Sch‘mot - was ist in einem Namen
Sch‘mot ist das zweite Buch Moses, das wir diese Woche beginnen zu lesen, sowie auch der Name der Paraschat HaSchawua1פָּרָשַׁת הַשָּׁבוּעַ
des Wochenabschnitts.
Sch‘mot2שְׁמוֹת ist Hebräisch für Namen (plural), und das ist auch eines der Hauptthemen. Was können wir Heute von dieser Parascha3פָּרָשָׁה
Wochenabschnitt in dieser schwierigen Zeit für den Staat und das Volk Israel lernen? Und warum fängt alles mit Namen an?
Sch‘mot – Namen
Eines der Hauptthemen dieses Wochenabschnitts sind Namen: Zum ersten Mal wird das Volk Israel als B'nei Israel4בְנֵי יִשְׂרָאֵל
Kinder Israels und als Am Bnei Israel (“das Volk der Kinder Israels”, später verkürzt zu Am Israel5עַם יִשְׂרָאֵל
das Volk Israel) bezeichnet, und zwar von Pharao. Auch die Hebammen, die Mosche Rabbeinu6מֹשֶׁה רַבֵּנוּ gerettet haben werden namentlich genannt.
Auch in unserer derzeitigen Situation sind Namen ein großes Thema: Wie soll das Pogrom des 7. Oktobers genannt werden, wie die Reaktion darauf - welchen Namen sollen wir diesen Krieg geben?
Das ist nicht nur eine semantische Frage: Namen sind essentiell - sie beschreiben den Charakter eines Menschen, und oft definieren sie ihn, und sein Charakter entwickelt sich nach dem von ihm gegebenen Namen.
Der (Leidens-)Weg ist das Ziel
Der als Baal HaAkeda7בַּעַל הָעֲקֵדָה
Autor der Aḳedah
(Die Bindung [Opfer] Jitzchaks). bekannte Rabbiner Jitzchak Amara hat die spanische Inquisition miterlebt, und das Leiden des jüdischen Volkes am eigenen Leibe erlebt. Der Titel seines monumentales Werk Akedat Jitzchak8עֲקֵדַת יִצְחָק (das ihm den Namen “Baal HaAkeda” einbrachte) bezieht sich auf die Fast-Opferung von Jitzchak9יִצְחָק [ durch seinen Vater, Abraham Awinu (Stammvater Abraham). Es ist ein Pejrusch10פֵּירוּשׁ
Auslegung
Interpretation auf die Paraschat HaSchawua.
Zu Sch‘mot sagt der Baal HaAkeda folgendes: Was ist das große Geheimnis, die Motivation des Ewigsten, uns plangemäß in die Sklaverei nach Ägypten zu schicken?
Die Antwort ist folgende: Das jüdische Volk konnte sich spirituell nur aufbauen, NACHDEM es in einer Krise war - und diese überwunden hatte!
Ohne Krisen selbst zu erleben kann man nicht wirklich wachsen! Es ist so wie Trockenschwimmen - nur wenn man in den Fluss oder das Meer fällt, die Notwendigkeit des Schwimmens also am eigenen Leib erlebt, zuerst die Angst und dann die Wellen überwindet, und das Gelernte praktisch nutzt - nur dann hat man es WIRKLICH gelernt.
Und so ist es auch heute: Das Volk Israel war vor dem 7. Oktober sehr gespalten, und sogar an den Jamim Noraim11יָמִים נוֹרָאִים
die Hohen Feiertage und auch an Jom Kippur12יוֹם כִּפּוּר bekämpften sich Juden in Israel untereinander (meist verbal, aber auch physisch).
Jetzt, nach dem schlimmsten Pogrom seit der Shoah13שׁוֹאָה, und mit einem schmerzhaften Preis, den wir zahlen mussten und noch zahlen (Tote, Verwundete Soldaten und Zivilisten, Geiseln, Flüchtlinge im eigenen Land usw.) haben wir gelernt, als Volk vereint zu sein, die Wunden, die wir uns gegenseitig zugefügt haben, zu heilen, und spirituell zu wachsen, trotz der Schmerzen. Wir sind über uns hinausgewachsen, wir haben Solidarität und Chessed14חֶסֶד
Anmut in einem Maß gezeigt, der inspirierend und beeindruckend ist - haben Geldbeutel und Herz unseren Brüdern und Schwestern geöffnet.
Ich wünsche allen Lesern, dass wir diese Krise überstehen und überwinden, und dass wir die Solidarität, die Chessed, und Nächstenlieben auch nach dem Krieg uns gegenseitig zeigen. Mögen die Soldaten und Geiseln bald wieder zurückkommen, und möge allen Verletzten - körperlich und seelisch - eine Refuah Schlema15רְפוּאָה שׁלמה
vollständige Genesung zukommen b‘Karow ubiJameinu16בְּקְרוּב וּבִּיַּימְנוּ
Demnächst und in unserer Zeit!