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Der Wochenabschnitt
כִּי־תֵצֵא
Ki-Teze

Aktuelle Themen zur Wöchentlichen Parascha, aus Jerusalem der Heiligen Stadt, ת"ו


”כִּֽי־תִהְיֶ֨יןָ לְאִ֜ישׁ שְׁתֵּ֣י נָשִׁ֗ים הָאַחַ֤ת אֲהוּבָה֙ וְהָאַחַ֣ת שְׂנוּאָ֔ה וְיָֽלְדוּ־ל֣וֹ בָנִ֔ים הָאֲהוּבָ֖ה וְהַשְּׂנוּאָ֑ה וְהָיָ֛ה הַבֵּ֥ן הַבְּכֹ֖ר לַשְּׂנִיאָֽה׃ וְהָיָ֗ה בְּיוֹם֙ הַנְחִיל֣וֹ אֶת־בָּנָ֔יו אֵ֥ת אֲשֶׁר־יִהְיֶ֖ה ל֑וֹ לֹ֣א יוּכַ֗ל לְבַכֵּר֙ אֶת־בֶּן־הָ֣אֲהוּבָ֔ה עַל־פְּנֵ֥י בֶן־הַשְּׂנוּאָ֖ה הַבְּכֹֽר׃ כִּי֩ אֶת־הַבְּכֹ֨ר בֶּן־הַשְּׂנוּאָ֜ה יַכִּ֗יר לָ֤תֶת לוֹ֙ פִּ֣י שְׁנַ֔יִם בְּכֹ֥ל אֲשֶׁר־יִמָּצֵ֖א ל֑וֹ כִּי־הוּא֙ רֵאשִׁ֣ית אֹנ֔וֹ ל֖וֹ מִשְׁפַּ֥ט הַבְּכֹרָֽה׃“

(דברים כ"א ט"ו-י"ז)

„Wenn ein Mann zwei Frauen hat, die eine geliebt, die andere verhasst, und sie gebären ihm Söhne, die Geliebte wie die Verhasste: die Verhasste den Erstgeborenen. An dem Tage nun, wo er seine Söhne zu Erben macht dessen, was sein ist, kann er nicht als Erstgeborenen einsetzen den Sohn der Geliebten angesichts des Sohnes der Gehassten, des Erstgeborenen. Sondern den Erstgeborenen, den Sohn der Gehassten, muss er anerkennen, ihm zwei Teile zu geben von allem, was bei ihm vorhanden ist, denn er ist der Erstling seiner Kraft, ihm gebührt das Recht der Erstgeburt.”

(D’Warim, Deuteronomy, 5. Mose 21,15-17)

Die Torah lehrt uns, dass ein männlicher Erstgeborener1Bechoir
בְּכֹר
beim Nachlass zwei Teile des Nachlasses (genauer, des fast ganzen Nachlasses) erhält.

Wir möchten jedoch anmerken, dass es mit einem kurzen Besuch bei jedem Rabbiner ganz leicht ist, diese Klausel zu umgehen. Denn die Torah verlangt das doppelte Erbe nur vom Geld, welches beim Ableben noch dem Verstorbenen gehört hat. Fazit: Schreibt jemand in seinem Testament, dass sein Bechoir nicht zweifach erben soll, so haben wir ein Problem, das Testament widerspricht den Gesetzen GOTTES. Schreibt man jedoch im Letzten Willen, dass er sein Vermögen eine Minute vor seinem Ableben verschenkt, so besteht keinerlei Zwang bei dieser Schenkung dem Bechoir mehr zu geben als den anderen Kindern. Beim Ableben ist dann kein Geld mehr vorhanden, eine Minute vor dem Tod ist alles verschenkt worden, ganz nach dem Willen des Hinscheidenden. Also eine Frage der Formulierung, eine kurze Konsultation beim Rabbiner und ein grosser Streit unter den Erben ist vermieden.

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פָּרָשָׁה
: Es lohnt sich, die Reihenfolge der geliebten und der gehassten Frau zu beobachten.

