In der Sedernacht
Die erste Nacht des Pessachfestes. In dieser Nacht ließ uns Pharao frei.
sagen wir in der Haggada:
”שֶׁבְּכָל דּוֹר וָדוֹר עוֹמְדִים עָלֵינוּ לְכַלּוֹתֵנוּ - וְהַקָּדוֹשׁ בָּרוּךְ הוּא מַצִּילֵנוּ מִיָּדָם.“
„In jeder Generation probiert jemand, uns (=die Jiden) zu vernichten – und unser G"tt rettet uns von ihnen.”
Diese Woche lernen wir von einem ganz speziellen Versuch. Aber zuerst den Hintergrund der Geschichte.
Als Abraham sein Vaterland Mesopotamien verlassen hatte und als er danach nach Ägypten zog, wurde er von seinem Neffen Lot [לוֹט] begleitet.2B’reschit, Genesis,
1. Buch Mose 12,4 und 13,1 Dieser Lot brachte mit seinen zwei Töchtern den Mo’aw [מוֹאָב] und den Amon [עַמּוֹן] auf die Welt.3B’reschit, Genesis,
1. Buch Mose 19, 33-38 Weiter hatte Isaac [יִצְחָק = Jizchak] zwei Söhne, den Esaw [עֵשָׂו] und den Ja‘akow [יַעֲקֹב].

Wanderungen in der Wüste
Nachdem die Strafe der vierzig Jahre in der Wüste herumwandern vorüber war und die Jiden ins Heilige Land einziehen wollten, standen ihnen die Enkel von Esaw im Weg. Diese wohnten damals zwischen der Wüste Sinai und dem Süden Israels und verwehrten den Jiden den Durchgang. Da die Enkel von Esaw auch von Isaac stammten, ließ G"tt sie nicht angreifen4BaMidbar, Numeri,
4. Buch Mose 20,21 und die Jiden mussten weiterziehen.
Hätten die Jiden keine Sünden auf dem Gewissen, dann hätten sie die Enkel von Esaw ja angreifen dürfen. (Vgl. D’warim, Deuteronomy, 5. Buch Mose 1,7)
Südlich und östlich des Toten Meeres wohnten damals die Enkel von Mo’aw und auch diese durften zu Ehren Abrahams nicht angegriffen werden.6Schoftim,
Buch der Richter 11,17 Erst nördlich des Toten Meeres kamen die Jiden zu fruchtbarem Land, als sie den Sichon, König der Emori [סִיחֹן מֶלֶךְ הָאֱמֹרִי] und den Og, König von Boschon [עוֹג מֶלֶךְ הַבָּשָׁן] besiegten. Dies ist ungefähr das Gebiet des heutigen Jordanien.
Nun kommen wir zur Geschichte der heutigen Woche. Obwohl Mo’aw gesehen hatte, dass die Jiden nicht ihn und nicht Esaw belästigt hatten, ekelten
BaMidbar, Numeri, 4. Buch Mose 22,3: וַיָּקָץ מוֹאָב מִפְּנֵי בְּנֵי יִשְׂרָאֵל - es grauete Moab vor den Kindern Israel
sich Mo’aw von ihren neuen Nachbarn im Norden, den Jiden. Ihr neuer8BaMidbar, Numeri,
4. Buch Mose 22,4
בָּעֵת הַהִוא - Siehe Raschi. König Balaq [בָּלָק] hatte einen interessanten Plan. Er hatte gesehen, dass die damalige Weltmacht von Pharao und die starken Sichon und Og von den Jiden besiegt wurden. So erkundigte er sich, was denn die Kraft der Jiden sei. Die Antwort war, Mosche Rabenu bete zu HASCHEM und ER helfe dann den Jiden. So war Balaq's Plan, ebenfalls jemanden anzustellen, dessen Stärke sein Mund sei. Dies war damals Bil'am [בִּלְעָם], welcher Jahre zuvor dem Og in seinem Krieg gegen Mo’aw zum Krieg geführt hatte, indem er damals Mo’aw verflucht hatte.9BaMidbar, Numeri,
4. Buch Mose 21,27
und Raschi. Somit hatte Bil'am die Stärke seiner Flüche bewiesen, die Stärke seines Mundes.
