Hier lernen wir verschiedene Halochois1Gesetze
הלֵחוֹת des Schlachten von Tieropfer. Es gab Zeiten, da konnte einjeder einen privaten Misbe`ach2Altar
מִזבֵּחַ bauen und darauf Opfer bringen. Sagt hier der Possuk3Vers der Torah
פָּסוּק, dass dies nur erlaubt sein wird, solange man noch nicht zur Ruhestätte und zum Grundstück angelangt ist. Mit `Ruhestätte` ist das Mischkon Schilo4שִׁילֹה מִשְׁכָּן gemeint (werden wir bald erklären) und mit dem `Grundstück` meint man das Bejs HaMikdosch5Tempel in Jerusalem
בֵּית־הַמִּקְדָּשׁ.
Wir wollen vorwegnehmen, dass jeder Jid zuerst einmal diejenigen Halochois [Gesetze] zu lernen hat, welche im tagtäglichen Leben zur Geltung kommen. Erst wenn man einen guten Überblick bekommen hat, kann man sich den Gesetzen zuwenden, welche nur in Zeiten des Bejs HaMikdosch [Tempel] zur Anwendung kommen. So werden in allen Jeschiwois6Talmudschulen
יְשִׁיבוֹת zuerst נָשִׂים und נְזִיקִין studiert [Gesetze der Heirat und der Schäden] und erst wenn man 19 Jahre alt ist, kann man zur Jeschiwa Brisk wechseln, wo קָדָשִׁים gelernt wird, die Gesetze der Opfer.
Von der Weltbeschaffung bis zur Wüste Sinai konnte jeder einen Altar bauen, wo immer er auch nur wollte. Nach dem Erhalt der Torah beim Berge Sinai bauten die Jiden das zusammenlegbare Mischkon7Die Stiftshütte - Das Stiftzelt
מִשְׁכָּן und somit trennten sich die Wege der Jiden und der Nichtjuden. Ein Nichtjude kann weiterhin, wie auch in den heutigen Tagen, einen Altar in seinem Garten bauen und ein Opfer für unseren Gott bringen! Ein Nichtjude muss sich nicht megajer sein8zum jüdischen Volk übertreten
מְגַיֵּר um den jüdischen Gott zu dienen. Er kann weiterhin ein Goi9Nichtjude
גּוֹי bleiben, die שֶׁבַע מִצְווֹת בְּנִי נֹחַ 107 Gebote für Nichtjuden beachten und ins Paradies kommen. Und wenn ihm danach ist, kann er auch Opfer bringen.
Bei den Jiden waren die privaten Altare zeitweise erlaubt und dann wieder nicht.
- Sobald die Jiden am Berg Sinai das Mischkon [Die Stiftshütte - מִשְׁכָּן] gebaut hatten, durften sie keinen privaten Altar mehr bauen. Alle Korbonois [Schlachtopfer - קָרְבָּנוֹת] mussten ins Mischkon gebracht werden.
- Nach dem Ableben von Mosche Rabenu und dem Eintritt ins Heilige Land neben Jericho, wurde das Mischkon für 14 Jahre in Gilgol aufgestellt. Sofort wurden die privaten Altäre wieder erlaubt. In diesen 14 Jahren eroberte Jehoischua [יְהוֹשֻׁעַ] mit den Jiden das ganze Heilige Land und das Land wurde aufgeteilt.
- Danach wurde das Mischkon für 369 Jahre in Schilo aufgebaut mit der einen Änderung, dass die Wände nicht aus Holz, sondern aus Stein waren. Diese 369 Jahre in Schilo werden mit `Ruhestätte` bezeichnet. Wieder sind die privaten Altäre verboten.
- Schilo wurde zerstört, das Mischkon zügelt nach Nov und Giv`on – private Altare erlaubt.
- Dann wird der Tempel in Jerusalem für zuerst 410 und danach 420 Jahre aufgebaut. Der Tempel wird mit `Grundstück` definiert, auf einem `Grundstück` bleibt man definitiv. Und sobald Schlomoh HaMelech den ersten Tempel gegründet hat, wurden die privaten Altäre für immer verboten, auch nach der Zerstörung des Tempels, inklusive den heutigen Tagen.
- Sobald Moschiach den dritten Tempel aufbauen wird, werden wir wieder Opfer bringen können, aber nur im Tempel.
Rabbi Eliezer Tauber זצ"ל
Mit Dank an: Joel Weiss, Cc-by-sa-3.0 (creativecommons.org)
Zu diesem Thema gibt es eine schöne Geschichte von Rabbi Schimschon Dovid Pinkuss זצ"ל [selig] und Reb Ezriel Tauber זצ"ל. Rabbi Schimschon Pinkuss זצ"ל war Stadtrabbiner11in Ofaqim, wie auch sein Vater. Reb Ezriel Tauber זצ"ל war Geschäftsmann, ebenfalls wie sein Vater, lernte aber täglich viele Stunden, bis er ein grosser Gelernter wurde. Zusammen organisierten sie sogenannte Shalheves-Weekends12שַׁבָּת שַׁלְהֶבֶת, bei denen sie manchmal Nichtreligiöse und manchmal Religiöse dem Gott näher brachten.
