Mattot-Mass’ej: 42
In unserem Doppel-Wochenabschnitt (Mattot-Mass’ej) lesen wir von 42 Stationen, die das Volk Israel in der Wüste durchliefen
- Was sagt diese Zahl aus?
- Was ist die Verbindung von Ägypten und den 3 Trauerwochen, in denen wir uns derzeit befinden, die an die Zerstörung des Beit HaMikdaschⓘבֵּית הַמִּקְדָּשׁ, des jüdischen Tempels, erinnern?
- Was ist eine spirituelle Meerenge, und wie können wir sie passieren?
42 ist die Antwort - aber was ist die Frage?
Insgesamt gibt es 42 Reisestätten - oder Stationen - die das Volk Israel in der Wüste durchliefen. Was hat es mit dieser Zahl auf sich?
In Douglas Adams Buch „Per Anhalter durch die Galaxis“ soll “Deep Thought”, der leistungsstärkste Computer, der je gebaut wurde, Antwort auf die Frage nach dem Sinn des Lebens (“dem Leben, dem Universum, nach allem”) geben. Nach komplizierter Berechnung gibt der Computer die Antwort : 42.
Damit kommt der Super-Computer zu derselben Antwort wie unsere Gelehrten: So sagt der Ba‘al Schem Tow, der Gründer des Chassidismus, dass wir in unserem Leben 42 Stationen durchlaufen und somit den Auszug aus Ägypten wieder erleben.
Die Kabbalahⓘקַבָּלָה, oder jüdische Mystik geht noch weiter:
- Die 42 Stationen repräsentieren 6 der 10 kabbalistischen Sefirotⓘסְפִירָה
plural: סְפִירוֹת, nämlich Chessed (חֶסֶד = Gefälligkeit), G‘wurah (גְבוּרָה = Stärke), Tiferet (תִּפְאֶרֶת = Schönheit), Nezach (נֵצַח - Ewigkeit), Hod (הוֹד = Pracht), und J‘ssod (יְסוֹד = Grundlage). Nachdem jeder dieser 6 Eigenschaften wiederum aus 7 Eigenschaften besteht, sind wir bei 42. - Zusätzlich repräsentieren die 42 Stationen einen der Namen von Haschem, nämlich den, der 42 Buchstaben hat (und den Haschem bei der Erschaffung der Welt nutzte). Daher ist es ein Minhag (מִנְהָג = eine Tradition) von Chabad, bei der Lesung der Torah am Schabbat alle 42 Stationen in einer einzigen Aliyahⓘעֲלִיָּה
Torah Aufruf zu lesen und keine Pause dazwischen zu machen.
Mizrajim [מִצְרַיִם] vs. bejn haMezarim [בֵּין הַמְּצָרִים]
Das hebräische Wort für Ägypten ist Mizrajim (מִצְרַיִם) - es enthält das Wort Zar צַר - eng. Es wird auch genauso geschrieben (mit anderer Punktierung, also Vokalen) wie das Wort Mezarim - מֵצָרִים, was so viel wie Meerengen bedeutet. Die Drei Trauerwochen, in denen wir uns derzeit befinden und die an die Eroberung Jerusalems und Zerstörung des Beit HaMikdaschⓘבֵּית הַמִּקְדָּשׁ
Tempels erinnern, heißen auf Hebräisch בין המצרים - Bejn HaMezarim, oder “zwischen den Meerengen”.
Was steckt in diesen Worten, die alle den Wortstamm מ-צ-ר M-Z-R haben, oder anders gefragt: was verbindet Ägypten, Meerengen und die drei Trauerwochen?
Der Auszug aus Ägypten, das Ende der Galutⓘגָּלוּת
Diaspora und die Rückkehr in das Heilige Land. Die Zerstörung des Bei HaMikdasch (erst durch die Babylonier, und dann durch die Römer) war eine Rückkehr in die Galut, einschließlich unzähliger Pogrome und Judenverfolgungen. Daher ist die semantische Verbindung nicht zufällig.
Der gemeinsame Nenner aller drei Worte ist Zar צַר - eng. Wir waren physisch in Ägypten genauso wie in der Diaspora eingeengt - aber auch spirituell: So durchleben wir nicht nur die 42 Stationen des Auszugs aus Ägypten, sondern auch eine spirituelle Sklaverei, die uns einengt, und von der wir uns befreien müssen.
Und deswegen lesen wir Mattot-Mass’ej immer während Bejn HaMezarim, damit wir auf unserer 42-Stationen-Reise von Ägypten (Sklaverei) nach Erez Israeltⓘאֶרֶץ יִשְׂרָאֵל, alle “Meerengen”, die uns von außen und von innen einschränken, durchfahren, und - wie es in der Pessach-Haggadahⓘהַגָּדָה שֶׁל פֶּסַח steht - unsere persönliche J‘ziat Mizrajimⓘיְצִיאַת מִצְרַיִם
Auszug aus Ägypten machen.