Balaq bittet nun den Bil'am um Hilfe, verspricht ihm einen königlichen Lohn und übermäßig viel Ehre.10BaMidbar, Numeri,
4. Buch Mose 22,17-18 Bil'am hört von HASCHEM, dass ER dagegen ist, dass Bil'am die Jiden flucht. Da Bil'am jedoch abermals HASCHEM fragt, ob er vielleicht doch gehen darf, so lässt ER ihn gehen, mit der Bedingung, nichts Negatives auf die Jiden zu sagen. ER hatte ihn also gewarnt. Bil'am hoffte jedoch, irgendeine Lücke im Willen von IHM zu finden, um dann in dieser Sekunde 'zuschlagen' zu können. Bil'am hatte jedoch die Liebe von IHM zu uns Jiden unterschätzt, es gelang Bil'am nicht einmal, etwas Negatives zu bewirken. Verkehrt, HASCHEM zwang ihn auch noch Positives auf die Jiden zu sagen, bis er zuletzt verschämt zurück nach Hause ging.
Nun wollen wir etwas Interessantes von der Kabbalah, dem mystischen Teil der Torah lernen. HASCHEM hat verschiedene Namen. Dies, obwohl es nur einen einzigen G"tt gibt. Aber in den Stunden, in denen ER z.B. die Schlechten bestraft, wird er 'der Starke' = הַגִּבּוֹר genannt. Am Versöhnungstag wird ER 'der Erbarmende' = הָרַחוּם genannt usw. Seinen wirklichen Namen sprechen wir nicht aus, er besteht aus den vier Buchstaben Jud, dann Heh, danach ein Vav und wiederum ein Heh (י-ה-ו-ה). Beten wir, so benutzen wir den Namen אֲדֹנָי - nicht im Gebet, nennen wir IHN lediglich הַשֵּׁם = Haschem = 'der Namen'.
Raschi 11BaMidbar, Numeri,
4. Buch Mose 23,16 sagt auf Bil'am, ER habe ihm einen Zügel und einen Angelhaken in den Mund gelegt und ihn gezwungen, die Jiden nur zu benschen, zu segnen. Weshalb benutzt Raschi diese zwei Ausdrücke 'Zügel' und 'Angelhaken'?
Erklärt der Gaon von Wilna, dass Bil'am diese Namen von IHM aussprechen und benutzen wollte, welche auf SEINE Stärke und SEINER Justiz zuzuordnen sind, damit ER die negativen Seiten der Jiden in den Fokus nimmt und die Jiden (G"tt behüte) bestraft. Einer dieser Namen ist אֱלֹהִים (nicht im Gebet sagt man אֱלֹקִים) = 'der Starke', 'die Justiz'. Als nun Bil'am angefangen hatte, אֱלֹהִים zu sagen, dann stoppte ER ihn mitten im Wort und es blieb beim Namen אֵל [El]. Dieser Namen wird benutzt, wenn ER sich um Speis & Trank aller Lebewesen kümmert. Also etwas Positives.
Hatte Bil'am die Absicht, den Namen יָּהּ [Jah] zu sagen, welcher benutzt wird, wenn ER die Menschen sozusagen erzieht
Psalmen 118,18: ויַסֹּר יִסְּרַנִּי יָּהּ וְלַמָּוֶת לֹא נְתָנָנִי - Gezüchtigt hat mich Jah, aber dem Tode gibt er mich nicht preis.
, zurechtweist – dann ließ ER ihn weitersprechen und den positiven Namen י-ה-ו-ה sagen.
Als ER ihn mitten im Wort stoppte und von אֱלֹקִים nur אֵל sagen ließ – dann war dies die Handlung eines Zügels, welcher den Kopf nach hinten zieht. Als ER ihn zwang, mehr wie geplant zu sagen und statt lediglich יָּהּ auch י-ה-ו-ה zu sagen – dann glich dies dem Angelhaken, welcher den Fisch rauszieht.
Dies ist der Grund, dass Raschi diese beiden Ausdrücke benutzt: Zügel und Angelhaken.
שַׁבַּת שָׁלוֹם וּמְבֹרָךְ
Schabbat Schalom Um’worach
Einen Friedvollen und gesegneten Sabbat