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Der Wochenabschnitt
שְׁלַח-לְךָ
Schlach L’cha

Aktuelle Themen zur Wöchentlichen Parascha, aus Jerusalem der Heiligen Stadt, ת"ו


Schlach L’cha
üble Nachrede zu Erez Israel

Der Wochenabschnitt Schlach L’cha:

In unserem Wochenabschnitt schickt Moscheh Rabbenu zwölf Auskundschafterמְרַגְּלִים
M‘ragglim,
im heutigen Hebr. Spione
ins Land Israel - zehn von ihnen geben einen pessimistischen Bericht.

 

 

Üble Nachrede

”וְהָ֣אֲנָשִׁ֔ים אֲשֶׁר־שָׁלַ֥ח מֹשֶׁ֖ה לָת֣וּר אֶת־הָאָ֑רֶץ וַיָּשֻׁ֗בוּ וילונו וַיַּלִּ֤ינוּ עָלָיו֙ אֶת־כׇּל־הָ֣עֵדָ֔ה לְהוֹצִ֥יא דִבָּ֖ה עַל־הָאָֽרֶץ׃ וַיָּמֻ֙תוּ֙ הָֽאֲנָשִׁ֔ים מוֹצִאֵ֥י דִבַּת־הָאָ֖רֶץ רָעָ֑ה בַּמַּגֵּפָ֖ה לִפְנֵ֥י יְהֹוָֽה׃“

(במדבר י"ד ל"ו-ל"ז)

„Und die Männer, die Moscheh ausgeschickt hatte, das Land auszukundschaften, und die zurückkehrten, und gegen ihn die ganze Gemeinde zum Murren aufregten, indem sie ein übles Gerücht von dem Land ausbrachten. Diese Männer, die das üble Gerücht von dem Land ausgebracht, starben durch eine Plage für HaSchem.“

(BaMidbar, Numeri, 4.Buch Moses, 14:36-37)

Was ist üble Nachrede? Kann man üble Nachrede auch auf ein Land machen, oder zumindest auf das Heilige Land?

Im Zusammenhang der ersten Frage vergleicht Raschi die Sünde der Kundschafter – „ein übles Gerücht von dem Land (Israel)“ zu verbreiten - mit der von Moscheh Rabbenus Schwester Miriam (die schlecht über ihren Bruder sprach, erwähnt in der letzten Paraschah). Es ist, so Raschi, kein Zufall, dass beide üble Nachreden nahe voneinander erwähnt werden, auch wenn Miriams bei weitem nicht so gravierend war, und sie daher nur mit einem Aussatz bestraft wurde, während die Strafe der Kundschafter es war, dass sie und ihre Altersgenossen in der Wüste sterben.

Raschi sagt: „Weil sie dafür bestraft wurde, dass sie sich mit Reden beschäftigte, weil sie über ihren Bruder sprach, und diese bösen Leute sahen [was mit ihr geschah], aber daraus keine Lehre zogen.“

In anderen Worten: Die Kundschafter handelten verantwortungslos, indem sie sich erlaubten, Miriams Fehler zu wiederholen.

Zu der 2. Frage sagt Rav Kook sz”l dazu, dass das Land Israel nicht nur einfach Holz und Steine ist, sondern dass es lebt, fühlt und sich bewegt - wie Menschen. Die Gemaraגְּמָרָא nennt das Land Israel אֶרֶץ הַצְּבִיErez HaZwi – „Land des Hirsches“, denn die Haut eines Hirsches kann sehr stark ausgedehnt werden, sowie sich das Land Israel ausdehnt, wenn es von mehr Juden bevölkert wird.

Daher ist Laschon HaRaלְשׁוֹן הָרָע
üble Nachrede
gegenüber dem Land Israel mindestens so gravierend wie gegenüber Menschen.

 

 

Giganten und Heuschrecken

”וְשָׁ֣ם רָאִ֗ינוּ אֶת־הַנְּפִילִ֛ים בְּנֵ֥י עֲנָ֖ק מִן־הַנְּפִלִ֑ים וַנְּהִ֤י בְעֵינֵ֙ינוּ֙ כַּֽחֲגָבִ֔ים וְכֵ֥ן הָיִ֖ינוּ בְּעֵינֵיהֶֽם׃“

(במדבר י"ג ל"ג)

„Und dort haben wir Riesen gesehen – die Söhne des Enak sind von den Riesen – und wir waren in unseren Augen wie Heuschrecken, und so waren wir auch in ihren Augen.“

(BaMidbar, Numeri, 4.Buch Moses, 13:33)

Waren die Söhne Enaks im Land Israel wirklich Riesen? Und das Volk Israel Heuschrecken? Natürlich nicht - und es steht auch so im Text: „wir waren in unseren Augen wie Heuschrecken, und so waren wir auch in ihren Augen.“