Im ersten Satz3Possuk
פָּסוּק
hat jemand zwei Frauen, eine geliebte und eine gehasste und beide brachten einen Jungen auf die Welt, die geliebte und die gehasste. Jedoch siehe da, der gesetzliche [halachische] Erstgeborene ist überraschenderweise der Sohn der gehassten Frau! Hat denn nicht zuerst die geliebte einen Jungen zur Welt gebracht?

Die einfachste Antwort wäre eigentlich, wenn man sagen würde, dass die Torah uns hier andeutet, dass es nicht auf die Reihenfolge der Geburt ankommt, wer der Bechoir ist, ausschlaggebend ist die Reihenfolge der Zeugung. Somit sagt uns die Torah, dass obwohl im Geburtssaal die geliebte zuerst war, kann es unter Umständen sein, dass trotzdem der Sohn der gehassten der Bechoir ist, da er zum Beispiel ganze neun Monate im Mutterleib verbrachte, im Gegensatz zum Sohn der geliebten, welcher eine Frühgeburt ist.

Tönt gut und ist trotzdem falsch! Im Talmud steht klar, dass doch die Geburt ausschlaggebend ist. Somit stehen wir abermals vor einem Beispiel, bei dem die mündliche Überlieferung4die Toiroh schebe`al Peh
תּוֹרָה שֶׁבְּעַל פֶּה
unser Gesetz bestimmt und man nicht nur das Geschriebene Wort als Grundlage von GOTTES Willen benutzen kann.

Ein bisschen genauer: Beim Berge Sinai hörten wir lediglich die Zehn Gebote, es existieren aber 613 Gebote. Denn nachdem wir die Zehn Gebote am 7. Siwan zu hören bekommen haben, bestieg Mosche Rabenu am 8. Siwan den Berg Sinai und lernte von GOTT alle 613 Gebote. Nach vierzig Tagen kam Mosche Rabenu runter, jedoch immer noch nicht mit der ganzen Torah, sondern erst mit den zwei Tafeln5Schnej Luchois HaBriss
שְׁני לוּחוֹת הַבְּרִית
mit den Zehn Geboten eingemeißelt. Erst danach setzte sich Mosche Rabenu an den Schreibtisch und schrieb während den nächsten 39 Jahren die ganze Torah, genau was ihm GOTT diktierte. Zusätzlich lehrte er allen Jiden in diesen 39 Jahren die ganze Torah, speziell das ungeschriebene Wort. Denn das Geschriebene Wort enthält `lediglich` Highlights aller Gesetze! Fast alle Gesetze haben wir mündlich erhalten.

Man kann die Torah mit einer Einkaufsliste vergleichen.

Ein Kind kommt ins Geschäft und liest: „Brot, Eier, Milch und Waschpulver.“
Das Kind weiß genau, ob es Weißbrot oder Vollkornbrot, Weizenbrot oder Dinkelbrot, ein ganzes Kilo oder einen 500-Grammer nehmen soll. Ein Dutzend Eier oder nur sechs. Vollmilch oder teilweise entrahmte, pasteurisierte oder UHT (H-Milch) usw.

Die Einkaufsliste ist lediglich das Geschriebene Wort, das ungeschriebene Wort ist viel ausführlicher.

Wenn die Torah uns befiehlt וּכְתַבְתָּם עַל מְזֻזוֹת בֵּיתֶךָ וּבִשְׁעָרֶיך6und du sollst sie schreiben auf die Türpfosten deines Hauses und deiner Toreָ, so steht dort nicht, dass man nicht direkt auf die Türpfosten zu schreiben hat, dass die Mesusah7מְזוּזָה mit schwarzer Tinte auf Pergament geschrieben sein muss und nicht auf Papier, dass man nur zwei Abschnitte der Torah darauf schreibt und nicht eine ganze Torahrolle aufzuhängen hat, auf welcher Höhe man die Mesusah anbringt usw. All dies lernte Mosche Rabenu in den vierzig Tagen bei GOTT und Mosche lehrte es uns in den 39 Jahren danach.

 
 

 

Gut Schabbes
Moische Bollag

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13. Elul 5782, 9. September 2022,

 

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