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Der Wochenabschnitt
וַיִּגַּשׁ‎
WaJigasch

Aktuelle Themen zur Wöchentlichen Parascha, aus Jerusalem der Heiligen Stadt, ת"ו


Paraschat WaJigasch

T‘schuwah, Zionismus, Assimilation und spirituelle Impfung

Chanukka ist bereits zu Ende, aber unser Wochenabschnitt (WaJigasch) beschäftigen sich weiterhin mit den Themen von Chanukka, die sehr große jüdische Themen sind: Assimilation versus Bekenntnis zum Judentum und Israel sowie T‘schuwah.

Assimilation vs Schma Israel

Wir beginnen am Ende der Parascha, wo Stammvater Jakob seinen Sohn Josef nach 22 Jahren sieht – und sagt „ Schma Israel “ – dafka im ägyptischen Exil, einem Ort des Götzendienstes, wo der Pharao als Götze gilt.

Das ist das Gegenteil von Assimilation – genau dort, wo er eine Minderheit ist, bekennt sich Jakob zum Judentum, ohne Angst,mit erhobenen Haupt. Und wie die Griechen aus der Chanukka-Geschichte versuchten auch die Ägypter, das jüdische Volk zu vernichten (die Griechen spirituell, die Ägyptern physisch).

Alijah und Jeridah

Die Begegnung mit Josef führt das jüdische Volk dazu, aus dem Land Israel nach Ägypten zu ziehen. Es handelt sich nicht um eine einfache Migration, sondern um eine Jeridah (Absteigen, also von Israel weg), im Gegensatz zur Alijah (Aufsteigen, nach Israel).

”וַיֹּ֕אמֶר אָנֹכִ֥י הָאֵ֖ל אֱלֹהֵ֣י אָבִ֑יךָ אַל־תִּירָא֙ מֵרְדָ֣ה מִצְרַ֔יְמָה כִּֽי־לְג֥וֹי גָּד֖וֹל אֲשִֽׂימְךָ֥ שָֽׁם׃ אָנֹכִ֗י אֵרֵ֤ד עִמְּךָ֙ מִצְרַ֔יְמָה וְאָנֹכִ֖י אַֽעַלְךָ֣ גַם־עָלֹ֑ה וְיוֹסֵ֕ף יָשִׁ֥ית יָד֖וֹ עַל־עֵינֶֽיךָ׃“

(בראשית מ"ו,ג-ד)

„Und er sprach: Ich bin G-tt, der G-tt deines Vaters; fürchte dich nicht, nach Ägypten hinabzuziehen, denn daselbst will ich dich zum großen Volk machen. Ich will mit dir hinab nach Ägypten ziehen und will dich auch wieder heraufführen; und Joseph soll seine Hände auf deine Augen legen.”

(1. Buch Moses, Bereschit, 46:3-4)

Lange vor dem modernen Zionismus verwendete G-tt hier die Grundbegriffe der zionistischen Terminologie – Alijah und Jeridah

T‘schuwah

Gehen wir zurück zum Anfang der Parascha: Die Begegnung zwischen Josef und seinem Bruder fand in der letzten Parascha statt – doch Josef offenbart sich seinen Brüdern erst jetzt.

Die Frage ist warum?

Dies liegt daran, dass die Brüder zuerst T‘schuwah machen müssen. Und das bedeutet, alle Stadien der T‘schuwah: Zuerst müssen sie aufrichtig bereuen, was sie getan haben (ihren Bruder in die Sklaverei verkauft zu haben) - und ihre Schuld eingestehen. Oder in den Worten von Josefs Brüdern:

”וַיֹּאמְר֞וּ אִ֣ישׁ אֶל־אָחִ֗יו אֲבָל֮ אֲשֵׁמִ֣ים ׀ אֲנַ֘חְנוּ֮ עַל־אָחִ֒ינוּ֒ אֲשֶׁ֨ר רָאִ֜ינוּ צָרַ֥ת נַפְשׁ֛וֹ בְּהִתְחַֽנְנ֥וֹ אֵלֵ֖ינוּ וְלֹ֣א שָׁמָ֑עְנוּ עַל־כֵּן֙ בָּ֣אָה אֵלֵ֔ינוּ הַצָּרָ֖ה הַזֹּֽאת׃“

(בראשית מ"ב כ"א)

„Sie aber sprachen untereinander: Das haben wir uns an unserm Bruder verschuldet, daß wir sahen die Angst seiner Seele, da er uns anflehte, und wir wollten ihn nicht erhören; darum kommt nun diese Trübsal über uns.”

(1. Buch Moses, Bereschit, 42:21)

Dieser Schritt allein reicht jedoch nicht aus – um Buße zu tun, muss man von der Sünde zurückkehren und das nächste Mal den direkten Weg wählen. Und genau das tut Juda: Nachdem Josef (der sich als Herrscher über Ägypten ausgibt) den Brüdern befiehlt, ihren kleinen Bruder Benjamin zu ihm zu bringen, damit er ihn ins Gefängnis werfen kann, bietet Juda sich an seiner Stelle an.

Und erst dann ist die T‘schuwa abgeschlossen und Tikkun (Korrektur) beginnt, wie es heißt:

”וְלֹֽא־יָכֹ֨ל יוֹסֵ֜ף לְהִתְאַפֵּ֗ק לְכֹ֤ל הַנִּצָּבִים֙ עָלָ֔יו וַיִּקְרָ֕א הוֹצִ֥יאוּ כׇל־אִ֖ישׁ מֵעָלָ֑י וְלֹא־עָ֤מַד אִישׁ֙ אִתּ֔וֹ בְּהִתְוַדַּ֥ע יוֹסֵ֖ף אֶל־אֶחָֽיו׃ “

(בראשית מ"ה, א')

„Und Josef konnte sich nicht mehr zurückhalten; und er befahl, alle anderen (ausser seinen Brüdern) herauszuschicken. So dass niemand neben ihm stand als er sich seinen Brüdern offenbarte.”

(1. Buch Moses, Bereschit, 45:1)

Impfung

Und jetzt ein aktuelles Thema: Impfungen

Es stimmt, dass unser Stammvater Abraham der Gründer des Volkes Israel ist, aber erst die Stämme (Josef und seine Brüder) machen aus der Familiengeschichte eine Geschichte über ein Volk. Die Geschichte von Josef und seinem Bruder ist die Geschichte des Übergangs – und hier lernen wir einen wichtigen Grundsatz kennen: Arwut Hadadit, also gegenseitige Solidarität.

”כל ישראל עֲרֵבִים זה בזה“

(ספרא ויקרא כו, לז; סנהדרין כז, ב; שבועות לט, א; ראש השנה כט, א)

„Ganz Israel garantiert sich gegenseitig.”

(Schavuoth 39a: 21-22; Ritva Rosch Haschansh 29a)

Es ist in gewisser Weise eine geistige Impfung: Josefs Brüder bekamen eine kleine Dosis Eifersucht und Hass, die sie dazu veranlasste, ihren Bruder zu verkaufen. Aber dann entwickelten sie die Antikörper, die brüderliche Liebe und die Arwut Hadadit. Und dies führte sie zu Reue und Korrektur.

Auf, dass wir bald einen spirituellen Impfstoff zu erhalten und dass wir das Privileg haben, die wichtigen Werte des Tora-Teils dieser Woche nicht nur zu kennen, sondern auch zu leben.

 

 

Schabbat Schalom Umeworach,
Benjamin Rosendahl

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06. Tewet 5782, 10. Dezember 2021,

 

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