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Der Wochenabschnitt
וַיֵּלֶךְ
WaJelekh

Aktuelle Themen zur Wöchentlichen Parascha, aus Jerusalem der Heiligen Stadt, ת"ו


”וְעַתָּ֗ה כִּתְב֤וּ לָכֶם֙ אֶת־הַשִּׁירָ֣ה הַזֹּ֔את וְלַמְּדָ֥הּ אֶת־בְּנֵי־יִשְׂרָאֵ֖ל שִׂימָ֣הּ בְּפִיהֶ֑ם לְמַ֨עַן תִּהְיֶה־לִּ֜י הַשִּׁירָ֥ה הַזֹּ֛את לְעֵ֖ד בִּבְנֵ֥י יִשְׂרָאֵֽל׃ כִּֽי־אֲבִיאֶ֜נּוּ אֶֽל־הָאֲדָמָ֣ה  אֲשֶׁר־נִשְׁבַּ֣עְתִּי לַאֲבֹתָ֗יו זָבַ֤ת חָלָב֙ וּדְבַ֔שׁ וְאָכַ֥ל וְשָׂבַ֖ע וְדָשֵׁ֑ן וּפָנָ֞ה אֶל־אֱלֹהִ֤ים אֲחֵרִים֙ וַעֲבָד֔וּם וְנִ֣אֲצ֔וּנִי וְהֵפֵ֖ר אֶת־בְּרִיתִֽי׃ וְ֠הָיָ֠ה כִּֽי־תִמְצֶ֨אןָ אֹת֜וֹ רָע֣וֹת רַבּוֹת֮ וְצָרוֹת֒ וְ֠עָנְתָ֠ה הַשִּׁירָ֨ה הַזֹּ֤את לְפָנָיו֙ לְעֵ֔ד כִּ֛י לֹ֥א תִשָּׁכַ֖ח מִפִּ֣י זַרְע֑וֹ כִּ֧י יָדַ֣עְתִּי אֶת־יִצְר֗וֹ אֲשֶׁ֨ר ה֤וּא עֹשֶׂה֙ הַיּ֔וֹם בְּטֶ֣רֶם אֲבִיאֶ֔נּוּ אֶל־הָאָ֖רֶץ אֲשֶׁ֥ר נִשְׁבַּֽעְתִּי׃“

(דברים ל”א י"ט – כ"א)

„Und nun denn schreibt euch diesen Gesang auf und lehre ihn die Kinder Israel, leg ihn ihnen in den Mund, auf dass mir dieser Gesang zum Zeugen sei gegen die Kinder Israel. Wenn ich es bringe nach dem Lande, das ich seinen Vätern zugeschworen, das von Milch und Honig fließt, und es isst und wird satt und fett, und wendet sich zu fremden Göttern, ihnen zu dienen, und verwirft mich, und bricht meinen Bund: Wenn es viele Leiden und Not ereilt, so soll dieser Gesang ihm ins Angesicht sprechen als Zeuge — denn er wird nicht vergessen werden aus dem Munde seiner Nachkommen — denn ich kenne seinen Sinn, was es ausbildet, bevor ich ihn in das Land gebracht, das ich ihm zugeschworen.”

(D’Warim, Deuteronomy, 5. Mose 31, 19-21)

Am Anfang des fünften Buch Moses, Sejfer Dworim [סֵפֶר דְּבָרִים], haben wir darauf hingewiesen, dass nur in diesem Buch Moische Rabenu die sprechende Person ist. Dies war auch der Fall bis Ende der letzten Woche, bis zum Schluss des Wochenabschnittes Nizowim [נִצָּבִים‎].

Ab dieser Woche beim Anfang von WaJelekh [וַיֵּלֶךְ‎] bis zum Ende der Torah wird wieder von Moische Rabenu in dritter Person gesprochen.

In den zitierten Psukim1פְּסוקים
Sätzen
befiehlt GOTT, dass man ein Sefer Torah2סֵפֶר תּוֹרָה
eine Torahrolle
schreiben soll, in welcher das Lied der nächsten Woche, der Parschass Ha`asinu [הַאֲזִינוּ] vorkommt. Und GOTT bemerkt:

”כִּי לֹא תִשָּׁכַח מִפִּי זַרְעוֹ“


„die Torah wird nie von den Jiden vergessen werden.”

Zu jener Zeit, als diese Prophezeiung geschrieben wurde, gab es auf der Welt viele Religionen, welche mit der Zeit untergegangen sind. Wieder einmal eine Prophezeiung der Torah, welche in Erfüllung gegangen ist.

