Tora-reading.png

Der Wochenabschnitt
אַחֲרֵי מוֹת
Acharej-Mot

Aktuelle Themen zur Wöchentlichen Parascha, aus Jerusalem der Heiligen Stadt, ת"ו


Diese Woche lernen wir hauptsächlich vom eigentlich heiligstem Tag im jüdischen Jahr, dem Jom Kippur [יוֹם כִּפּוּר], dem Versöhnungstag.

Viele Kinder glauben, ein König trage täglich seine Krone. Jedoch wiegt eine Krone viel zu viel, um mit ihr herumzuspazieren. In Wirklichkeit bestimmt jeder Monarch einen Tag im Jahr, an dem er sozusagen wiedergekrönt wird. An diesem Tag zieht sich der Monarch seine Krone an und die Untertanen deklarieren sich aufs neue als seine Gefolgschaft.

HASCHEM hat auch so einen Tag bestimmt, und zwar den Tag des Neujahres/der Rosch HaSchana [רֹאשׁ הַשָּׁנָה]. Der Grund, dass ER diesen Tag dazu bestimmt hat, ist, da ER ja schon ewig besteht. Jedoch gab es niemanden, der IHN als König anerkannte. So schuf ER am ersten Tag der Schöpfung Himmel und Erde, dann die Meere, die Fische usw. Als ER am sechsten Tag den Menschen erschuf, da war es das erste Mal, dass jemand IHN als G"tt anerkannte. Dies ist der Tag, den ER zum Neujahr bestimmte, an diesem Tag ist es jedes Jahr unsere Aufgabe, wiederum zu bestätigen, dass wir SEINE Knechte sind und vorhaben, seinen Gesetzen zu folgen und uns zu bedanken, dass wir das grosse Los gezogen haben und glücklich sind, dass wir von allen Völkern von IHM auserkoren worden sind, IHM dienen zu dürfen.
Man stelle sich vor, der Bürgermeister einer Millionenstadt versammle alle Bürger und bestimme eine Person als seinen Privatsekretär. Diese Person fühlt sich äußerst geehrt! Nicht wegen dem großen Salär, sondern da der Bürgermeister zum Schluss gekommen ist, dass er von allen Millionen der Tauglichste ist. So müssen wir uns fühlen, wenn wir allmorgens im Gebet sagen: אֲשֶׁר בָּחַר בָּנוּ מִכָּל הָעַמִּים – Danke dem, der uns von allen Völkern auserwählt hat.

Da ER uns liebt und nicht will, dass wir am Schluss im Fegefeuer2dem גֵּיהִנּוֹם
Gejhinnom
landen, gab ER uns zehn Tage nach dem Neujahr den Versöhnungstag, den Jom Kippur. An diesem Tag können wir mit wenig Aufwand unsere Sünden verschwinden lassen.

Nun lernen wir diese Woche in der Parsche3פָּרָשָׁה
im Wochenabschnitt
, dass der Hohepriester nur am diesem Tag ins Allerheiligste, ins Kodesch HaKodaschim [קֹדֶשׁ הַקֳּדָשִׁים]
im Mischkan [מִשְׁכַּן = Stiftzelt] und im ersten Tempel stand im Allerheiligsten der Heilige Schrein, in dem die Zwei Tafeln und die erste Torahrolle lagen.
treten durfte und auch dies nur mit einer ganzen Zeremonie. Wie es sich für eine Königliche Zeremonie gehört, ist jede Kleinigkeit und der ganze Ablauf genau vorgeschrieben.

An einem der speziellen Opfer5dem שָּׂעִיר לַעֲזָאזֵל
Sa’ir La’asasel
= der originelle Sündenbock
wurde rote Wolle zwischen die Hörner gebunden. Nach getaner Arbeit geschah fast immer ein Wunder, die rote Wolle wurde weiß! Dies war ein Zeichen, dass ER tatsächlich den Sünden der Jiden verzogen hat.

Nun könnte jemand glauben, dass er das ganze Jahr durch alle Sünden begehen kann, am Versöhnungstag wird ER ja sowieso alles verzeihen.

Damit dies nicht geschieht, endet die Beschreibung des Versöhnungstages mit dem Satz:

”כִּֽי־בַיּ֥וֹם הַזֶּ֛ה יְכַפֵּ֥ר עֲלֵיכֶ֖ם לְטַהֵ֣ר אֶתְכֶ֑ם מִכֹּל֙ חַטֹּ֣אתֵיכֶ֔ם לִפְנֵ֥י יְ-ה-ֹוָ֖-ה תִּטְהָֽרוּ׃“

(ויקרא ט"ז ל')

„Denn an diesem Tag [dem Versöhnungstag] wird er [=der Hohepriester] für euch sühnen um euch zu reinigen – von allen euren Sünden sollt ihr sich vor IHM reinigen. ”

(WaJikra, Leviticus, 3.Buch Mose 16.30)

Dies bedeutet: der Hohepriester sühnt und reinigt nur jene, welche sich auch alleine reinigen und sich vornehmen, ab sofort auf dem richtigen Weg zu gehen.
Die Mischnah [מִשְׁנָה] in Joma 8,9 stellt fest:
.אֶחֱטָא וְיוֹם הַכִּפּוּרִים מְכַפֵּר, אֵין יוֹם הַכִּפּוּרִים מְכַפֵּר
[falls jemand sagt, „ich werde sündigen und der Jom Kippur wird sühnen“ – so sühnt ihm der Jom Kippur nicht.]

