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Der Wochenabschnitt
חֻקַּת
Chuqat

Aktuelle Themen zur Wöchentlichen Parascha, aus Jerusalem der Heiligen Stadt, ת"ו


Wäre die Torah ein historisches Werk, so wäre es eine miserable Arbeit. Wochenlang lernten wir von den ersten zwei Jahren nach dem Auszug von Ägypten. Nun springt die Torah, ohne es speziell zu betonen, belanglos zum letzten Jahr der vierzig Jahre in der Wüste!

Einen kurzen Überblick:

Sie waren am 15. Nissan aus Ägypten ausgezogen. Fünfzig Tage später, am Schawuot [שָׁבוּעוֹת], hatten sie die Torah erhalten. Am 20. Ijar [אִייָר] des zweiten Jahres sind sie vom Berge Sinai weggezogen. Das Ziel war das Heilige Land. Jedoch machten sie den Fehler am 1. Tammus [תַּמּוּז], die Auskundschafter1מְרַגְּלִים
die M’raglim
Spione
, zu schicken, welche am 9.Aw zurückkamen. Darauf wurden sie mit dem 40-jährigen Herumwandern in der Wüste bestraft, bis alle 20 bis 60-jährige Männer in ihrem 60. Lebensjahr verstorben waren.

Die Torah berichtete lang, wie es zu dieser Strafe gekommen war. Dies in der Parsche2פָּרָשָׁה
Wochenabschnitt
Sch‘lach-L‘cha [שְׁלַח-לְךָ]. Dann folgt die Parsche von Korach [קֹרַח]. Es ist nicht klar, wann genau dieser Aufruhr von Korach geschehen war, die Torah macht keine Angaben! Diese Woche berichtet nun die Torah, dass nachdem die Generation der Spionen, der Meraglim, ausgestorben war – dies und jenes noch vor dem lang erwarteten Einzug ins Heilige Land geschehen war.

Und was ist in den 38 Jahren zwischen dem Erhalt der Strafe und dem Einzug ins Heilige Land geschehen? Was sind die Namen der Stationen ihres Wanderns?
Sie werden kurz am Anfang der Parscha Mas'ej [מַסְעֵי] (BaMidbar, Numeri, 4.Buch Mose 33:1–36:13) aufgezählt.
Wie lange verweilten sie bei jeder Station? Mit was hatten sie sich in diesen Jahren beschäftigt?
Außer dem Pentateuch durfte man nichts aufschreiben! So lernten sie in diesen Jahren die ganze Torah auswendig. Und mit was vertrieben die Frauen ihre Zeit? Die Psalmen schrieb König David erst hunderte Jahre danach. Essen kam vom Himmel, die Kleider wuchsen mit und wurden von den Wolken gewaschen und gebügelt. Was war also ihre Aufgabe in all den Tagen dieser 38 Jahren? Die Torah berichtet es nicht.

Eigentlich konnten wir diese Art der Berichterstattung bereits im ersten Buch Mose, dem Sejfer B‘rejschit [סֵפֶר בְּרֵאשִׁית], feststellen. Lang wird von Adam und Eva berichtet. Kurz von ihren Söhnen, einzelnen Nachkommen und dann acht Generationen nichts. Dann wieder lang von Noah, ein klein bisschen von seinen Söhnen und wiederum ein Schweigen bis Abraham!.

So stellt der Sohar [זֹהַר]
Ein kabbalistisches Werk, welches die mystische Dimension der Torah erklärt. LINK
fest, dass es verboten ist, die Torah als Geschichtsbuch zu bezeichnen.

Das Wort 'Torah' kommt vom Wort 'Hora'ah' [הוֹרָאָה] = Lehre.

Die Torah ist eine Lehre für uns, was ER von uns erwartet. So ist der Bericht vieler Generationen unwichtig, sofern ihr Leben uns nichts beibringen kann. So 'erlaubt' sich die Torah nur von denen zu berichten, die zum Ziel der Torah beitragen – dem uns erklären, was richtig und was falsch ist.


Vor dem Bericht dieser letzten Ereignisse stellt die Torah noch die Gesetze der Roten Kuh. Jeder, der einen menschlichen Leichnam berührt, mit dem Grab eines Jiden in Berührung gekommen ist oder unter einem Dach mit dem Leichnam eines Jiden steht, wird 'unrein', wird 'tame' [טָמֵא]. Dies ist keine Sünde, das Begraben hat sogar einen sehr hohen Stellenwert im Judentum und somit ist diese Unreinheit nicht etwas Unerwünschtes. Die Unreinen durften aber nicht in den Tempel, bis sie diese Unreinheit, diese 'Tum'ah' [טוּמאָה] ablegen konnten.

