Chukat
Mensch, ärgere dich nicht!
In unserem Wochenabschnitt Chukat schlägt Moscheh Rabbenu in der Wut mit dem Stab auf den Stein, um Wasser herauszuholen - und wird dafür harsch bestraft (er darf das Heilige Land nicht betreten).
- Warum ist der Zorn eine so große Sünde?
- Wir brauchen viel Emunahlⓘאֱמוּנָה
Glauben, aber ein Ungläubiger braucht noch viel mehr Glauben!
Wut - das Gift, das man selbst trinkt
Ist Wut eine Tugend? Die Mainstream-Kultur denkt anscheinend so: So heißt es im Zeichentrickfilm „Alles steht Kopf“ⓘOriginaltitel: Inside Out (wo jede Emotion eine Person ist): “Das ist Wut. Ihm ist es sehr wichtig, dass es gerecht zugeht.” (ab 00:33. Im 2. Teil, der gerade in den Kinos anläuft, ist die Wut auch Antrieb für sportliche Leistungen)
Im Judentum ist die Wut hingegen KEINE Tugend - auch wenn es ihr wichtig ist, dass es gerecht zugeht.
Im Pirkej Awotⓘפִּרְקֵי אָבוֹת
Sprüche der Väter steht folgendes über die Wut:
In anderen Worten - je weniger Wut, desto besser - und je schneller man sich besänftigt, desto besser.
Warum aber wird Wut als so eine Sünde gesehen, etwas, das Chazalⓘחז"ל
unsere Weisen seit Jahrhunderten in den schärfsten Tönen verurteilen?
Das Gefährliche an Wut ist, dass sie uns die Kontrolle verlieren lässt. Wir verlieren die Fähigkeit, Abstand zu gewinnen und die möglichen Folgen unserer Handlungen abzuschätzen. Das Ergebnis ist, dass wir in einem Moment der Gereiztheit Dinge tun oder sagen können, die wir für den Rest unseres Lebens bereuen.
Nach Ansicht des RambaMs in seinem Werk „Schmoneh Prakim“ⓘשְׁמוֹנֶה פְּרָקִים
Acht Kapitel* ist folglich der Grund, warum Moscheh Rabbenu bestraft wurde: Er verlor die Fassung, als er sagte: „Hört doch, ihr Widerspenstigen.“ (Natürlich gab es auch andere Gelegenheiten, bei denen er die Fassung verlor – oder zumindest den Anschein erweckte, als würde er sie verlieren. Seine Reaktion auf die Sünde des Goldenen Kalbs, zu der auch das Zerschlagen der beiden Tafeln gehörte, war alles andere als ruhig. Aber damals hatte das Volk Israel eine Sünde begangen. Jetzt war es einfach nur durstig).
* Kapitel Vier. Die englische Übersetzung ist in der Public Domain und komplett im Internet: Siehe Hier. (Dort S. 67ff)
Und in dem Moment, wo ein Mensch die Fassung verliert, verliert er auch seine Emunah, seinen Glauben an HaSchem!
In den Worten von Fred Ammon, des Sprüchemachers von Halberstadt:
Wut ist ein Gift, das man freiwillig trinkt.
Glaube versetzt Berge (auch bei Atheisten)
Der renommierte Rabbiner Yaacob Asher Sinclair schlit”a zitierte in einem Video eine interessante Statistik: Eine sehr signifikante Nummer von Atheisten glaubt an Horoskope, Magie und andere sehr irrationale Ideen, die ihrem Un-Glauben eigentlich widersprechen. Der Grund dafür, so Rabbi Sinclair, ist ein Klarer:
Um Atheist zu sein, muss man einen sehr starken Glauben haben - sogar größer als ein Religiöser!
Denn man muss einen starken Glauben haben, um sich den Urknall als reinen Zufall zu erklären - ohne Grund wurde aus Nichts Etwas. Und man brauchst starken Glauben, um die Welt, in der wir leben - ein Wunder, dass wir täglich erleben! - als zufällige Entwicklung zu erklären. Ebenso braucht man starken Glauben, wenn man die Vielfalt unserer Gefühle als rein chemische Reaktionen erklärt.
Dabei gibt es erklärbare Gesetze (מִשְׁפָּטִים - Mischpatim), Zeugnisse (עֵדוּיוֹת - Edujot) und unerklärbare Gesetze (eben jene חוּקִּים - Chukim) - aber alle haben ihren Ursprung in den Glauben - und die WUNDER-bare Welt, die wir leben, tut es auch.
Ich schließe in den Worten Israels ersten Premierministers, David Ben-Gurions, der uns auch in dieser nicht einfachen Zeit für den Staat und das Volk Israels eine Inspiration sein soll:
״בארץ ישראל - אדם שלא מאמין בנסים, הוא אדם לא ריאלי״
„In Israel - Wer nicht an Wunder glaubt, ist kein Realist.“