Ein weiterer Aspekt: man kann/muss ein Kommazeichen im obigen Satz setzen und dann kommen wir zu einem zusätzlichem Schluss:

”כִּֽי־בַיּ֥וֹם הַזֶּ֛ה יְכַפֵּ֥ר עֲלֵיכֶ֖ם לְטַהֵ֣ר אֶתְכֶ֑ם מִכֹּל֙ חַטֹּ֣אתֵיכֶ֔ם לִפְנֵ֥י יְ-ה-ֹוָ֖-ה, תִּטְהָֽרוּ׃“

(ויקרא ט"ז ל')

„Denn an diesem Tag [dem Versöhnungstag] wird er [=der Hohepriester] für euch sühnen um euch zu reinigen – von allen euren Sünden vor IHM [=alle Sünden vor IHM], sollt ihr euch reinigen. ”

(WaJikra, Leviticus, 3.Buch Mose 16.30)

Dies bedeutet: Sünden gegenüber IHM, diese werden am Versöhnungstag vergeben. Jedoch die Sünden gegenüber Mitmenschen, diese Sünden werden nur verziehen, wenn man den Mitmenschen um Verzeihung bittet.
Wiederum die Mischnah in Joma 8,9:
:את זו דרש רבי אלעזר בן עזריה
מכל חטאתיכם לפני ה' תטהרו עבירות שבין אדם למקום יום הכפורים מכפר, עבירות שבין אדם לחבירו אין יום הכפורים מכפר עד שירצה את חברו
[Dies ist, was Rabbi Elazar ben Azaria lehrte: Von all deinen Sünden vor GOTT sollst du von Übertretungen zwischen einer Person und dem DEM HEILIGEN von Jom Kippur von der Sühne gereinigt werden, Übertretungen zwischen einer Person und seinem Freund, es gibt keine Jom Kippur-Sühne bis sein Freund ihm verzeiht.]
Man kann nicht den Mitmenschen bestehlen, ihn öffentlich verschämen usw. und dann am Versöhnungstag IHN um Verzeihung bitten.

Und ein letzter Aspekt, welcher wiederum mit dem Setzen eines Kommas entsteht:

”כִּֽי־בַיּ֥וֹם הַזֶּ֛ה יְכַפֵּ֥ר עֲלֵיכֶ֖ם לְטַהֵ֣ר אֶתְכֶ֑ם מִכֹּל֙ חַטֹּ֣אתֵיכֶ֔ם, לִפְנֵ֥י יְ-ה-ֹוָ֖-ה תִּטְהָֽרוּ׃“

(ויקרא ט"ז ל')

„Denn an diesem Tag [dem Versöhnungstag] wird er [=der Hohepriester] für euch sühnen um euch zu reinigen – von allen euren Sünden, sollt ihr euch vor IHM reinigen. ”

(WaJikra, Leviticus, 3.Buch Mose 16.30)

Dies bedeutet: wenn man dem neugeborenem Prinzen die Windeln wechseln muss, so ist dies die Aufgabe einer Hofangestellten. Sicherlich wird nicht der König selbst diese unangenehme Arbeit übernehmen. Aber unser G"tt liebt uns so stark, dass ER uns höchstpersönlich reinigt, uns höchstpersönlich die Sünden verzeiht!
Ein weiteres Mal die Mischnah in Juma 8,9:
אמר רבי עקיבא:
אשריכם ישראל! לפני מי אתם מיטהרין? ומי מטהר אתכם? אביכם שבשמים!
[Rabbi Akiva sagte: Gesegnet seit ihr Israel! Vor wem reinigt ihr euch? Und wer reinigt euch? Euer himmlischer Vater!]
Wir müssen niemandem ausser IHM selbst beichten, mit der schlechten Tat aufhören und sich vornehmen, nie wieder auf diesem schlechten Weg zu gehen.

Und schon verzeiht ER uns – ER höchstpersönlich!

שַׁבַּת שָׁלוֹם וּמְבֹרָךְ

Schabbat Schalom Um’worach

Einen Friedvollen und gesegneten Sabbat

 
 

 

Gut Schabbes
Moische Bollag

Um den Wochenabschnitt als PDF herunterzuladen, klicken Sie bitte auf das PDF-Symbol.

7. Ijjar 5783, 28 April 2023,

 

transparent to purple gradient