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Der Wochenabschnitt
מִקֵּץ
Miqez

Aktuelle Themen zur Wöchentlichen Parascha, aus Jerusalem der Heiligen Stadt, ת"ו


Letzte Woche startete der Wochenabschnitt1פָּרָשָׁה
Parascha
mit den zwei Träumen von Josef. Jedoch träumte er die zwei Träume in zwei verschiedenen Nächten. Am Ende von letzter Woche träumten in einer Nacht zwei verschiedene Menschen: der Weinlieferant von Pharao und sein Hofbäcker. Diese Woche lernen wir von den zwei Träumen von Pharao in einer Nacht.
Laut der Erklärung des Raschbam war Pharao zwischen den zwei Träumen gar nicht richtig aufgewacht.

Betrachten wir mal den ersten Traum. Pharao sieht sich neben dem Nil. Da kommen aus dem Nil sieben fette, gutaussehende Kühe und weiden auf der Wiese. Danach kommen sieben magere Kühe aus dem Nil und stellen sich neben die anderen Kühe. Zuletzt verspeisen die mageren Tiere die fetten.

 

”וְהִנֵּ֣ה מִן־הַיְאֹ֗ר עֹלֹת֙ שֶׁ֣בַע פָּר֔וֹת יְפ֥וֹת מַרְאֶ֖ה וּבְרִיאֹ֣ת בָּשָׂ֑ר וַתִּרְעֶ֖ינָה בָּאָֽחוּ׃ וְהִנֵּ֞ה שֶׁ֧בַע פָּר֣וֹת אֲחֵר֗וֹת עֹל֤וֹת אַחֲרֵיהֶן֙ מִן־הַיְאֹ֔ר רָע֥וֹת מַרְאֶ֖ה וְדַקּ֣וֹת בָּשָׂ֑ר וַֽתַּעֲמֹ֛דְנָה אֵ֥צֶל הַפָּר֖וֹת עַל־שְׂפַ֥ת הַיְאֹֽר׃ “

(בראשית_מ”א_ב'-ג')

„Und siehe: aus dem Flusse steigen sieben Kühe, schön von Ansehen und gesund von Fleisch, und sie gingen weiden auf die Wiese. .Und siehe: sieben andere Kühe steigen nach ihnen aus dem Flusse, schlecht von Ansehen und dünn von Fleisch, und sie stellten sich neben die Kühe an dem Ufer des Flusses.”

(B’reschit, Genesis, 1. Buch Mose 41. 2-3)

Der ehemalige Rabbiner von Frankfurt am Main, Rabbi Samson Raphael Hirsch selig fragt zwei interessante Fragen. Erstens wundert er sich, Kühe sind doch Vegetarier!

Weshalb essen dann hier die einen die anderen auf? Die zweite Frage ist, weshalb weideten die ersten im Sumpf, die mageren hingegen stellten sich neben die fetten. Weshalb fingen nicht auch die mageren an zu weiden? Wohin ist das Gras verschwunden?

Antwortet Raw Hirsch selig, dass die eine Frage die andere Frage beantwortet! Die fetten Kühe haben das ganze Gras aufgefressen und nichts übriggelassen. Als die mageren aus dem Wasser gekommen sind, da stellten sie sich neben die fetten und hatten nichts zu essen. Da sie keine andere Wahl hatten, fraßen sie halt Fleisch.

So rät später Josef dem Pharao, er soll (sich nicht wie eine fette Kuh benehmen und) in den sieben guten Jahren ja nicht das ganze Essen vertilgen. Hätten die sieben fetten Kühe nicht alles aufgegessen, so würden sie noch leben.


Gehen wir zum zweiten Traum: Sieben Weizenhalme wachsen an einem Stecken aus dem Boden und sehen gut und gesund aus. Dann wachsen sieben Halme aus dem Boden, dünn und vom Wind geschlagen. Wiederum verschlingen die schlechten die guten.

 

”וַיִּישָׁ֕ן וַֽיַּחֲלֹ֖ם שֵׁנִ֑ית וְהִנֵּ֣ה ׀ שֶׁ֣בַע שִׁבֳּלִ֗ים עֹל֛וֹת בְּקָנֶ֥ה אֶחָ֖ד בְּרִיא֥וֹת וְטֹבֽוֹת׃ וְהִנֵּה֙ שֶׁ֣בַע שִׁבֳּלִ֔ים דַּקּ֖וֹת וּשְׁדוּפֹ֣ת קָדִ֑ים צֹמְח֖וֹת אַחֲרֵיהֶֽן׃ “

(בראשית_מ”א_ה'-ו')

„schlief jedoch wieder ein, und träumte zum zweitenmale: Siehe: sieben Ähren wachsen an einem Halm, gesund und gut; und siehe: sieben Ähren, dünn, und vom Ostwind durchweht, wachsen nach ihnen.”

(B’reschit, Genesis, 1. Buch Mose 41. 5-6)

Pharao wacht auf, spürt, dass ihm seine Zauberer einen Bären aufbinden wollen, bis schließlich Josef vom Gefängnis hinzugezogen wird und das Rätsel löst.

Was auffällt, ist die Gesprächigkeit von Josef. Pharao hat ihn gebeten, seine Träume zu deuten, was Josef auch zutreffend macht: Es werden sieben fette Jahre auf Ägypten kommen, wo viel zu viel wachsen wird. Darauf werden sieben Jahren folgen, bei denen nichts wachsen wird. Josef macht hier aber nicht Halt und spricht weiter! Pharao soll jemanden einsetzen, welcher in den sieben guten Jahren das viele Getreide einsammeln und in den Städten lagern soll, um dann das Gesammelte in den sieben Jahren der Hungersnot zu essen. Dies war tatsächlich die richtige Schlussfolgerung, Pharao lobt diesen Schluss und wandelt ihn auch in die Tat um.

Und trotzdem ist es nicht zu verstehen, dass Josef die Courage hatte, diesen Ratschlag zu geben. Wenn man vor einem mächtigen König steht, so macht man keine Bewegung ohne klaren Befehl. Josefs Aufgabe war die Deutung der Träume und nicht, Vorschläge auf den Tisch zu bringen. Weshalb macht Josef etwas ungebeten vor einem König, eine Tat, die ihm unter Umständen das Leben kosten kann?

Die Antwort ist, dass Josef etwas bemerkt hatte: die sieben gesunden Halme waren auf einem Halm, auf einem Stecken gewachsen. Hingegen bei den dünnen Halmen war jeder Halm alleine aus dem Boden gekommen. Dies war ein Zeichen von GOTT, dass Pharao die sieben gesunden Jahre in die Führung einer Person geben soll!

Somit war der Vorschlag, eine Person solle die Führung übernehmen, nicht eine Idee von Josef, sondern ein Teil von der Deutung des Traumes! Und das Deuten war ja Josefs Aufgabe.

 
 

 

Gut Schabbes
Moische Bollag

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29. Kislew 5783, 24. Dezember 2022,

 

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