Einmal sassen die zwei Rabbiner zusammen am Freitagabend-Tisch und plötzlich wendet sich Rabbi Schimschon זצ"ל zu Reb Ezriel זצ"ל und fragt: "Stell Dir vor, Du würdest rausfinden, dass Du gar kein Jid bist. (Z.B. dass der Gijur [Übertritt zum Judentum - גִּיּוּר] seiner Mutter ungültig war.) Wie würdest Du Dich verhalten?"
Reb Ezriel זצ"ל: "Ich würde meine Hosen raufziehen, zum Rabbinat rennen und zum Judentum übertreten!"
Reb Schimschon זצ"ל: "Sehr schön!"
Rabbi Schimschon Dovid Pinkuss זצ"ל
Mit Dank an: Netanel333, Public domain, via Wikimedia Commons(creativecommons.org)
Nach einer kurzen Denkpause fragt Reb Ezriel זצ"ל: "Und Du, Rabbi Schimschon? Was würdest Du machen, wenn Du rausfinden würdest, dass Du kein Jid bist?" – "Auch ich würde meine Hosen raufziehen, zum Rabbinat rennen und zum Judentum übertreten. Aber vorher, vorher würde ich einen Altar bauen und dem Lieben Gott ein Opfer darbringen!" (Wie erklärt, ist dies für einen Nichtjuden erlaubt.)
Reb Ezriel זצ"ל: " Rabbi Schimschon! Bist Du nicht ganz bei Sinnen? Du bist ein Goi [Nichtjude]! Renne und werde ein Jid! Du bist nur auf so dumme Gedanken gekommen, da Du in Brisk gelernt hast, wo man die Gesetze der Opfer lernt und hast die ganze Zeit Opfer vor den Augen. Aber willst deswegen ein Goi sein?"
Reb Schimschon זצ"ל: "Stimmt! Was Du sagst, ist richtig. Und trotzdem würde ich es so machen."
Später hat Reb Ezriel זצ"ל überlegt und ist zum Schluss gekommen, dass der Unterschied zwischen den beiden folgendermassen ist.
- Reb Ezriel זצ"ל war ein Kriegsüberlebender. Sein Vater und er kämpften darum, Jiden zu bleiben. Somit war das wie-ein-Jid-leben ihr allerhöchstes Ziel geworden.
- Rabbi Schimschon זצ"ל dagegen war nach dem Krieg im Haus eines Rabbiners geboren, mit drei Jahren führte ihn sein Vater in den Chejder13Jüdische Kinderschule
חֶדֶר und das Jid-sein war eine Selbstverständlichkeit. Sein Streben war immer, noch mehr Mizwois [Gebote Gottes - מִצְווֹת] zu erfüllen. Und nachdem er jahrelang die Gestze der Opfer studiert hatte, entwickelte sich bei ihm die Lust, selber ein Opfer dem lieben Gott zu bringen, sogar wenn er in Kauf nehmen müsste, noch ein paar Stunden Nichtjude zu sein.
Reb Ezriel זצ"ל forderte dann die Religiösen auf, natürlich weiterhin alle Mizwois zu erfüllen. Aber zusätzlich sollen sie sich vor die Augen führen, wie glücklich sie sein müssen, dass sie von Gott dieses riesige Geschenk erhalten haben, überhaupt ein Jid zu sein!
# | Epoche | Private Altare |
---|---|---|
1 | Von der Weltbeschaffung bis zum Bau des Mischkon | Erlaubt |
2 | Mischkon zieht in der Wüste umher | Verboten |
3 | Mischkon in Gilgol | Erlaubt |
4 | Mischkon in Schilo, die provisorische `Ruhestätte` | Verboten |
5 | Mischkon in Nov und Giv`on | Erlaubt |
6 | Vom Bau des ersten Tempels , dem definitiven `Grundstück`, bis in die Ewigkeit | Verboten |
Anmerkung: folgende Bilder sind aus dem Buch שיעורים בספר ויקרא von רב אליעזר מרדכי בן-שם שליט"א entnommen. Beherrscht jemand die hebräische Sprache und er will die הלכות קרבנות verstehen, so ist dieses Werk wärmstens zu empfehlen.
Die Stiftshütte - מִשְׁכָּן
Tempel in Jerusalem - בֵּית־הַמִּקְדָּשׁ
Weg von der Wüste über Gilgal, Shilo, Gov, Giv'on nach Jerusalem.