Unser Täglicher Auszug aus Ägypten
”כֹּ֚ה אָמַ֣ר יְהֹוָ֔ה בְּזֹ֣את תֵּדַ֔ע כִּ֖י אֲנִ֣י יְהֹוָ֑ה הִנֵּ֨ה אָנֹכִ֜י מַכֶּ֣ה ׀ בַּמַּטֶּ֣ה אֲשֶׁר־בְּיָדִ֗י עַל־הַמַּ֛יִם אֲשֶׁ֥ר בַּיְאֹ֖רוְנֶהֶפְכ֥וּ לְדָֽם׃ “
(שמות ז' י"ז)
„So spricht der Ewige: Daran kannst du erkennen, dass ich der Ewige bin: Siehe ich schlage mit diesem Stabe, der in meiner Hand, auf das Wasser welches im Nil, und es wird sich in Blut.”
(2. Buch Moses, Sch'mot, 7:17)
In der zweiten Parascha des Buches Shemot beginnt Haschem die Geula (Erlösung) aus Ägypten. Das Land Ägypten war so hermetisch abgeriegelt, dass es unmöglich war für jemanden zu entfliehen. Doch anhand von Plagen an den Ägyptern und großen Wundern befreit Er das jüdische Volk von der Hand der Unterdrücker und macht uns zu Seiner Nation.
In dem Talmud (Pesachim 116b) steht: „In jeder Generation muss man sich selbst betrachten, als wäre man aus Ägypten ausgezogen“. Und unsere Weisen erklären, dass dieses Gebot von dem Gedenken des Auszuges aus Ägypten jeden Tag zu halten ist, denn der Auszug aus Ägypten besteht in dem spirituellen Dienst eines Juden jeden Tag (Tanya Kapitel 47). Es ist so wichtig, dass wir den Satz aus dem Talmud unseren Kindern (neben 11 weiteren Versen) lehren, sie stets auswendig zu rezitieren. Denn von dem Auszug aus Ägypten können wir, sogar wenn sich der Ort und die Umstände geändert haben, spirituelle und materielle Lehren ableiten. Diese gelten für jeden und alle Zeiten, denn die Torah und alles darin ist ewig. Das heißt, dass selbst wenn der Ort und die Umstände heute nicht mehr relevant sind, sind auch sie, wegen der Ewigkeit der Torah, eine Anweisung für jede Generation.
Der Auszug beginnt mit den 10 Plagen, denn durch sie wurde der Stolz von Pharao und Ägypten zerbrochen. Und von den Plagen, die das Exil zerstört haben, können wir eine Lehre lernen im Dienst an G-tt, jeder von uns, und jeden Tag in unserem persönlichen Auszug aus Ägypten. Die erste Plage war Blut: Das Wasser des Nils wurde zu Blut. Die Natur von Wasser ist kalt und nass. Im Allgemeinen ist Kälte das Gegenteil von Heiligkeit, denn Heiligkeit ist Vitalität, Lebhaftigkeit. Lebhaftigkeit bringt mit sich Wärme. Aber Kälte im Menschen ist das Schlimmste was es gibt. Wenn es eine Kälte zu heiligen Dingen gibt, fangen davon alle schlechten Sachen an, die im Gegensatz zu Heiligkeit stehen, und deswegen war die erste Plage mit Wasser – Kälte. (Likutei Sichot, Band 1, S. 119ff)
Es gibt auch eine positive Kälte – Kälte zu Dingen dieser Welt, genannt „kerirut dekeduscha“, vom Wasser was von oberhalb der Erde kommt, doch das Wasser des Nils war unterhalb der Erde, eine Kälte der Antithese von Keduscha – „kerirut deklipa“. Und der Nil, der die Kälte zu Heiligkeit darstellt, war die Awoda Sarah, der Götze der Ägypter, von dem allerlei Schlechtes hervorging. Und als man den Stolz der Ägypter brechen wollte, hat man beim Nil angefangen. (Ebd.)
Was ist aus dem Wasser geworden? Blut. Blut ist Lebhaftigkeit, so wie geschrieben steht „die Seele ist in dem Blut“. Aus der Kälte wurde Lebhaftigkeit. (Ebd.) [Um etwas zu brechen, muss man die eigene Kraft der Sache benutzen – Von dem Wald kommt (der Griff der) Axt, die den Wald fällt.]
Nicht nur der Nil hat seine Natur geändert, sondern auch die Tiere. Frösche, deren Natur kalt ist (und andere Tiere) sind in die Öfen der Ägypter hineingegangen. Hiervon lernen wir Haschem mit Messirat Nefesch (Aufopferung) zu dienen, gegen seine Natur zu gehen, sie zu brechen um ein Gebot zu tun und der Sünde mit Kälte entgegenzuwirken. (Ebd.)
Wärme ist notwendig für die Ausübung der Gebote und für das Studium der Torah. Doch Kälte, kerirut, beim Menschen, wenig zu reden, wenn man reden muss, oder ein kalter Intellektueller zu sein, kommen vom bösen Trieb. Gegenüber Dingen dieser Welt muss man eine Kälte entwickeln, und gegenüber Heiligkeit Wärme.