Eingang zum Grab von Rabbi Shimon bar Jochai

Eingang zum Grab von Rabbi Shimon bar Jochai

Im Talmud Schabbos 138b steht, dass als das Sanhedrin3סַנְהֶדְרִין
oberste jüdische Gremium
den Tempel verlassen musste und nach Jawneh [יַבְנֶה] kam, die Rabbiner der Meinung waren, dass eine Zeit kommen wird, in der die Torah vergessen gehen wird. Erzählt der Talmud weiter, dass Rabbi Schimon bar Jochai das Gegenteil behauptete, die Torah werde nicht in Vergessenheit geraten, es stehe ja hier in WaJelekh [וַיֵּלֶךְ‎], dass כִּי לֹא תִשָּׁכַח מִפִּי זַרְעוֹ – die Torah wird von den Jiden nie vergessen werden.

Rabbi Nachman von Breslow machte darauf aufmerksam, dass die letzten Buchstaben der Worte כִּי לֹא תִשָּׁכַח מִפִּי זַרְעוֹ – also das י, das א, das ח, abermals das י und das ו in neuer Reihenfolge den Namen von Rabbi Schimon bar Jochais Vater ergeben = יוחאי.


Zurück zur Diskussion, ob die Torah je vergessen wird oder nicht. Beide Meinungen haben ihre Richtigkeit. Denn die Torah hat viele Dimensionen. Die bekanntesten werden פרדס genannt.

פ ר ד " ס  =   פשטרמזדרושסוד

Pardes (פרד"ס) ist eine kabbalistische Theorie der biblischen Exegese, die zuerst von Moses de León4ר' משה די ליאון vorgebracht wurde. Der Begriff, manchmal auch mit PaRDeS wiedergegeben, ist ein Akronym, das aus den Anfangsbuchstaben der folgenden vier Ansätze gebildet wird:

  • P‘schat (פְּשָׁט)
    „Oberfläche“ („gerade“) oder die wörtliche (direkte) Bedeutung.

  • Remes (רֶמֶז)
    „Hinweise“ oder die tiefe (allegorische: verborgene oder symbolische) Bedeutung, die über den rein wörtlichen Sinn hinausgeht. In der Version des Neuen Zohar, Re'iah.

  • D‘rash (דְּרַשׁ‎)
    von hebräisch darash: „erkundigen“ („suchen“) – die vergleichende (midrashische) Bedeutung, wie sie durch ähnliche Vorkommnisse gegeben wird.

  • Sod (סוֹד) (ausgesprochen mit einem scharfen S also ßod oder Ssod wie Sarah)
    „geheim“ („Geheimnis“) oder die esoterische/mystische Bedeutung, wie sie durch Inspiration oder Offenbarung gegeben wird.

Also die normale Erklärung, die Andeutungen, das daraus Gelernte und die Geheimnisse. Auch konnte man früher mit der Torah Krankheiten heilen und vieles mehr. Viele dieser Aspekte sind mit der Zeit verloren gegangen, uns ist heutzutage nur ein Bruchteil dieses immensen Wissen bekannt. Somit haben die Weisen von Jawneh Recht, dass die Torah in Vergessenheit geraten wird.

Rabbi Schimon bar Jochai jedoch bezieht sich auf die Teile, welche uns ja noch zur Verfügung stehen. Und wenn ein Rabbiner heutzutage laut dem Stand des heutigen Wissens einen Entscheid fällt, so ist es der Wille GOTTES, dass wir genau diesem Entscheid Folge leisten. GOTT ist derjenige, der entscheidet, in welcher Generation wie viele Prozente der Torah uns noch zur Verfügung stehen. Und in jeder Generation befiehlt er uns, die Rabbiner als führende und entscheidende Instanz anzunehmen.

Zu diesem Thema der Ewigkeit der Torah im Gegensatz zu anderen Religionen noch eine Bemerkung. Der Rambam schreibt׳5Pejrusch HaMischnajos Sanhedrin Anfang 10.Kappitel, dass wenn einer behauptet, die ganze Torah stamme von GOTT, ausser einem Satz, welcher Moische Rabenu alleine entschieden habe zu schreiben, so habe er das Wort GOTTES verschämt und er sei ein עוֹבֵד עֲבוֹדָה זָרָה 6Götzendiener
Owed Awodah Szarah
.

האומר שכל התורה כולה מפי הקדוש ברוך הוא חוץ מפסוק אחד שלא אמרו הקדוש ברוך הוא אלא משה מפי עצמו, זה הוא כִּי דְבַר יְ-ה-וָ-ה בָּזָה וְאֶת מִצְוָתוֹ הֵפַר הִכָּרֵת תִּכָּרֵת הַנֶּפֶשׁ הַהִוא עֲו‍ֹנָה בָהּ. - יתעלה ה' ממה שאומרים הכופרים - אלא כל אות שבה יש בה חכמות ונפלאות למי שהבינו ה'.

Derjenige, der sagt, dass die gesamte Torah aus dem Mund des Heiligen, gesegnet sei Er, ist, mit Ausnahme eines Verses, der nicht vom Heiligen, gesegnet sei Er, gesprochen wurde, sondern von Moses aus seinem eigenen Mund, das ist, „Denn das Wort des Herrn hat sie [diese Person] verhöhnt und sein Gebot gebrochen, ausgerottet werde dieselbe Person; ihre Strafe ruht auf ihr“ - möge Gott sich erheben über das, was die Ungläubigen sagen - aber jeder Buchstabe, in dem Weisheit und Wunder darin sind Für diejenigen, die Gott verstanden haben.

Hier stellt sich die Frage, besagte Person verschämt eigentlich nicht das Wort GOTTES! Er gibt ja zu, dass fast die ganze Torah von GOTT sei. Er behauptet ja lediglich, dass ein gewisser Satz von Moische Rabenu implantiert worden sein soll. So verschämt er eigentlich Moische Rabenu. Weshalb stellt der Rambam trotzdem fest, er habe das Wort GOTTES verschämt?

Die Antwort ist, GOTT hat Moische Rabenu zu seinem Sprecher ernannt. [Siehe z.B. Dvorim 5, 20-28 דְּבָרִים ה' כ' – כ"ח] Behauptet nun jemand, Moische Rabenu habe unbefugtes getan, so degradiert er nicht nur Moische Rabejnu, sondern er degradiert auch GOTT selbst. Als schaffe es GOTT nicht, einen verlässlichen Sprecher zu finden!

GOTT ist viel grösser als die Behauptung von Muhammed, dass alle Größen unseres Volkes seien tatsächlich Propheten gewesen, jedoch hätten alle eigene Gedanken in ihre Prophezeiungen eingemischt, bis er, Muhammed gekommen sei und endlich die lautere Wahrheit verheißen habe. Nach seiner Behauptung habe also GOTT tatenlos zugeschaut, wie seine Propheten seine Messages ungenau weitergeben. Was für eine Degradierung des Allmächtigen!

GOTT hat uns vor den Augen Millionen von Ägyptern auserwählt. Danach hat er uns die Thorah geschenkt, während Millionen Jiden SEINE Stimme von einem brennenden Feuer vernahmen. GOTT darf natürlich seine Meinung ändern, ein anderes Volk auswählen und auf die Einhaltung der 613 Gebote plötzlich grundlos verzichten. Aber man darf schon erwarten, dass diese Meinungsänderung ebenfalls mit vergleichbaren Wundern bei einer nie dagewesenen Zeremonie an die Öffentlichkeit bekannt gegeben wird. Stattdessen soll ER jemandem mit zweifelhafter Abstammung erschienen sein und im Geheimen, vor zwölf nicht besonders bekannten Anhängern kleinkarierte Wunder vollbracht haben und die ganze Religion über den Tisch geworfen haben. Welche Degradierung!

Ähnlich auch mit dem Christentum. Das Christentum glaubt der Bibel. Laut dieser Bibel hat GOTT die Jiden vor den Augen Millionen von Ägyptern auserwählt. Danach hat ER uns die Thorah geschenkt, während Millionen Jiden SEINE Stimme von einem brennenden Feuer vernahmen. Nun kommt das Christentum und fügt ein neues Testament zur Bibel hinzu. Demnach soll GOTT seine Meinung geändert haben, auf die Erfüllung der 613 Gebote verzichtet haben und einen neuen Glauben verlangen.

Da stellt sich die berechtigte Frage, bei der ersten Offenbarung GOTTES, als ER das erste Mal sein Gesetzbuch veröffentlichte, so geschah dies zuerst vor Millionen Ägyptern und danach vor Millionen Jiden. Weshalb sollte GOTT seinen neuen Glauben vor zwölf unbekannten Männern bekannt machen? Laut dem Christentum soll also GOTT Tische im Tempel umgeworfen haben und danach vor geschlossener Gesellschaft Wunder vollbracht haben. Wo bleibt da die Stärke GOTTES? Soll GOTT in der Zwischenzeit schwach geworden sein?

Das berechtigte Urteil scheint zu sein, unser GOTT ist in unseren Augen viel grösser als das, was die anderen Religionen als ihren Gott darstellen!

 
 

 

Gut Schabbes
Moische Bollag

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5. Tischej 5783, 30. September 2022,

 

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