr Leben war physisch und geistig am Ende. Wir zogen aus, um Diener G-ttes zu sein, und die, die bleiben wollten bevorzugten es Diener von Dienern zu sein. Es ist klar, dass dies das Gegenteil von „Bnei Bechori“, wie G-tt uns nennt, „Mein Sohn, Mein Erstgeborener“ ist, der frei ist, G-tt zu dienen. Und da sie sich der oben erwähnten Verbindung mit G-tt entgegenstellten, konnte diese sie nicht erlösen.
In der endgültigen Erlösung, die wir alle erwarten, wird kein Jude zurückgelassen werden. Denn am Berge Sinai hat Haschem zu jedem einzelnen Juden gesagt: „Anochi Haschem ElokechaAnochi Haschem Elokecha“, „Ich bin der Herr dein G-tt, der dich aus dem Lande Ägypten gebracht hat, um dein G-tt zu sein. Ich, der Herr, bin dein G-tt“ (4. Buch Moses, 15:37-41). Dies bedeutet, dass Er jedem Juden versprochen hat, dass er erlöst werden wird. Wann dies geschehen wird, hängt ab von unserer Befolgung der Gebote, unserem Studium der Torah, und der jüdischen Nächstenlieben die wir praktizieren. In der Tat, ein Jude muss alle drei haben. Haschem wird dann sozusagen jeden Juden bei der Hand nehmen, und ihn von dem Exil in das gelobte Land bringen, wo wir ihm ohne Sorgen und in vollem Umfang werden dienen können.