Emor
Sprechen vs. Sagen
Der Wochenabschnitt Emor:
- Was hat es mit der Wortwahl von „Emor“ [אֱמֹר - sagen] zu tun, und wie unterscheidet sie sich von „Daber“ [דַּבֵּר - sprechen]?
- Was können wir über Z’dakah [צְדָקָה - Wohltätigkeit] lernen?
- Warum sagen wir eigentlich Brachot [בְּרָכָה - Segensspruch, plural: בְּרָכוֹת – Brachot]?
Emor!
Dreimal kommt hier das Wort sprechen – „Emor“ - vor, aber anders als an anderen Stellen kommt das Wort sagen - „Daber“ - kein einziges Mal. Normalerweise ist es eine Kombination.
Dazu sagt Rabbiner Samson Raphael Hirsch sz”l: „Daber“ (sagen, aber auch: Gebot, wie die Zehn Gebote, von denen jedes ein „Daber“ ist) ist eine kurze Zusammenfassung, eine Inhaltsangabe – „Emor“ allerdings eine detaillierte Erklärung. Da das „Zielpublikum“ dieser Mizwotⓘמִצְוָוה
Mizwah - Gebot,
plural: מִצְווֹת die Kohanimⓘכֹּהֵן
Kohen - Priester,
plural: כֹּהֲנִים sind, reicht - im Gegensatz zu den einfacheren Menschen, die auch keine große Konzentrationsfähigkeit haben - eine kurze Zusammenfassung eines „Daber“ nicht aus. Ein „Emor“ muss daher her!
Rabbiner Mosche Feinstein sz”l hat einen anderen Peruschⓘפֵּרוּשׁ
Erklärung: „Daber“ ist stark und klar reden - wie ein Befehl (oder ein Gebot). „Emor“ hat hingegen einen weicheren Tonfall, wie Regeln, die man einem Kind erklärt. Mizwot werden daher in der Torah meist mit „Daber“ (Ich sage dir: „Tue“) bzw. als „Daber“ (Gebot: „Du musst tun!“) gegeben. Die Kohanim hingegen haben eine besondere Stellung zu HaSchem und besondere Aufgaben im Beit HaMikdaschⓘבֵּית הַמִּקְדָּשׁ
Tempel - ihnen muss alles im Detail erklärt werden, auf angenehme Weise. (Früher sprach man in diesem Zusammenhang von “Zuckerbrot und Peitsche”)
Z’dakah!
Viel kann man über Z’dakahⓘצְדָקָה
Wohltätigkeit sprechen, die hier erwähnt ist. Ganze Bücher, wahrscheinlich ganze Büchereien, sind dazu von großen Gelehrten geschrieben worden.
Hier nur ein kleiner, aber wichtiger Aspekt:
Z’dakah ist eine der wichtigsten Mizwot. Es ist „bejn Adam laChawero“ (בֵּין אָדָם לַחֲבֵרוֹ - zwischenmenschliche Gebote) - aber es ist auch eine Mizwah „bejn Adam laMakom“ (בֵּין אָדָם לַמָּקוֹם - zwischen dem Menschen und HaSchem):
So steht in der Gemara in K'tubot 68a:
In anderen Worten: Mitleid mit jemanden zu haben, der es nicht so gut wie man selbst hat, und der Person Z’dakah zu geben, ohne groß nachzufragen: All dies zeigt nicht nur, dass man eine Midahⓘמִידָּה
Charaktereigenschaft hat, die HaSchem schätzt, nein: es ist eine Awodat HaSchemⓘ'עֲבוֹדַת ה
das Erfüllen eines g’ttlichen Gebots in sich selbst! Im Umkehrschluss ist das Unterlassen von Z’dakah eine Abwendung von HaSchem, sogar eine Awodah Sarahⓘעֲבוֹדָה זָרָה
Götzendienst.
Hals- und Beinbruch!*
* Hergeleitet aus dem Jiddischen: Hatzluche un-Bruche - הצלחה און ברכה, Abgeleitet aus dem Hebräischen הַצְלָחָה וּבְרָכָה - also Erfolg und Segen.
Dieser eher unscheinbarer Satz sagt sehr viel über die Mizwah einer Brachahⓘבְּרָכָה
Segensspruch aus: Während er (der “Gekaufte”) im Dienst des Kohen steht, erlangt der Nicht-Kohen den Status eines Priesters in dem Sinne, dass er von etwas essen darf, was sonst nur einem Kohen gestattet ist, nämlich Trumah ⓘתְּרוּמָה
Priestergebühren oder Hebopfer.
Dasselbe gilt auch für einen Segen.
Indem wir eine Brachah sagen, erkennen wir an, dass wir Eigentum von HaSchem sind und als solches an seiner Welt teilhaben dürfen. So wie der Diener eines Kohen von den heiligen Gegenständen seines Herrn profitieren kann, erinnert uns das Rezitieren eines Segens daran, dass wir Diener HaSchems sind und so seine Welt genießen können.