Tora-reading.png

Der Wochenabschnitt
תְּרוּמָה
T'rumah

Aktuelle Themen zur Wöchentlichen Parascha, aus Jerusalem der Heiligen Stadt, ת"ו


Die g-ttliche Seele

”ווְעָ֥שׂוּ לִ֖י מִקְדָּ֑שׁ וְשָׁכַנְתִּ֖י בְּתוֹכָֽם׃“

(שמות כ"ה ח')

„Und sie sollen Mir ein Heiligtum errichten, dass ich mitten unter ihnen wohne”

(2. Buch Moses, Sch'mot, 25:8)

Haschem beginnt Paraschat Teruma mit der Anweisung Ihm ein Stiftszelt während unseres Aufenthaltes in der Wüste zu bauen. Raschi, der größte aller Torah-Kommentatoren erklärt uns, dass es ein „Beit Keduscha“, ein Haus des Heiligtums sein soll, was bedeutet, dass wir ihm ein Haus bauen sollen, das die Heiligkeit G-ttes beherbergt (Sefer Sikaron). Es soll Seinem Namen gewidmet sein als besonderer Ort an dem wir ihm dienen. Er weist uns an mit den Worten: „Weassu Li Mikdasch weschachanti betocham“: Dies kann auch übersetzt werden, dass wir ihm ein Heiligtum errichten sollen, und er dann in uns wohnen wird.

Was bedeutet aber diese eigenartige Ausdrucksweise – müsste es nicht grammatikalisch korrekt heißen „und er wird in ihmihm wohnen?“ Was bedeutet es, dass Haschem in uns wohnen wird?

Wie wir bereits an anderer Stelle geschrieben haben, besitzt der Jude eine zusätzliche Seele, die „Nefesch HaElokit“, die g-ttliche Seele. Nun ist eine passende Gelegenheit, dieses Thema zu behandeln. Diese Seele ist ein echter Teil G-ttes. Dies ist so, wie wenn man beispielsweise ein Laib Brot hat und man schneidet davon einen Teil ab. Der abgeschnittene Teil ist ein echter Teil des Laibes. So ist es auch mit der Seele. Nun wissen wir aber, dass Haschem keine physische Form hat; Dazu erklären unsere Weisen, dass Haschem die Seele in uns eingehaucht hat.

So wohnt Haschem in jedem Juden, und zu jeder Zeit. Denn Seine Sprache, mit der Er die g-ttliche Seele in den Juden einhaucht wird nie ein Teil der getrennt ist von ihm. Anders als beim Menschen, der, wenn er etwas spricht, die Sprache ihn verlässt und ‚in der Luft schwebt‘, bleibt Haschems Sprache immer mit ihm verbunden. Und so ist es, dass auch die g-ttliche Seele, die sich im Verstand und im Herzen des Juden befindet, immer mit Haschem verbunden bleibt.

Was lehrt uns dies in Bezug auf unsere Beziehung mit dem Allmächtigen? Dies ist so, wie wir eingangs gesagt haben: Errichtet mir ein Heiligtum, und ich werde in euch wohnen. Wenn wir Haschem dienen, wird seine Heiligkeit in uns wohnen. Doch obwohl die g-ttliche Seele stets im Juden vorhanden ist, muss sie, auch wie ein Lebewesen genährt werden. Es kann nur gesagt werden, dass Haschem in uns wohnt, wenn diese g-ttliche Seele am Leben ist, d.h. aktiv ist und genutzt wird. Obwohl die g-ttliche Seele unzerstörbar ist, kann sie schwer beschädigt, und sogar von Haschem getrennt werden durch vorzeitigen Tod oder Abschnitt der g-ttlichen Lebenskraft („Karet“), die er uns jeden Moment gibt. Wir müssen uns bewusst sein, dass wir uns durch unsere Sünden von G-tt trennen; durch die Beachtung der Gebote vereinen wir uns mit G-tt; dadurch werden wir heilig, was uns besondere Kräfte verleiht.

Der Feind der g-ttlichen Seele ist die Yetzer Hara (böser Trieb), oder auch „Nefesch HaBehamit“ (tierische Seele) genannt. Der böse Trieb will uns immer wieder aufs Neue glaubhaft machen, das

  1. Durch Sünde unser Jüdisch-Sein nicht beeinträchtigt wird,
        und
  2. Uns Sünde nicht von Haschem trennt
        (Das Buch Tanja).

Unsere Aufgabe ist es, diese Lügen zu durchschauen, und stets das Richtige zu tun.

Anders, als diejenigen, die behaupten möchten, dass Haschem die Welt erschaffen, und sich dann von ihr zurückgezogen hat und sich nur „wichtigen“ Belangen widmet, lehrt uns das Judentum, das Haschem allgegenwärtig ist, und sich selbst mit den scheinbar unbedeutendsten Dingen beschäftigt. In den Sprüchen der Väter steht geschrieben: Wisse stets was über Dir und so kommst du nicht zur Sünde – ein Sehendes Auge, ein Hörendes Ohr und alle deine Taten werden in einem Buche verzeichnet. Wenn wir uns vor Augen halten, dass Haschem uns wie ein Vater stets beobachtet, uns zuhört und dass all unsere Taten Bedeutung haben, haben wir eine Waffe gegen unsere Verlange und tierische Seele.

Um dem bösen Trieb gewachsen zu sein, müssen wir die Torah in unser Leben mit einbeziehen, und dazu gehören regelmäßige, festgelegte Zeiten für das Studium der Torah, morgens und abends, und die Tag-täglich relevanten Gebote. Ein Jude muss strikt die Gesetze des Schabbat, der Kaschrut, und jüdischen Feiertage einhalten. Er muss seinen Kindern ein leuchtendes Beispiel sein, ihnen das Schema und die Segenssprüche vor und nach dem Essen lehren. Er muss sich Verhalten wie ein Jude in Gedanke, Sprache und Tat indem er alle Gesetze und Bräuche gewissenhaft und treu befolgt. Dann kann er sicher sein, dass Haschem sein Leben segnen wird mit Parnassa und Kindern bis in alle Generationen.

 

 

Schabbat Schalom Umeworach,
Ihr Rabbiner Daniel Schiffer

Um den Wochenabschnitt als PDF herunterzuladen, klicken Sie bitte auf das PDF-Symbol.

3. Adar I 5782, 4. Februar 2022,

 

transparent to purple gradient