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Der Wochenabschnitt
חַיֵּי שָׂרָה
Chajej Sarah

Aktuelle Themen zur Wöchentlichen Parascha, aus Jerusalem der Heiligen Stadt, ת"ו


”וַיֹּ֣אמֶר אַבְרָהָ֗ם אֶל־עַבְדּוֹ֙ זְקַ֣ן בֵּית֔וֹ הַמֹּשֵׁ֖ל בְּכׇל־אֲשֶׁר־ל֑וֹ שִֽׂים־נָ֥א יָדְךָ֖ תַּ֥חַת יְרֵכִֽי׃ וְאַשְׁבִּ֣יעֲךָ֔ בַּֽי-ה-ֹוָ-ה֙ אֱלֹקֵ֣י הַשָּׁמַ֔יִם וֵֽאלֹקֵ֖י הָאָ֑רֶץ אֲשֶׁ֨ר לֹֽא־תִקַּ֤ח אִשָּׁה֙ לִבְנִ֔י מִבְּנוֹת֙ הַֽכְּנַעֲנִ֔י אֲשֶׁ֥ר אָנֹכִ֖י יוֹשֵׁ֥ב בְּקִרְבּֽוֹ׃“

(בראשית כ"ד ב'-ג')

„Da sprach Abraham zu seinem Knecht dem ältesten seines Hauses, der über alles schaltete, was sein war: Lege doch deine Hand unter meine Hüfte
Und ich werde dich schwören lassen beim HERRN, bei dem GOTT des Himmels und der Erde, dass du nicht nehmest ein Weib für meinen Sohn von den Töchtern des K’na‘aniter, in dessen Mitte ich wohne:”

(B’reschit, Genesis, 1 Buch Mose 24: 2-3)

Die Mutter Sarah war verstorben, nun sucht der Vater Abraham eine Frau für seinen Sohn Jizchak. Dazu schickt der Vater Abraham seinen Oberknecht Elieser auf die Suche, Jizchak sitzt während der Suche in der Synagoge, lernt und betet. [Dies im Gegensatz dazu, als Jakov ungefähr hundert Jahre später eine Lebenspartnerin brauchte. Da schickte Jizchak keinen Knecht, Jakov ging persönlich auf Expedition.]

In dieser Epoche hatten die K’na‘aniter das Heilige Land von den Nachkommen von Schem fast ganz weggenommen. Eigentlich war ja auch Abraham ein Nachkommen von Schem, somit auch wir alle und deswegen werden wir Schemiten bzw. Semiten genannt1Die Griechen haben kein Sch und sprechen jedes Sch als ein einfaches S aus.. Und die, welche etwas gegen Jiden haben, sind folgendermaßen Antisemiten. Die K’na‘aniter, wie auch die damaligen Ägypter waren laut der Bibel2ווּבְנֵי חָם כּוּשׁ וּמִצְרַיִם וּפוּט וּכְנָעַן
'בראשית י' ו
Die Söhne des Ham waren: Kusch, Mizraim, Put und Kanaan.
B’reschit, Genesis,
1 Buch Mose 10: 6
dunkelhäutig.

Abraham wollte unbedingt verhindern, dass Jizchok3יִצְחָק eine K’na‘aniterin heiratet. So wies er seinen Knecht Elieser an, zu Abraham's Geburtsort zu gehen, seine Familie aufzusuchen und dort ein passendes Mädchen zu finden. Nicht nur bittet er dies von Elieser4אֱלִיעֶזֶר, er lässt ihn auch einen Eid ablegen.

Auffallend ist, wie Elieser hier vorgestellt wird: er sei

  1.    Abraham's Knecht,
  2.    der Hausoberste,
  3.    welcher auf alles befehlen konnte.

Hier stellt sich die Frage, Elieser erscheint schon vorher in der Bibel 5B’reschit, Genesis,
1 Buch Mose 15: 2
und dort wird er nicht so ausführlich mit verschiedenen Titeln beehrt. Wenn die Bibel es für wichtig hält, dass wir seinen wichtigen Status genau kennen, weshalb erzählt uns dies die Bibel nicht bereits bei seinem ersten Erscheinen in der Geschichte, wie sonst üblich?

Dazu eine Geschichte.

Ein Jid begab sich auf die Reise. Er kam in eine Stadt, sein Magen knurrte und er sah ein Restaurant mit der Aufschrift 'Koscher'. Erfreut trat der Reisende ein - und bestellte eine Mahlzeit.

Ein zweiter Jid war ebenfalls unterwegs, spürte ebenfalls ein Loch im Magen und erblickte auch das besagte Restaurant. Er dachte sich jedoch, kann ja jeder einfach ein Schild 'Koscher' aufhängen! So tritt er ein und verlangt, dass man ihm das Koscherzertifikat zeigt. Nach eingehendem Studieren des Formulars ist auch der zweite überzeugt und bestellt ein Essen.

Ein dritter war in der gleichen Lage, aber das Koscherzertifikat genügte ihm nicht. Mit einem Download und mit einem entsprechenden Programm lässt sich fast jedes Dokument fälschen. So begibt sich der Dritte in die Synagoge, trifft dort auf ansässige Jiden und erkundigt sich auf das Restaurant. Zu guter Letzt ist auch er überzeugt, kehrt zum Restaurant zurück und kommt glücklich zu seinem Magenfüller.

Gehen wir zum Ersten zurück. Kurz bevor er sein Mahl beendete, setzte sich zu ihm der Inhaber des Lokals und bat: "Siehe, das Restaurant ist alt geworden und braucht eine Renovation. Könntest Du mir einige Zehntausend Dollar für ein halbes Jahr borgen?" Der erste Gast, ganz empört: "Ich kenne Dich gerade mal eine halbe Stunde lang. Meinst Du im Ernst, dass ich Dir mein schwer verdientes Geld anvertraue?" Darauf der Inhaber: "Interessant!'' Du hast mir vertraut, dass das Essen, welches ich Dir gebracht habe, Koscher ist. Aber dass ich Dir Dein Geld zurückgeben werde, darauf verlässt Du Dich nicht auf mich?"

Nun verhält sich der erste Gast normal. Laut jüdischem Gesetz durfte man sich früher auf einen anderen Jid verlassen [ Schulchan Aruch Jore De'a 119,2 ]. (Heutzutage wird ein Zertifikat verlangt.[ Schulchan Aruch Jore De'a 119,2 ]) Und im Geschäftsleben darf jeder alleine entscheiden, wem er vertraut und wem nicht.

 

Erzählt uns die Torah, dass Abraham Owinu anders handelte.

Solange es 'nur' um sein Geld ging, so vertraute er seinem Knecht. Elieser hatte die Schlüssel aller seiner Tresore in der Hand und bekam den Titel הַמֹּשֵׁל בְּכָל אֲשֶׁר לוֹ6welcher auf alles befiehlt. Jetzt jedoch, wo es sich um etwas Heiliges handelte, Jizchak brauchte ein heiliges, passendes Mädchen – da verließ sich Abraham nicht einfach so auf Elieser, da musste Elieser einen Heiligen Schwur ablegen, dass er seine Aufgabe richtig erfüllen wird!

 
 

 

Gut Schabbes
Moische Bollag

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24. MarCheschwan 5783, 18. November 2022,

 

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