Nun stellt sich die Frage: Ist diese schüchterne, selbst erniedrigende Selbsteinschätzung wirklich so eine große Sünde? Dazu gibt der Midrasch Bamidbar Rabba (16:11) eine sehr interessante Antwort:

Sie sagten: „Wir waren wie Heuschrecken in unseren Augen“ (4. Mose 13:33). Der Heilige, gesegnet sei Er, sagte: ‚Ich vergebe ihnen dies.‘ Aber ich wandte mich gegen sie wegen „Und ebenso waren wir in ihren Augen“ (4. Mose 13:33). ‚Weißt du überhaupt, was ich in ihren Augen angetan habe? Wer will sagen, dass du in ihren Augen nicht wie Engel warst?
Was hast du dir nun angetan?‘ „Entsprechend der Zahl der Tage, die ihr das Land erkundet habt“ (4. Mose 14:34). Das ist ihnen nicht genug, aber sie haben das Land auch nicht betreten.
Der Heilige, gesegnet sei Er, sagte zu Israel: ‚In dieser Welt war es ihnen bestimmt, das Land nicht zu betreten, weil sie Boten aus Fleisch und Blut waren.

In anderen Worten: Ihnen wurde vergeben, dass sie sich selbst falsch einschätzen. Aber - dass sie sich anmaßten, zu wissen, wie andere sie sehen - dafür bestrafte Haschem das Volk Israel, und zwar mussten sie für jeden Tag der Auskundschaft (insgesamt 40) ein Jahr in der Wüste bleiben - d.h. in der Wüste sterben, ohne das Land Israel zu betreten.

 

 

Eine Sünde der Generationen

”וּ֠בְנֵיכֶ֠ם יִהְי֨וּ רֹעִ֤ים בַּמִּדְבָּר֙ אַרְבָּעִ֣ים שָׁנָ֔ה וְנָשְׂא֖וּ אֶת־זְנוּתֵיכֶ֑ם עַד־תֹּ֥ם פִּגְרֵיכֶ֖ם בַּמִּדְבָּֽר׃ “

(במדבר י"ד ל"ג)

„Und eure Söhne sollen umherziehen in der Wüste vierzig Jahre und euren Abfall tragen, bis eure Leiber dahin sind in der Wüste.“

(BaMidbar, Numeri, 4.Buch Moses, 14:33)

Die Strafe folgt auf dem Fuß - die Wüstengeneration wird das Land Israel nicht betreten dürfen. Auch hier - wie bei der Sünde um das Goldene Kalb - versucht Moscheh Rabbenu, die Strafe zu annullieren. Letztendlich wird sie nur reduziert (von „für immer“ zu „40 Jahre“).

Warum vergibt Haschem dem Volk Israel diese Sünde nicht (im Gegensatz zum Goldenen Kalb)? Die Tehillim [תְּהִלִּים – Psalme] sagen dazu:

”וַיִּֽמְאֲסוּ בְּאֶ֣רֶץ חֶמְדָּ֑ה לֹֽא־הֶֽ֜אֱמִ֗ינוּ לִדְבָרֽוֹ:“

(ספר תהלים ק"ו כ"ד)

„Sie lehnten das begehrte Land ab und glaubten Seinem Wort nicht.“

(Tehillim – Psalme 106:24)

Diese doppelte Sünde - das Wort Haschems UND das versprochene Land abzulehnen - sie ist gravierender als das Goldene Kalb.

Rav Kook sz”l geht noch weiter: Es sei dies eine Erbsünde, für die wir auch heute noch Tikkunתִּיקּוּן
ändern/fixieren
machen müssen:

„[Wir müssen] der ganzen Welt die Großartigkeit und Schönheit [des Landes], seine Heiligkeit und Erhabenheit verkünden. Wenn wir doch nur (mit einer Aussage, die uns vielleicht stark übertrieben erscheint) auch nur ein Zehntausendstel der Begehrlichkeit des geliebten Landes, das strahlende Licht seiner Torah und das überragende Licht seiner Weisheit und Prophezeiung zum Ausdruck bringen könnten!“

In anderen Worten ist es unsere Aufgabe, eine תְּשׁוּבַת הַמִּשְׁקָלT’schuwat HaMischkal
Reue-Waage
zu machen, also eine gute Tat, die die schlechte Tat unserer Vorfahren ausbalanciert (wie bei einer Waage) zu machen.

 
 

Gerade jetzt, wo der Name Israels in der Welt schlecht gemacht wird, sind dies wichtige Worte, die wir uns zu Herzen nehmen sollen.

 
 

 

שַׁבַּת שָׁלוֹם וּמְבֹרָךְ
Schabbat Schalom Um’worach
Einen Friedvollen und gesegneten Sabbat

Benjamin Rosendahl

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22. Siwan 5784, 28 Juni 2024

 

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