Ki-Tawo: Freude, Dankbarkeit und Zuhören
Unser Wochenabschnitt beginnt und endet mit Simchahⓘשִׂמְחָה
Freude.
- Warum ist Simchah so wichtig?
- Was ist die Verbindung von Simchah und Hakarat HaTowⓘהַכָּרַת הַטּוֹב
Dankbarkeit, - und was ist die Strafe, wenn wir dies nicht zeigen?
- Was lernen wir über den Wert des Schweigens?
Gebe - und freue dich dabei
Die Simchah steht am Anfang unserer Paraschahⓘ פָּרָשָׁה
Wochenabschnitt (es geht dabei um die Bikurimⓘ בִּיכּוּרִים, also das Erbringen der Erstlingsfrüchte) - wir werden regelrecht befohlen, uns zu freuen.
Im Umkehrschluss werden wir sehr stark dafür bestraft, wenn wir HaSchem nicht mit Freunde dienen:
Rav Kook sieht in diesen zwei Arten von Freuden (Simchah und Tuw Lewawⓘטוּב לֵבָב
Herzenslust) zwei sehr unterschiedliche Gebote für unsere Gefühle, die wir beide halten müssen:
- Tuw Lewaw heißt, dass wir dankbar sind, mit den intellektuellen und spirituellen Fähigkeiten gesegnet worden zu sein, die wir brauchen, um HaSchem durch das Studium der Torah und Mizwotⓘמִצְוָוה
Gebot,
plural: מִצְווֹת
Mizwot anzubeten. In anderen Worten, wir freuen uns darüber in der Lage zu sein, HaSchem zu dienen. - Simchah hingegen heißt das wir Freude am Ausführen der Mizwot haben.
Rabbeinu Bachja verbindet in seinem Mammutwerk Chowot HaLewawot (חוֹבוֹת הֵלְבָבוֹת - Lehrbuch der Herzenspflichten) diese zwei Arten von Freuden mit einer anderen Middahⓘמִידָּה
Charaktereigenschaft, die im Judentum einen sehr hohen Stellenwert haben, nämlich Hakarat HaTowⓘהַכָּרַת הַטּוֹב
Dankbarkeit - Dankbarkeit an das Gute, das uns durch HaSchem widerfahren ist. Er sagt: So wie ein Mensch gut mit einem anderen Menschen jemandem umgehen muss, der gut mit ihm umgegangen ist, so muss er ERST RECHT HaSchem mit Freude dienen, als Dankbarkeit für alles - dafür, dass er in der Früh seine Augen öffnen konnte, aufstehen konnte, atmen konnte, sich auf den Weg machen konnte usw. - so wie man sagt:
בָּרוּךְ הַשֵּׁם - אֲנִי נוֹשֵׁם
Baruch HaSchem – Ani Noschem
GsD - ich atme
Minjan ist silber, einzeln ist Gold?
Die Simchah Rabbiner Jonathan Sacks sz”l schrieb im Herbst 2020, ein paar Wochen vor seinem Tod, über die Bedeutung, keinen Minjanⓘמִנְיָן (Gebetsforum von 10 Männer) während der Corona-Lockdowns haben zu können: Nicht nur hielt es uns ab, Mizwotⓘמִצְוָוה
Gebot,
plural: מִצְווֹת
Mizwot zu erfüllen (denn einige Gebete, vor allem das Kaddischⓘקָדִישׁ der Leidtragenden, benötigen einen Minjan), es hatte das Potential, die Gebete in eine egoistische Richtung zu bringen - denn wenn man alleine betet, dann betet man nicht nur alleine, sondern auch für sich selbst, also betet für das Erfüllen seiner Bedürfnisse.
Jedoch hatte das Beten in der Isolation einen Vorteil - durch das Schweigen und Reduzierung des Lärmpegels konnten unserer inneren Stimme mehr zuhören. Auch mussten wir uns nicht dem Tempo der Gruppe anpassen (zum Beispiel bei der Amidahⓘעֲמִידָה, wo der Vorbeter manchmal das Gebet wiederholt, bevor jeder der Gruppe fertig ist, es leise zu beten).
Rabbi Jakob Leiner, der Sohn des Ischbitzer Rebben sagte in diesem Zusammenhang, den Passukⓘפָּסוּק
Vers oben zitierend: Sei still und höre. Denn: Durch das Sehen erfahren wir etwas über die Oberflächen, die Äußerlichkeiten der Dinge. Durch das Zuhören erfahren wir etwas über ihre Innerlichkeit, ihre Tiefen.