Und diese Prozedere erforderte eine spezielle Asche, welche mit einer Roten Kuh in einem bis ins Detail vorgeschriebenem Akt hergestellt wurde. Schon der erste Schritt ist schwer: man muss eine Rote Kuh ausfindig machen. Und eine Kuh wird erst nach ihrem ersten Lebensjahr so bezeichnet, davor ist sie ein Kalb. Alle roten Kälber der letzten hundert Jahre bekamen mit der Zeit schwarze Haare oder wurden mit der Zeit braun.

Die Vorschriften der Torah werden oft in drei Kategorien geteilt.

  1. Die 'Mischpatim' [מִשְׁפָּטִים] sind alle Gesetze, welche das Leben einer Gesellschaft regeln. In jedem Volk, das keine Einsiedler sind, müssen Regeln geschaffen werden. Fast alle zwischenmenschlichen Regeln der Jiden sind von IHM vorgeschrieben und im 'Schulchan Aruch – Choschen Mischpat' [חוֹשֶׁן מִשְׁפָּט - שֻׁלְחָן עָרוּך] zu finden.
  2. Dann gibt es die Gesetze der Kategorie 'Mizwot' [מִצְווֹת]. Zum Beispiel das Pessachfest, mit dem wir den Auszug von Ägypten feiern. Dies ist kein zwischenmenschliches Gesetz. Es macht aber Sinn, dass wir uns an unseren Erlöser erinnern, sich bei ihm bedanken und auch seine Befehle befolgen.
    Das Judentum ist keine leichte Religion. Und doch haben wir es viel leichter als ein Sklave! Somit ist das Pessachfest auch eine Ermahnung, sich an die Gesetze der Torah zu halten.

    Am Jahresanfang blasen wir das Schofar [שׁוֹפָר]. Denn an diesem Tag entscheidet ER, was im nächsten Jahr mit uns geschehen wird. So soll uns das Schofar aufwecken, damit wir uns an IHM wenden und um ein gutes Jahr bitten.
    Wiederum Gesetze, die Sinn machen.
  3. Die dritte Kategorie, 'Chukim' [חֻקִּים], sind nun die Gesetze, welche uns Erdenbürgern keinerlei Sinn machen. Weshalb dürfen wer nicht Kleider tragen, die aus Wolle und Flachs hergestellt wurden? 7 שַׁעַטְנֵז
    Scha'atnes
    Die Wolle wärmt, reißt aber leicht. Der Flachs wärmt fast nicht, ist aber äußerst reißfest. Die Verbindung der beiden wäre eine sehr gelungene Kombination – aber die Torah verbietet sie uns.
    Alle Gesetze der Unreinheit und der Reinigung dieser Tum'a machen keinen Sinn.
    • Weshalb die Asche einer Roten Kuh und nicht einer braunen?
    • Weshalb wurde die Rote Kuh auf dem Olivenberg geschlachtet und nicht im Tempel?
    • Wenn jemand nur unter dem Dach mit einem jüdischen Leichnam ist und eigentlich steril bleibt, wird er so stark 'tame', dass er Rote-Kuh-Asche braucht. Berührt er jedoch mit blossen Händen den Kadaver einer Kuh, so wird er ganz leicht wieder rein
      Das Eintauchen in einem rituellen Tauchbad, der Mikveh [מִקְוֶה] und am Abend ist er wieder rein.
      , obwohl seine Hände infiziert sind.
    Es ergibt also keinen Sinn.

Sollte jemand den Plan hegen, sich nur an jene Gesetze zu halten, die Sinn machen, so hat er seinen Eintritt ins Paradies, ins Gan Eden [גַּן־עֵדֶן]
Meistens geht eine Seele zuerst ins Gehinnom [גֵּיהִנּוֹם]/Fegefeuer. Das Ziel des Gehinnom ist nicht nur die Strafe, vielmehr ist es eine Reinigung der Seele von den Sünden. Danach kann die Seele ins Paradies, ins Gan Eden.
verloren. Denn dann hat er nicht IHM gedient, sondern seiner Weisheit, seiner persönlichen Intelligenz. So soll ihn seine Intelligenz entlohnen. Dies ist auch der Grund, weshalb ER uns auch unverständliches befohlen hat. Denn hält man sich an das Unverständliche, so beweist man damit, dass man auch das Verständliche deshalb praktiziert, weil ER es befohlen hat. Und so entlohnt ER auch für die 'Mischpatim' und die 'Mizwot'.

 

שַׁבַּת שָׁלוֹם וּמְבֹרָךְ

Schabbat Schalom Um’worach

Einen Friedvollen und gesegneten Sabbat

 
 

 

Gut Schabbes
Moische Bollag

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3. Tammus 5783, 22. Juni 2023,

 

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