Tora-reading.png

Der Wochenabschnitt
יִתְרוֹ
Jithro

Aktuelle Themen zur Wöchentlichen Parascha, aus Jerusalem der Heiligen Stadt, ת"ו


Benjamins Gedanken zu Wochenabschnitt

Jitro – über Sinne und Taten

Wir leben in einem sehr sinnüberfluteten Zeitalter: Es vergeht kein Moment, in dem wir nicht von Geräuschen, Bildern und Filmen überflutet werden – zu Hause, bei der Arbeit (und im Homeoffice), auf großen und kleinen Bildschirmen, nonstop. Erst wenn einer der Sinne gestört ist – wie der Verlust des Geruchssinns bei einer Corona-Erkrankung – verstehen wir die Bedeutung unserer Sinne.

Es fällt uns jedoch schwer, zwischen der Hauptsache zu unterscheiden auch zwischen der Art der Sinnestätigkeit – zwischen Sehen und Schauen, zwischen Hören und Zuhören. Trotzdem ist manchmal ein Nachfassen erforderlich: Es reicht beispielsweise nicht, von einem Fehler zu hören, sondern der Zuhörer (wenn er zuhört) muss auch aufhören, ihn zu wiederholen.

Der Wochenabschnitt, Paraschat Jitro, handelt auch von Sinnen: Wir lesen darüber, was Jitro hört – und tut – und auch darüber, dass das Volk Israels die Stimme (des Ewigen) gehört haben. Sie hörten sie jedoch nicht, sondern, wie es in der Parascha heißt, sie sahen die Stimmen. Was bedeutet diese Sinnesverwirrung?

”וַיִּשְׁמַ֞ע יִתְר֨וֹ כֹהֵ֤ן מִדְיָן֙ חֹתֵ֣ן מֹשֶׁ֔ה אֵת֩ כׇּל־אֲשֶׁ֨ר עָשָׂ֤ה אֱלֹקים֙ לְמֹשֶׁ֔ה וּלְיִשְׂרָאֵ֖ל עַמּ֑וֹ כִּֽי־הוֹצִ֧יא ה' אֶת־יִשְׂרָאֵ֖ל מִמִּצְרָֽיִם׃ “

(שמות י”ח, א’)

„Und Jitro, der Priester in Midian, Moses Schwiegervater, hörte alles, was G-tt an Mose und seinem Volk Israel getan hatte, dass der HERR Israel aus Ägypten geführt hatte.”

(2. Buch Moses, Sch'mot, 18:11)

Was ist das Besondere an Jitro (Schwiegervater von Moshe Rabbeinu) und Priester der Medianer? Viele hörten über den Auszug des Volkes Israel aus Ägypten, über den Auszug aus der Sklaverei in die Freiheit. Aber Jitro hört nicht nur, sondern läßt seinem Gehör Taten folgen. Wie Rashi schreibt: "Was hat er gehört? Die Teilung des Roten Meeres und der Krieg von Amalek." Das heißt, Jitro – Priester der Medianer (ein Volk von Götzendiener) und kein junger Mann (vermutlich war sein Gehör nicht in einem brillanten Zustand) verlässt alles und schließt sich dem Volk Israel an.

Daraus lernen wir, dass es nicht reicht zu hören – das Hören muss in Taten umgesetzt werden. Wie Rashi sagt, „Schama u-ba“, wörtlich: Hörte – und kam.

”וְכׇל־הָעָם֩ רֹאִ֨ים אֶת־הַקּוֹלֹ֜ת“

(שמות כ', י"ד)

„Und das ganze Volk sah die Stimmen”

(2. Buch Moses, Sch'mot, 20:14)

In unserer Welt ist die physische Realität "sichtbar" - klar und greifbar. Im Gegensatz dazu ist spirituelle Realität eine Frage des „Hörens“ – nicht immer klar und nicht immer greifbar.

Und das ist das Besondere an der Offenbarung am Berg Sinai: Das Volk Israel sieht die Stimmen. Raschi interpretiert dies als "Sehen, was gehört wird, und Hören, was gesehen wird", was bedeutet, dass die spirituelle Realität ("Hören") klar und greifbar geworden ist ("Sehen").

Ich wünsche allen Lesern, dass sie wissen werden, die Sinne richtig zu gebrauchen, die Sinne in Taten zu übersetzen und Stimmen der Ruachnijut nicht nur zu hören, sondern zu sehen.

שבת שלום

 

 

Schabbat Schalom Umeworach,
Ihr Benjamin Rosendahl

Um den Wochenabschnitt als PDF herunterzuladen, klicken Sie bitte auf das PDF-Symbol.

19. Schwat 5782, 21. Januar 2022,

 

transparent to purple gradient