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Der Wochenabschnitt
וַיִּשְׁלַח
WaJischlach

Aktuelle Themen zur Wöchentlichen Parascha, aus Jerusalem der Heiligen Stadt, ת"ו


”וַיָּ֣קׇם ׀ בַּלַּ֣יְלָה ה֗וּא וַיִּקַּ֞ח אֶת־שְׁתֵּ֤י נָשָׁיו֙ וְאֶת־שְׁתֵּ֣י שִׁפְחֹתָ֔יו וְאֶת־אַחַ֥ד עָשָׂ֖ר יְלָדָ֑יו וַֽיַּעֲבֹ֔ר אֵ֖ת מַעֲבַ֥ר יַבֹּֽק׃ וַיִּ֨קָּחֵ֔ם וַיַּֽעֲבִרֵ֖ם אֶת־הַנָּ֑חַל וַֽיַּעֲבֵ֖ר אֶת־אֲשֶׁר־לֽוֹ׃ וַיִּוָּתֵ֥ר יַעֲקֹ֖ב לְבַדּ֑וֹ וַיֵּאָבֵ֥ק אִישׁ֙ עִמּ֔וֹ עַ֖ד עֲל֥וֹת הַשָּֽׁחַר׃ָ׃“

(בראשית ל"ב כ"ג-כ"ה)

„In der Nacht stand er auf, nahm seine beiden Frauen und seine beiden Mägde und seine elf Kinder und setzte über die Furt des Jabbok. Und nahm sie und führte sie über den Bach und führte hinüber all das Seinige. Als nun Jakob allein zurückblieb, da rang ein Mann mit ihm bis zum Aufgang der Morgenröte.”

(B’reschit, Genesis, 1 Buch Mose 32. 22-25)

Letzte Woche haben wir gelernt, wie GOTT Jakov geholfen hat, von Lavan1לָבָן
Laban
zu flüchten. Diese Woche lernen wir, wie Jakov von Esav2עֵשָׂו
Esau
gerettet wurde.

Nachdem Jakov vernommen hatte, dass Esav mit vierhundert Männern zu ihm kommt, schickte ihm Jakov vierhundert Tiere als Geschenk. Danach rüstete er seine Menschen zum eventuellen Krieg und formierte sie in zwei Gruppen. Als drittens betete er zu GOTT, ER soll ihn von Esav retten.

Mitten in der Nacht vor dem Zusammenstoß mit Esav überquert Jakov mit seinem ganzen Lager den Jabbok-fluss. Laut den Ausführungen des Rabenu Schmuel ben Meïr3רשב"ם
RaSchBa"M
(Sein Vater M'eïr war der Schwiegersohn von Raschi. Also war die Mutter des Raschbam die Tochter von Raschi) hatte Jakov in dieser Nacht- und Nebelaktion versucht, einer direkten Konfrontation mit Esav auszuweichen und schnellstens zum Vater Jizchak in Chevron zu kommen. Jakov kam ja von Lavan, also vom Nordosten des Heiligen Land. Der normale Weg nach Chevron wäre gewesen, über den Golan und den Galil4גָּלִיל
Galiläa
nach Schchem5שְׁכֶם
Nablus
zu gehen, dann durch dem heutigen Ramallah und Jeruscholajim nach Chevron6חֶבְרוֹן
Hebron
. Esav, welcher vom Süden kommend den Jakov treffen wollte, bewegte sich auf besagter Route Richtung Norden. So plante Jakov, einen anderen Weg einzuschlagen. Statt vom Golan sich auf die westliche Seite des Jordanflusses zu begeben, überquerte er den besagten Jabbok-fluss, welcher sich östlich des Jordanflusses befindet. Dann wäre er im heutigen Jordanien von Norden nach Süden gezogen, um in der Gegend des Toten Meeres nach Westen zu stechen und so Chevron zu erreichen. Somit wäre er einer direkten Konfrontation mit Esav und seinen Soldaten ausgewichen.

Der RaSchBa"M erklärt weiter, dass HASCHEM dem Jakov zeigen wollte, dass ER ihn auch bei einem direkten Treffen mit Esav beschützen und retten kann. So vereitelte ER seinen Fluchtplan. ER sandte einen seinen Engel, welcher den Jakov die ganze Nacht aufhaltete, mit dem ersten Tageslicht sahen sich Jakov und Esav und der Fluchtplan war ins Wasser gefallen.

Dies ist einer der Stellen, bei denen wir sehen, wie GOTT einerseits von uns erwartet, unsere Bemühungen anzustellen - am Schluss jedoch GOTT doch das Steuer in der Hand hält und selbst entscheidet, welche unserer Pläne gelingen und welche nicht.

Auch nachdem Jakov vom Engel aufgehalten wurde, fuhr Jakov mit seinen Bemühungen fort, Esav zu besänftigen. So bückte er sich als erster vor Esav sieben Mal, danach ließ er seine Frauen mit ihren Kindern wie auf einer Parade vor ihn treten, um sich vor ihm zu bücken, und in der ganzen Diskussion danach sprach Jakov mit Esav voller Respekt, als wäre er sein Knecht.

Denn einerseits besitzen wir den anstandslosen Glauben, dass ER alles machen und walten kann, wie ER nur möchte. Andererseits verlangt ER von uns trotzdem, dass wir unsere Bemühungen machen, als hätten wir nicht den Allmächtigen hinter uns.

So hält der Rambam [in הלכות שמיטה ויובל פרק י"ג הלכה י"ג] fest, dass jeder Jid das Recht hat, den ganzen Tag in der Synagoge die Torah zu studieren und ER wird ihm schon das allernötigste zukommen lassen. Aber die wenigsten können sich mit dem Allernötigsten zufriedenstellen und den ganzen Tag Torah lernen. All diese - bezeichnen wir sie als normale - Menschen haben die Pflicht von GOTT, sich um ein Einkommen zu bemühen. Aber alle müssen sich bewusst sein, dass ihre Bemühungen, ihr Fleiß und ihre Ausbildung keinerlei Garantie für ein geregeltes Einkommen sind. HASCHEM hat das Steuer nie aus der Hand gegeben und greift immer wieder in unser Leben ein. Einerseits hatte Jakov Geschenke geschickt, Waffen verteilt, gedawent7gebetet, einen Fluchtversuch gemacht und untertänig mit Esav gesprochen. Aber der Entscheid, ob nun Esav's Herz so mit Erbarmen übermannt wird, dass er seine Rache-Absichten über den Haufen wirft oder dass er seinen Plan doch zu Ende führt, dieser Entscheid lag voll in SEINEN Händen.

Sind wir einmal zu dieser Überzeugung gekommen, dass unsere Arbeit einer unserer Pflichten zu IHM sind, der Erfolg jedoch nicht in unseren Bemühungen abhängig ist, vielmehr ist unser Erfolg allein SEIN Entscheid - so machen wir nichts, was gegen die Halacha ist, um zu Geld zu kommen!

 
 

 

Gut Schabbes
Moische Bollag

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15. Kislew 5783, 9. Dezember 2022,

 

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