Das gesprochene Wort
Die פרשה [der Wochenabschnitt] lehrt uns verschiedene Gesetze der Gelübde. So besitzt jemand ein Schaf, trinkt dessen Milch und verwendet die Wolle. Bestimmt der Besitzer das Schaf zum קָרְבַּן [Korban - ein Schlachtopfer] und spricht: “הֲרֵי זוֹ עוֹלָה” [Harei So ‘Olah - dies soll ein Schlachtopfer sein] – so wird das Schaf heilig, die Milch und die Wolle dürfen nicht mehr benutzt werden.
Damit man nicht ohne Absicht verbotene Milch trank, war es der Brauch, dass man die Schlachtopfer nach Jerusalem und sogar bis zum Eingang des Tempel brachte und erst dort die Heiligung הרי זו עולה über die Lippen brachte. Somit waren die Tiere unterwegs noch „normal“ und z.B. konnte man noch auf ihnen nach Jerusalem reiten, wenn es ein Stier oder eine Kuh war. Spricht man jedoch die Heiligung, so ändert dies sofort den Status des Tieres.
Man kann auch etwas auf sich nehmen und sagen: „Ich schwöre, dass ich in den nächsten fünf Tagen um sechs Uhr morgens aufstehe.“ Oder: „Ich schwöre, dass ich im nächsten Jahr wöchentlich zehn Dollar spende.“ usw. Unter Umständen wird dann diese Person mit 39 מַכּוֹת [Makot - Peitschenschläge] bestraft, wenn er sich nicht an sein Gelübde gehalten hat!
Nun sagt bereits Salomon in Kohelet [Ecclesiastes/Prediger]
Aber die Torah gibt jedem Jid die Möglichkeit, persönliche עֲבִירוֹת, [Aveirot - persönliche Verbote] auf die Welt zu setzen! Dazu benötigt es keinerlei Gremium, keinen Richter, keinen Rabbiner und keinen Rechtsanwalt. Jeder jüdische Mann ab zwölf Jahren (Nein - kein Schreibfehler!) und jede jüdische Frau ab elf Jahren besitzt die Kraft mit seinem Mundwerk verschiedene Gesetze auf die Welt zu setzen.
In der Bibel (im תנ"ך) wird die Zunge oft mit einem Schwert und mit einem Pfeil verglichen.
Dies alles will uns lehren: denke nicht, dass du einfach sagen kannst was dir gerade einfällt! Wäge jedes Wort ab, bevor du es aussprichst! Zu oft denkt man sich: „Ich habe es ja nur gesagt, ich habe ja nichts getan.“ Dies ist aber genauso, wie jemand einen Dolch in die Hand nimmt, jemanden in den Bauch rammt, diesen bald herauszieht und sich entschuldigt, was er getan habe, habe er wieder rückgängig gemacht, der Dolch sei nicht mehr in seinem Körper. Das Opfer antwortet: „Stimmt eigentlich und gerne würde ich dir vergeben. Aber es hat schon ein Problem. Meine Lunge hat einen Schnitt abbekommen wie auch meine Leber, ich habe eine innere Blutung und schwebe in Lebensgefahr.“
Soll uns immer der Spruch vom Talmud in vor den Augen stehen: