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Der Wochenabschnitt
לֶךְ לְךָ
Lech Lecha

Aktuelle Themen zur Wöchentlichen Parascha, aus Jerusalem der Heiligen Stadt, ת"ו


Gehe zu Deiner Selbst

”וַיֹּ֤אמֶר י-ה-ו-ה֙ אֶל־אַבְרָ֔ם לֶךְ־לְךָ֛ מֵֽאַרְצְךָ֥ וּמִמּֽוֹלַדְתְּךָ֖ וּמִבֵּ֣ית אָבִ֑יךָ אֶל־הָאָ֖רֶץ אֲשֶׁ֥ר אַרְאֶֽךָּ:“

(בראשית יב א)

„Und es sprach der Ewige zu Awram: „Gehe fort von deinem Lande und von deinem Geburtsorte, und vom Hause deines Vaters, in das Land, das Ich dir zeigen werde“”

(1. Buch Moses, Bereschit, 12:1)

Paraschat Lech Lecha (wörtl. „Gehe für dich“ / „Gehe zu dir“) erzählt uns von dem Gründer des jüdischen Volkes, Awraham Awinu. Awraham Awinu und dem jüdischen Volke wurde die Aufgabe gegeben, den moralischen Verfall der Welt aufzuhalten und Monotheismus, den Glauben an einen G-tt, zu verbreiten. Die Aufgabe des jüdischen Volkes ist es die Welt anzuweisen, in G-ttes Wegen zu gehen. In unserer Parascha weist Haschem Awraham an seinen Geburtsort Ur Casdim im heutigen Irak, zu verlassen, und sich im Lande Israel niederzulassen. Damit der Rest der Welt die Schönheit jüdischen Lebens bewundern kann, verspricht Haschem Awraham und seinen Nachfahren das Lande Israel, wo er sich niederlässt.

Der Befehl an Awraham von G-tt mit den Worten „Lech Lecha“, bedeutet in seiner inneren Auslegungsweise, das er wie oben angedeutet, zu sich selbst gehen soll, zu seinem wahren Selbst. Sie waren die ersten Worte, die G-tt mit Awraham Awinu sprach und sie eröffneten für ihn neue Möglichkeiten und Entwicklung von Talenten, die vorher für ihn unerreichbar waren. Haschem sagte ihm: „Lech Lecha – gehe zu deiner Selbst, zu deiner inneren und wahren Essenz. Entwickle alle deine Kräfte und Talente und schreite voran über alle Grenzen hinaus.

Von der Sintflut in voriger Parascha haben wir gesehen, dass es möglich ist, die Vergangenheit zu berichtigen und unser Leben von neu an in Ordnung zu bringen. Das Studium der Torah und die praktische Ausübung der Gebote befähigen uns, zu unserer wahren Identität zu finden, bislang unerkannte Stärken zu entdecken und auf Höhen zu gelangen, von denen wir uns nie vorgestellt hatten, dass sie existieren.

Ein wichtiges Prinzip im Judentum ist, dass der Mensch nicht auf einer Stelle stehen bleiben kann. Im Gegensatz zu den Engeln, die sich nicht weiterentwickeln können, ist der Mensch ein „Mehalech“ ein sich fortbewegendes Lebewesen, und nur er kann in Heiligkeit aufsteigen und im Leben vorwärtskommen. Denn wenn er nicht vorwärtsgeht, fällt er zurück und sinkt von seiner Ebene. Und dies ist es was „Lech Lecha“ bedeutet: Der Jude ist verpflichtet ständig zu steigen und sich zu verbessern, denn in Heiligkeit steigt man ständig.

In dem in der Überschrift zitierten Vers „Und es sprach der Ewige zu Awram: „Gehe zu dir, von deinem Lande und von deinem Geburtsorte, und vom Hause deines Vaters, in das Land, das Ich dir zeigen werde“, gibt der Ewige Awraham, der damals noch Awram hieß, Anweisung und Rat, wie er erfolgreich sein wird. Der Vers betont nicht den Einzug Awrahams in das Lande Israel, sondern die Bedeutung hier ist, das Awraham Awinu seine Existenz verlassen soll. Die chassidische Lehre erklärt: „Von deinem Lande“ bedeutet ‚von deinem Willen‘, „von deinem Geburtsort“ – von deinen Gewohnheiten und Charaktereigenschaften, und vom Hause deines Vaters bedeutet ‚von deiner Weisheit‘, denn die Weisheit kommt vom Vater.

Awraham musste in das Land gehen, was Awoda, Dienst and G-tt bedeutet, so handeln wie ihn Haschem anweist, und dies erhob ihn zu hohen spirituellen Ebenen, er wurde ein Botschafter G-ttes und diese Verbindung mit Haschem war eine Vorbereitung für die Gabe der Torah am Berge Sinai, and der ebenfalls eine Verbindung mit den niederen und höheren Welten stattfand.

Die Taten der Vorväter dienen ihren Nachkommen als Beispiel. Das obige bezieht sich ebenfalls auf uns, die Nachkommen von Awraham Awinu, „Awraham unserem Vater“. Wenn wir in Spiritualität und Materialität erfolgreich sein wollen, und ein geistreiches, bedeutungsvolles Leben leben wollen, so müssen wir zunächst unsere materiellen Verlange kontrollieren, das heißt sich nur mit ihnen beschäftigen in wie weit es notwendig ist, und der Hauptschwerpunkt unseres Lebens müssen Torah, Gebote, und gute Taten mit unseren jüdischen Nachbarn sein. Danach müssen wir uns von unseren Gewohnheiten und Charaktereigenschaften trennen, und nicht sagen „ich wurde so geboren..“ und Dinge nicht tuen weil es unsere Natur ist, sondern nur nach dem Willen von Haschem handeln. Und dann müssen wir aus dem Hause unseres Vaters ausziehen, nicht auf unsere eigene Weisheit hören, sondern auf eine objektive Weisheit, auf die Torah von G-tt Allmächtigem. Und das ist das Versprechen für Erfolg und Segen von Haschem für jeden Juden.(1)Likutei Sichot
Teil 2,
S. 59ff

 

Schabbat Schalom Umeworach,
Ihr Raw Daniel Schiffer

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09. Cheschwan 5782, 15. Oktober 2021,

 

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