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Der Wochenabschnitt
מִּשְׁפָּטִים
Mischpatim

Aktuelle Themen zur Wöchentlichen Parascha, aus Jerusalem der Heiligen Stadt, ת"ו


Nachdem wir letzte Woche die Zehn Gebote erhalten haben, lernen wir diese Woche viele Gesetze im Umgang mit den Mitmenschen. Wir lernen also nicht von den Gebetsriemen, den Speisegesetzen oder von der Laubhütte, sondern vom Gesetz, wenn einer dem anderen Schaden zugefügt hat, vom Gesetz, wenn einer mitten auf der Straße ein Loch gegraben hat, wenn einer einen Einbrecher erschlagen hat usw.

Nun haben die Gesetze im Umgang mit den Mitmenschen in gewissen Hinsichten mehr Gewicht als die Gesetze HASCHEM gegenüber.

Hat jemand z.B. am Schabbat eine Zigarette angezündet und er möchte Busse tun, so werden von ihm drei Schritte verlangt:

  1. Zuerst einmal, dass er mit der schlechten Tat aufhört.
  2. Dann, dass er seine schlechte Tat zugibt und IHM sagt: "HASCHEM, ich habe gesündigt!"
  3. Als letztes muss er sich vornehmen, diese schlechte Handlung nie mehr zu machen.

C'est tout!

Hat jemand aber seinen Mitmenschen z.B. öffentlich beleidigt, so hat er zwei Sünden begangen. Erstens seinen Mitmenschen gegenüber und zweitens HASCHEM gegenüber, welcher das friedliche Zusammenleben verlangt!

Möchte er von einer Sünde zu einem Jiden Busse tun, so muss er für das zwischenmenschliche Vergehen seinen Kameraden um Verzeihung bitten und für das Vergehen gegenüber HASCHEM besagte drei Schritte tätigen. Und noch mehr als das: solange er nicht das Vergeben seines Mitmenschen erhalten hat, erlässt ihm HASCHEM auch nicht das Vergehen IHM gegenüber, auch wenn er besagte drei Schritte gemacht hat.
Bittet er seinen Freund um Vergeben und jener verneint, so steht in der Halacha, was er zu tun hat. In so einem Fall, den Rabbiner konsultieren.

Nach den Pogromen von Chmelnyzkyj war das ganze Judentum in Osteuropa zerrüttet. Vom geistigen Standpunkt her gesehen, hatten speziell die zwischenmenschlichen Beziehungen gelitten. Die geplagten Überlebenden gingen zwar weiterhin zur Synagoge, lernten auch viel Thorah usw. Aber untereinander hatten sie das friedliche Zusammenleben verlernt. Neid, Hass und Ehrgeiz hatten sich verbreitet. Bei der Gruppe der Chassidim war es der sogenannte Ba'al Schem Tov, welcher diese Gebote wieder ins Lampenlicht rückte und ihren hohen Stellenwert im Judentum betonte. Bei der anderen Gruppe war es Rabbi Jisroel (Lipkin) Salanter selig , welcher predigte, dass der gleiche GOTT, welcher verboten hat, unkoschere Speisen zu sich zu nehmen, auch z.B. das Stehlen verboten hat.

Interessanterweise fällt die Jahrzeit2Das Datum seines Hinschiedesּ von Rabbi Jisroel Salanter selig fast immer in die Woche der Parsche3פָּרָשָׁה
Dem Wochenabschnitt
Mischpatim. Der Mensch, welcher der Inbegriff der zwischenmenschlichen Beziehungen war, passend zur Parsche Mischpatim, dem Inbegriff der zwischenmenschlichen Beziehungen.

Ein Beispiel von seinem Leben:

Vor jedem Gebet hat man sich die Hände zu übergießen. Ist kein Wasser vorhanden, so reibt man die Hände irgendwo ab, womöglich mit ein bisschen Wasser. Einst kamen Rabbi Jisroel Salanter selig und ein Begleiter in eine Stadt, bei der die Synagoge noch kein fließendes Wasser hatte. Die Synagoge zahlte dem städtischen Wasserträger, dass er immer wieder das Fass beim Eingang der Synagoge fülle. Der Begleiter nahm sich vom Fass einen Becher Wasser und überschüttete sich die Hände. Rabbi Jisroel selig jedoch nahm sich lediglich einen Tropfen Wasser und reibte sich die Hände. Da fragte ihn der Begleiter, das Wasser sei ja zum Beten bestimmt. Weshalb nehme er nur einen Tropfen? Antwortete ihm Rabbi Jisroel selig, der Wasserträger habe nicht mit Gästen gerechnet und falls es wegen ihm zu wenig Wasser für den letzten Betenden haben wird, so wird die Gemeinde dem Wasserträger Vorwürfe machen!

Der Begleiter hatte an die Gesetze des Gebets gedacht und sich die Hände so übergossen, wie man es zu tun hat, wenn genügend Wasser vorhanden ist. Rabbi Jisroel Salanter selig hatte zusätzlich an seine Mitmenschen gedacht. HASCHEM will nicht, dass es zu Unstimmigkeiten zwischen seinen Menschen kommt. In den Augen von Rabbi Jisroel selig stand kein Becher Wasser für ihn zur Verfügung!

 
 

 

Gut Schabbes
Moische Bollag

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26. Schwat 5783, 17. Februar 2023,

 

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