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Der Wochenabschnitt
בָּלָק
Balak

Aktuelle Themen zur Wöchentlichen Parascha, aus Jerusalem der Heiligen Stadt, ת"ו


Balak
Verfluchung geplant, Segen gesagt

In unserem Wochenabschnitt schickt Balak, der König der Moabiter, den Wahrsager und Magier Bileamבִּלְעָם
Bil’am
los, um das Volk Israel zu verfluchen. Aus Bileams Mund kommt jedoch eine Brachahבְּרָכָה
Segensspruch
.

 

 

1. Akt: die Ankündigung

”וְעַתָּה֩ לְכָה־נָּ֨א אָֽרָה־לִּ֜י אֶת־הָעָ֣ם הַזֶּ֗ה כִּֽי־עָצ֥וּם הוּא֙ מִמֶּ֔נִּי אוּלַ֤י אוּכַל֙ נַכֶּה־בּ֔וֹ וַאֲגָרְשֶׁ֖נּוּ מִן־הָאָ֑רֶץ כִּ֣י יָדַ֗עְתִּי אֵ֤ת אֲשֶׁר־תְּבָרֵךְ֙ מְבֹרָ֔ךְ וַאֲשֶׁ֥ר תָּאֹ֖ר יוּאָֽר׃“

(במדבר כ"ב ו')

„Und nun komme doch, verfluche mir dieses Volk, denn es ist mächtiger als ich; vielleicht vermag ich es zu schlagen, dass ich es vertreibe aus dem Land; denn ich weiß, wen du segnest, der ist gesegnet, und wenn du verfluchst, der ist verflucht.“

(BaMidbar, Numeri, 4.Buch Moses, 22:6)

Dieses Zitat ist vom König Moabs, Balak, gerichtet an den Mideanitischen Magier Bileam. Er richtet sich nach dem Prinzip des Zauberworts „Abrakadabra“ (aus dem Aramäischen): אַבְּרָא כַּדַבְּרָא, Abra - ich werde erschaffen, ka-dabra - so wie ich spreche.

Dieses Prinzip, also, dass Worte die Realität nicht nur beschreiben, sondern schaffen, ist im Judentum sehr verankert (und gilt nicht als Zauberei) - das beste Beispiel dafür ist die Hochzeit: in dem Moment, in dem der Bräutigam sagt:

„Harej at m’Kudeschet li b’Taba‘at so k’dat Mosche v’Isarael“
הֲרֵי אַתְּ מְקֻדֶּשֶׁת לִי בְּטַבַּעַת זוֹ כְּדַת משֶׁה וְיִשְׂרָאֵל
„Hiermit wirst du mir geheiligt, mit diesem Ring, nach der Religion Moschehs und Israels“

schafft er eine neue Realität - aus einem Mann und einer Frau wird ein Ehepaar. (Einer Theorie zufolge kommt das deutsche Wort „Heirat“ übrigens von „harej-at“).

Und so plant es auch Balak - “wenn du segnest, der ist gesegnet, und wenn du verfluchst, der ist verflucht”.

Aber erstens kommt es anders, und zweitens, als man denkt…

 

 

2. Akt: die Wendung

”מַה־טֹּ֥בוּ אֹהָלֶ֖יךָ יַעֲקֹ֑ב מִשְׁכְּנֹתֶ֖יךָ יִשְׂרָאֵֽל׃“

(במדבר כ"ד ה')

„Wie schön sind deine Zelte Ja‘akow, deine Wohnungen Jisrael!“

(BaMidbar, Numeri, 4.Buch Moses, 24:5)

Bileam will also das Volk Israel verfluchen. Aus Bileams Mund kommt jedoch Ma-towu, eine große Brachah (Segensspruch), die die Ehrfurcht vor Synagogen zum Ausdruck bringt (und auch da gesagt und gesungen wird), basierend auf den Talmud:

 

”אָמַר רַבִּי יוֹחָנָן מִבִּרְכָתוֹ שֶׁל אוֹתוֹ רָשָׁע אַתָּה לָמֵד מָה הָיָה בְּלִבּוֹ בִּיקֵּשׁ לוֹמַר שֶׁלֹּא יְהוּ לָהֶם בָּתֵּי כְנֵסִיּוֹת וּבָתֵּי מִדְרָשׁוֹת (במדבר כ"ד, ה') מַה טֹּבוּ אֹהָלֶיךָ יַעֲקֹב לֹא תִּשְׁרֶה שְׁכִינָה עֲלֵיהֶם וּמִשְׁכְּנֹתֶיךָ יִשְׂרָאֵל ...“

(סנהדרין · ק"ה ב' י"זא)

„Rabbi Jochanan sagte: „Aus dem Segen dieses bösen Mannes erfährt man, was er im Herzen sagen wollte. Er wollte sagen, dass sie keine Synagogen oder Studienhäuser haben sollten [und so wurde es umgekehrt zu] (BaMidbar, Numeri, 4.Buch Moses, 24:5)‚ Wie lieblich sind deine Zelte, oh Jakob.‘ [Er wollte sagen], dass die g-ttliche Gegenwart nicht unter ihnen weilen sollte [und so wurde es umgekehrt zu]: ‚Deine Wohnstätten, oh Israel…‘“ “

(Babylonischer Talmud, Sanhedrin 105b :17)

In anderen Worten gibt es hier etwas, was sich auf Hebräisch טְוויִסְט בַּעֲלִילָהtwist baA‘lilah nennt, also eine plötzliche Wendung in der Geschichte - aus dem Fluch wird eine Brachah.

 

 

3. Akt: die perfekte Illusion

”אִם־יִתֶּן־לִ֨י בָלָ֜ק מְלֹ֣א בֵיתוֹ֮ כֶּ֣סֶף וְזָהָב֒ לֹ֣א אוּכַ֗ל לַעֲבֹר֙ אֶת־פִּ֣י יְהֹוָ֔ה לַעֲשׂ֥וֹת טוֹבָ֛ה א֥וֹ רָעָ֖ה מִלִּבִּ֑י אֲשֶׁר־יְדַבֵּ֥ר יְהֹוָ֖ה אֹת֥וֹ אֲדַבֵּֽר׃“

(במדבר כ"ד י"ג)

„Wenn mir Balak gäbe sein Haus voll Silber und Gold, ich könnte nicht übertreten den Befehl von HaSchem, zu tun Gutes oder Böses aus meinem Herzen; was HaSchem reden wird, das werde ich reden.“

(BaMidbar, Numeri, 4.Buch Moses, 24:13)

Ist Bileam wirklich ein Prophet Israels, der HaSchems Worte spricht, wie er hier sagt?

Die Antwort ist nein: „Siehe, sie waren den Kindern Jisrael auf den Rat Bileams zur Verleitung zum Treubruch am Ewigen wegen Peorפְּעוֹר, und es kam das Sterben über die Gemeinde von HaSchem.“ (4. Buch Moses, 31:16, Wochenabschnitt Matot)

ABER Das Volk Israel nahm sich Bileams Segen sehr zu Herzen, mindestens so, als ob es von einem Zaddik gekommen wäre. (Die perfekte Illusion?) Warum?

Dazu erzählte der renommierte Rabbiner Chaim Gutnick sz”l folgendes:

Ein Ehepaar bat ihm um Rat, etwas Funken in die Ehe zu bringen. Rabbi Gutnick empfahl ihnen ein bisschen „Jiddischkeit“ (z.B. traditionelle Schabbat-Mahle auszurichten). Enttäuscht von dieser altmodischen Antwort gingen sie zu einem Paartherapeuten.

Der Therapeut sagte dasselbe wie der Rabbiner, nur „verpackte er es anders“:

Um etwas Romantik und Zärtlichkeit in die Ehe zu bringen, sollen sie doch mindestens einmal die Woche auf Fernseher und Telefone verzichten und romantisch bei Kerzenschein Abendessen haben.

In anderen Worten - wenn selbst Außenseiter (wie der Psychologe) und sogar bösartige Manipulierer wie Bileam uns den Weg der Mizwotמִצְווֹת
Gebote
nahelegen, dann MUSS es der richtige Weg sein!

 

 

Nachwort: die Nachkommen Balaks

Eine bekannte jüdische Redewendung sagt: „Jichesיִחוּס
Abstammung
ist so wie Kartoffeln - je tiefer unter der Erde, desto besser.“ Falls das unklar ist - gemeint ist: je weiter wir zurück gehen im Familienstammbaum, desto eindrucksvoller die Menschen, die wir treffen - auch ein einfacher Mensch stellt dann fest, dass sein Ur-ur-ur…großvater ein berühmter Arzt, bahnbrechender Naturwissenschaftler, oder die Welt mit seinen Wissen erleuchtender Rabbiner war.

Bei Balak ist es umgekehrt. Der König der Moabiter hat Angst vor dem Volke Israel, eine Angst, die sich schnell in Hass übersetzen lässt:

”וַיַּ֥רְא בָּלָ֖ק בֶּן־צִפּ֑וֹר אֵ֛ת כׇּל־אֲשֶׁר־עָשָׂ֥ה יִשְׂרָאֵ֖ל לָֽאֱמֹרִֽי׃ וַיָּ֨גׇר מוֹאָ֜ב מִפְּנֵ֥י הָעָ֛ם מְאֹ֖ד כִּ֣י רַב־ה֑וּא וַיָּ֣קׇץ מוֹאָ֔ב מִפְּנֵ֖י בְּנֵ֥י יִשְׂרָאֵֽל׃“

(במדבר כ"ג ב'-ג')

„Als Balak, Sohn Zippor alles sah, was Jisrael dem Emoriter getan hatte, da fürchtete sich Moab sehr vor dem Volk, da es so groß war, und es graute Moab vor den Kindern Jisrael. “

(BaMidbar, Numeri, 4.Buch Moses, 23:2-3)

Eine seiner Nachkommen ist die Moabiterin Ruth (deren Geschichte wir an Schawuot [שָׁבוּעוֹת] lesen), die als erste zum Judentum übertritt. Ihr Urenkel ist König David - und sein Nachkomme wird der Maschiachמָשִׁיחַ sein.

 

Hier sind die Nachkommen besser als ihre Vorfahren
so wie beim Wein verbesserten sich die Generationen mit den Jahren.

 
 
 
 

 

שַׁבַּת שָׁלוֹם וּמְבֹרָךְ
Schabbat Schalom Um’worach
Einen Friedvollen und gesegneten Sabbat

Benjamin Rosendahl

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13. Tammus 5784, 19 Juli 2024

 

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