Nachdem wir letzte Woche vom erstgeborenen Sohn, dem Bechoir1בְּכוֹר, gelernt haben, lernen wir heute von den Bikurim2בִּיכּוּרִים, den Früchten, welche als erste gereift sind.
Sitzt jemand im eigenen Haus und hat Erfolg, er verdient viel mehr, als er zum Leben eigentlich bräuchte, so besteht die Gefahr, dass er vergisst, dass alles ein Geschenk GOTTES ist. Denn solange er vor den Augen hat, dass der liebe GOTT ihm alles gegeben hat, aber genauso hätte GOTT es ihm auch nicht geben können – so dankt und besingt er seinen Gönner und erfüllt alle Gebote, geht zur Synagoge und lernt täglich Torah.
Sollte er vergessen, dass alles von oben kommt und bildet er sich ein, sein Vermögen sei ein Resultat von seinem Fleiß und von seinem Können, dann besteht die Gefahr, dass er die Gebote nicht als Preis betrachtet und die Beschränkungen, welche die Gebote mit sich bringen, aufgibt. Ein trauriger Witz besagt, werden die 613 Gebote zu 613 Problemen, so findet man zu jedem Problem eine Lösung.
Um dieser Gefahr der eigenen Hochschätzung vorzubeugen, hat uns der liebe GOTT viele Gebote geschenkt, welche meist auf positivem Weg uns erinnern sollen, dass wir eigentlich mit Geschenken GOTTES überhäuft werden.
Unser Leben | Das Gebot | Positiver Nebeneffekt |
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Man zieht sich an | Man bindet die Schuhe nach Vorschrift (man zieht zuerst den rechten Schuh an und bindet ihn noch nicht, dann zieht man den linken Schuh an und bindet ihn zuerst) | Selbst die Tatsache, dass man Kleider zum Anziehen hat, ist nicht selbstverständlich, sondern bringt einem ein Gefühl des Glücks, dass man nicht blutarm ist. |
Man geht aus dem Haus | Man küsst die Mesusah3מְזוּזָה | Die Mesusah bewacht auch unser Haus. |
Man isst ein gutes Essen | Man benscht | Es ist nicht gesund, mit vollem Magen zu rennen. |
Man geht zur Arbeit | Man davent Schacharis4das Morgengebet שַחֲרִית |
Mit einer positiven Einstellung zum Leben, nimmt man die Anstrengungen der Arbeit viel leichter auf. |
Am Wochenende will man sich ausruhen, aber der Chef ruft an. | Am Schabbes ist die ganze Kommunikation ausgeschaltet. | Qualitätszeit mit der Familie. |
So auch der Bauer. Nach der monatelangen harten Arbeit auf dem Feld fängt endlich die geglückte Ernte an. Um den lieben GOTT nicht zu vergessen, ist die Mizwah5Gebot
מִצְוָה von Bikurim vorgeschrieben. Man nimmt von den ersten gereiften Früchten und man bringt sie als Geschenk in den Tempel. Es wird erzählt, dass auf dem ganzen Weg bis nach Jerusalem alle Pilger mit ihren Bikurim in der Hand von allen besungen wurden und bei der Ankunft in Jerusalem kam ihnen sogar der Hohepriester, der Koihen Godoil6כֹּהֵן גָּדוֹל in voller Pracht seiner Kleidung entgegen. Und zwischen uns gesagt, wer liebt es nicht, ab und zu im Mittelpunkt zu stehen und gelobt zu werden...
Wir wollen noch hinzufügen, dass auch am Ende der geglückten Ernte, wenn man vor dem ersten Regen (in Israel) alles in die Scheunen bringt, ein Gebot besteht, um den lieben GOTT nicht zu vergessen: die Mizwah vom Laubhüttenfest! Für sieben Tage verlässt man das robuste Haus und man wohnt in einer Hütte mit durchlässigem Dach. Dies soll uns erinnern, dass wir anno dazumal vierzig Jahre in einer heißen und öden Wüste umhergezogen sind, ganz ohne Grund und Boden. Und wenn wir dann am achten Tag wieder nach Hause einziehen, dann sind wir überglücklich, dass uns der liebe GOTT ein volles Haus gegeben hat und wir auf der sozioökonomischen Leiter weit oben stehen dürfen.