Mischpatim - erst tun, dann hören
Nachdem im letzten Wochenabschnitt das Volk Israel die Stimmen gesehen hat, sagt es jetzt “Na‘aseh w‘Nischma”1נַעֲשֶׂה וְנִשְׁמָע
wir werden es tun und hören - sollte die Reihenfolge nicht umgekehrt sein? Was sagt Raschi [רש"י] dazu, was der Zanzer AdmoR? Warum wird ausgeführt, was zu tun ist, wenn ein Ochse jemanden stößt und tötet, statt nur tötet? Und wie wirkt sich der Umgang mit schlechten Menschen auf die eigene Glaubwürdigkeit aus?
Erst tun, dann hören
Erneut kein Schreibfehler (nach „das Volk Israel sah die Stimmen“ - Siehe Wochenabschnitt der letzten Woche -- Jitro) - zuerst steht „tun“, und erst danach „hören“.
Raschi erklärt, dass „das Volk Israel sah die Stimmen“ wörtlich gemeint ist. HaSchem ließ das ganze Volk die Torah so unmittelbar erfahren, dass sie mamesch2מַמָּשׁ
mamasch
„ja wirklich“ Stimmen sehen konnten! Und deshalb sagte das Volk dann jetzt: Wir werden die Überlieferung so hören, als hätten wir sie buchstäblich gesehen. In anderen Worten ist das „Tun“ die GESEHENE Stimme, deren Gebote man folglich schon einhalten kann, bevor man sie hört.
Eine andere Erklärung liefert der Divrei Chaim , Rabbi Chaim Halberstam, der Gründer und erster Rebbe von Zanz: Basierend auf dem Prinzip, dass es keine zeitliche Chronologie in der Torah gibt (אין מוקדם ומאוחר בתורה), erklärt der Divrei Chaim, dass Mosche Rabbeinu dem Volk Israel das 1. Buch Moses (סֵפֶר בְּרֵאשִׁית - Sefer B’reschit) vorlas, damit es von dem Verhalten der Vorfahren lernen können. (Dies wird oft auch als מעשה אבות - סימן לבנים - die Taten der Väter sind Zeichen für die Kinder - ausgedrückt) Und so antwortete Am Israel nach der Lesung des Buches B’reschit - “(alles, was HaSchem gesagt hat) werden wir machen und hören.” In anderen Worten hatte das Volk Israel alles schon gehört, aber es versprach, es in die Tat umzusetzen, und immer wieder zu hören, um sich an die Gesetze zu halten - ähnlich einem Erste-Hilfe-Kurs, den man regelmäßig wiederholen muss, selbst wenn man bereits Sanitäter ist.
Vom Ochsen gestoßen - und getötet
Wieso steht hier nicht einfach „wenn ein Rind sie tötet“?
Dazu sagt der Alschich (Rabbiner Mosche Alschich, ein Talmid3תַּלְמִיד
Schüler von Rabbiner Josef Karo sz”l) etwas sehr Interessantes: Der Ochse hat den Menschen gestoßen. ABER - nicht der Ochse hat ihn getötet, sondern HaSchem! Es war Teils des g-ttlichen Plans, dass das Stoßen durch den Stier tödlich geendet hat.
Das kann man ganz wörtlich nehmen: Bei einem Stierkampf übertritt der Torero das Verbot von צַעַר בַּעַלֵי חַיִּים4Za’ar Ba’alej Chaiim
Tieren grundlos Schaden zuzufügen - wenn der Stier ihn dann verletzt (oder gar tötet), dann kann das auch als himmlische Strafe gegen den Torero gesehen werden.
Allgemein gesprochen müssen wir uns, wenn uns Schaden zugefügt wird, nicht immer vorwurfsvoll an den Täter wenden. Nein, vielleicht sind wir es, die bestraft werden. Und der Täter (Stier in diesem Fall) ist dann nur ein Instrument.
Sag mir, wer deine Freunde bist - und ich sag dir, wer du bist
Wieso steht hier nicht einfach „lüge nicht“?
Dazu gibt der Chatam Sofer die folgende Stelle aus der Gemara von Traktat Joma:
„Kann Reš Laqiš denn Rabba b. Bar Ḥana angeredet haben, wenn er sogar Elea͑zar, der Ortsoberhaupt im Jisraellande war, nicht anredete, denn dem, den Reš Laqiš auf der Straße anredete, vertraute man ein Geschäft ohne Zeugen, wie sollte er Raba b. Bar Ḥana angeredet haben?“
(Joma, Blatt 9b - Unterster Absatz)
In anderen Worten, sag mir, wer deine Freunde bist - und ich sage dir, wer du bist! Denn wer sich mit schlechten Menschen umgibt, verliert selbst Glaubwürdigkeit!