Hat man etwas oder jemanden gern, so spricht man immer wieder davon. Hingegen, wenn man von einer Person, welche man nicht gerne hat, gefragt wird, so antwortet man so kurz wie möglich. "Ja", "Nein", "Rechts", "Links" usw.
Im ersten Buch der Bibel, in B’rejschit [בְּרֵאשִׁית], haben wir von der Erschaffung der Welt und von den drei Stammesvätern gelernt. Im zweiten Buch, in Sch’mot [שְׁמוֹת], haben wir vom Exil in Ägypten, wo wir weit weg von HASCHEM waren, gelernt - wie auch von der Erlösung, bis wir wieder mit HASCHEM zusammentrafen. Zuerst zeigte ER sich mit den Zehn Plagen, dann beim Spalten des Roten Meeres, weiter mit dem Erscheinen auf dem Berg Sinaï und schließlich mit dem Bau im Mischkan [מִשְׁכַּן].
Im dritten Buch, WaJikra [וַיִּקְרָא] , lernen wir die Gesetze der Opfer, von der Einweihung des Mischkan, wie bei der Einweihung Feuer vom Himmel runterkam und das Feuer auf dem Altar entfachte und wie die Wolke, welche bis dahin auf dem Berg Sinaï war, ab jetzt auf dem Mischkan ruhte.
Aus dieser Wolke kam die Stimme GOTTES, welche Mosche Rabejnu alle Anweisungen gab. Der erste Satz fängt damit an, uns wissen zu lassen, dass jedes Mal, als ER mit Mosche Rabejnu sprechen wollte, ER ihn zuvor voller Liebe bei seinem Namen rief.
Dies im Gegensatz zu z.B. Bil'am [בִּלְעָם], der Prophet der Nichtjuden. Wenn GOTT mit ihm sprechen musste, so erwähnte ER nie seinen Namen. Siehe 4. Buch Kapitel 22 und 23.
Einige Buchstaben in der Torah sind Groß und einige sind klein geschrieben. Das erste Wort 'וַיִּקְרָא= und ER rufte' endet mit einem kleinem Aleph [א]. Erklären unsere Weisen, dass es hier die Entscheidung von Mosche Rabejnu war, dieses Aleph klein zu schreiben. Denn einerseits war Mosche der größte Prophet aller Zeiten und andererseits war er davon überzeugt, dass er nichts Spezielles sei.
Als er nun hörte, dass ER ihn jedes Mal liebevoll rief, so schrieb er das Aleph klein. Das Wort וַיִּקְרָא [Wajikra] ohne Aleph ergibt das Wort וַיִּקָּר [Wajiker]. Dieses Wort steht jedes Mal, als ER gezwungen war, mit Bil'am, dem Prophet der Nichtjuden zu sprechen. וַיִּקָּר bedeutet, dass ER ihn unvorgesehen [=ungewollt] traf. Mosche Rabejnu war der Meinung, dass er nicht mehr als Bil'am wert war und schrieb auf sich, auch mit ihm habe ER nur ungern gesprochen. Der Prophet Isaja sagt in SEINEM Namen:
ER schaue auf die, die sich klein halten.
Diese Message, dass ER die Menschen gern hat, welche nicht mit der Nase oben rumgehen, ist speziell hier wichtig. Wir fangen ja an, von den Schlachtopfern zu lernen. So besteht die Gefahr, dass jemand ein Opfer bringt, ohne sich innerlich vor IHM zu beugen. Geld hat diese Person und kann sich eine fette Kuh leisten. Er schaut auf die anderen Menschen mit ihren mageren Tieren und meint vielleicht, ER werde seine fette Kuh mehr schätzen als die anderen Opfer. Falls dies zutrifft, hat er das Ziel eines Opfers verfehlt! So sagt uns David HaMelech [דָוִד הַמֶּלֶךְ] im Psalmen 51 18-19:
Unsere Weisen erzählen, dass die Menschen von Jerusalem verschiedene Tricks angewandt haben, um die stolzen Gemüter von ihrem hohen Ross runterzubringen. Bei leichten Fällen war es genug, dass sich die Leviten, welche im Tempel sangen und spielten, dieser Person näherten und ihm ein Lied mit einem passendem Kapitel Psalmen vorsangen.
Bei ganz schweren Klienten wurden andere Saiten aufgezogen. Die meisten Menschen brachten ihre Opfer nicht von zuhause mit. Denn neben dem Tempel war ein großer Tiermarkt, wo sich jeder sein Opfer kaufen konnte. Sah nun ein Verkäufer, dass jemand voller Stolz ein Tier kaufen wollte, so verkaufte er ihm eine wilde Ziege und band die Ziege an eine schwache Schnur. Auf dem Weg vom Markt zum Tempel rieß sich nun die Ziege los und der Reiche suchte überall nach seinem Tier. Mit der Zeit legte sich sein Stolz und so war er dann tatsächlich in der Lage, ein richtiges Opfer zu bringen!
Heute haben wir leider keinen Tempel und können keine Tiere dem ALLMÄCHTIGEN schlachten. Aber unser Stolz - die Meinung, wir seien besser als andere, das innerliche Degradieren unserer Mitmenschen, diese Gefühle können wir IHM auch heute noch schlachten und sind sogar gratis, also um ein vieles billiger als echte Schlachtopfer!