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Der Wochenabschnitt
וַיִּשְׁלַח
WaJischlach

Aktuelle Themen zur Wöchentlichen Parascha, aus Jerusalem der Heiligen Stadt, ת"ו


Die Prioritäten Richtig Setzen

”עִם־לָבָ֣ן גַּ֔רְתִּי וגו'“

(בראשית ל”ב ה’)

”גַּרְתִּי" בְּגִימַטְרִיָּא שֵׁש מֵאוֹת וּשְׁלוֹש עֶשְׂרֵה (תרי"ג). כְּלוֹמַר: עִם לָבָן הָרָשָׁע גַּרְתִּי, וְשֵׁש מֵאוֹת וּשְׁלוֹש עֶשְׂרֵה מִצְוֹת שָׁמַרְתִּי, וְלֹא לָמַדְתִּי מִמַּעֲשָׂיו הָרָעִים.“

(רש"י)

„Bei Lawan weilte ich ...”

(1. Buch Moses, Bereschit, 32:5)

„ und die 613 Gebote hielt ich ”

(Rashi ebd.)

Zu dem obigen Vers sagt Raschi, dass Jaakow unser Stammvater die 613 Gebote eingehalten hat, während er 20 Jahre für Lawan, seinen Schwiegervater gearbeitet hat. Die Erklärung von „im Lawan garti“ – bei Lawan habe ich gewohnt, ist dass alle Angelegenheiten von Lawan, alle materiellen Dinge, waren bei Jaakow nicht mehr als „Garti“ von dem Wort „Geirut“ – eine fremde Sache – nicht seine Sache‘.1Likutei Sichot,
Teil 1,
S. 68
Sein Heim ist die Seele und die Torah und Gebote und alles Materielle ist nicht mehr als etwas Fremdes.

Der Rebbe Rajaz, der sechste Lubawitscher Rebbe hat einmal ein Wort vom Mesritscher Maggid, dem Nachfolger des Baal Schem Tow, Gründer des Chassidismus, gebracht: „Daheim ist es anders, daheim muss man in der Tat alles haben, aber auf dem Weg macht es nichts aus, wenn die Wohnung nicht so schön ist, die Möbel nicht so schön sind, man ist ja unterwegs.“ In diesem Sinne lässt sich der oben zitierte Vers verstehen, dass alles materielle für Jaakow nur zweitrangig war, und er sich deswegen nicht verwirrt hat, und so Haschem dienen und die Gebote halten konnte.

Des Weiteren, wenn das Materielle zweitrangig ist, stört es nicht nur nicht das Geistige, sondern das Geistige wird in das Materielle absorbiert, bis das Materielle geistig und heilig wird.

Und dies ist eine notwendige Voraussetzung für unseren Dienst an Haschem, auch und besonders jetzt in der Zeit des Exils, in den letzten Momenten vor der Geulah, der Erlösung. Dadurch, dass jeder Jude seinen Körper und seinen Geist, und seinen Teil in der Welt verfeinert, und sie für heilige Dinge verwendet, wird er seinen Beitrag dazu leisten, die Geulah so schnell wie möglich zu bringen.

[In der Welt gibt es drei Kategorien: Olam, Schana, und Nefesch: Raum (wörtl. die Welt), Zeit (wörtl. das Jahr) und die Seele. Wir müssen alle drei Aspekte verfeinern. Dies tun wir, indem wir, wenn wir beispielsweise an einen bestimmten Ort gehen müssen, dort Tehillim, Psalme, sagen oder einen Segensspruch aufsagen. Dann ‚verfeinert‘ der Jude spirituell den Ort, die Zeit, und seine Seele. Wenn wir Dinge für heilige Zwecke benutzen, einen Tisch zum Torah lernen, oder eine Mahlzeit essen mit der Absicht mit der gewonnenen Stärke Torah zu lernen und Gebote auszuüben, dann erfüllen der Tisch und das Mahl, das wir gegessen haben seinen Zweck, und wir bringen die Welt ein Stück näher in Richtung Erlösung.

Man darf nicht denken: ‚Was macht es schon aus, wenn ich diese oder jene Tat tue, es ist doch nur ein Tropfen auf den heißen Stein!‘. Ganz im Gegenteil: Es lehren uns unsere Weisen, dass man die Welt stets als in einer Waage betrachten muss, die genau ausgeglichen ist zwischen Gut und Böse. Eine kleine gut Tat kippt die Waage zum Guten.

Gerade jetzt in der Zeit unmittelbar vor der Erlösung will Haschem jedem Juden die Möglichkeit geben Teil der Geulah (der Erlösung) zu werden und gibt ihm alle möglichen Hinweise und versteckte Andeutungen, wie auch er seinen Lebenszweck, nämlich die Torah und Gebote erfüllen kann. Dies können wir nur in dieser Welt in der wir handeln müssen, und nicht mehr zur Zeit der Erlösung. Die Zeit ist ein kostbares Gut, und es ist unmöglich, verlorene Zeit wieder zurückzubringen. Sollten wir es G-tt behüte versäumen eine gegebene Zeit mit Heiligkeit zu versehen, so lässt sich dies nie wieder gut machen.

Doch wenn wir dem Beispiel von Jaakow unserem Stammvater folgen, Materialismus – was etwas vorübergehendes ist und in der zukünftigen Welt keinen Wert hat – aus unserem Leben entfernen, und die Priorität dem Geistigen – was ewig ist und wahren Wert hat – geben, in dem wir unsere Umgebung, unsere Zeit, und uns selbst heiligen, bereiten wir Haschem einen angemessenen Aufenthaltsort auf dieser Welt, und erfüllen den Zweck für den wir erschaffen wurden.]

 

 

Schabbat Schalom Umeworach,
Ihr Rabbiner Daniel Schiffer

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15. Kislew 5782, 19. November 2021,

 

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