Tasria - Strafe folgt auf den Fuss die Zunge
Der Wochenabschnitt Tasria:
- Was hat es mit der Zara’at (צָּרַעַת - Lepra oder Aussätzigkeit) auf sich?
- Ist Laschon HaRa (לָשׁוֹן הָרַע - üble Nachrede) der Torah gleichbedeutend mit der der modernen Gesetzgebung?
- Ist das Exil eines Sünders vielleicht gar keine Strafe?
Zara’at - wie Pinocchios Nase
Was hat es mit dieser Aussätzigkeit an sich? Ist es wirklich die von der WHO (Weltgesundheitsorganisation) definierte Lepra? Wenn ja, wieso wird sie in der Torah nicht von einem Arzt, sondern von Aaron HaKohen behandelt?
Auf diese Frage können wir sagen, dass die Symptome körperlich sind, aber die Sünde eine charakterliche ist - Zara’at bekommt man, wenn man Laschon HaRaⓘלָשׁוֹן הָרַע
übliche Nachrede macht. Und weil die Ursache nicht körperlich, sondern spirituell, ethisch ist - wird sie nicht von einem Arzt, sondern vom Kohen HaGadolⓘכֹּהֵן הַגָּדוֹל
Hohepriester behandelt.
In der Literatur wurde dieses Prinzip von Pinocchio aufgegriffen, dem eine lange Nase wächst, wenn er lügt. Auch hier ist die Ursache - und daher auch die Behandlung - nicht körperlich, sondern spirituell.
Ist es eine Strafe, können wir weiter fragen? Nein, sagt Rabbiner Benjamin Sufiev ! Vielmehr geht es darum, T’schuwah [תְּשׁוּבָה - Umkehr vom falschen, zum richtigen Weg] zu machen.
Der Aussatz dient dazu, den Menschen zu läutern und zu reinigen.
לָשׁוֹן הָרַע - לֹא מְדַבֵּר אֵלַי
Laschon Hara – Lo M’daber Elaj
Üble Nachrede - spricht mich nicht an
Wie erwähnt, ist Zara’at das Symptom von Laschon HaRa. Was ist aber diese Laschon HaRa?
Im deutschen Strafgesetzbuch wird üble Nachrede so definiert:
Wer in Beziehung auf einen anderen eine Tatsache behauptet oder verbreitet, welche denselben verächtlich zu machen oder in der öffentlichen Meinung herabzuwürdigen geeignet ist, wird, wenn nicht diese Tatsache erweislich wahr ist, mit Freiheitsstrafe bis zu einem Jahr oder mit Geldstrafe und, wenn die Tat öffentlich, in einer Versammlung oder durch Verbreiten eines Inhalts (§ 11 Absatz 3) begangen ist, mit Freiheitsstrafe bis zu zwei Jahren oder mit Geldstrafe bestraft.
In anderen Worten, jemanden anzuschwärzen, ohne das es der Wahrheit entspricht.
Die Torah ist da viel strenger: Selbst, wenn die Behauptung stimmt (!), ist es Laschon HaRa!
Rabbiner Jonah Gerondi spricht in seinem Mammutwerk Scha‘arej Tschuwa (Tore der Buße - das ganze Buch gibt es - allerdings nur im hebr. Original ) von sechs verschiedenen Arten von Laschon HaRa:
- Man verbreitet eine Lüge (z.B. sagt man über einen klugen Menschen, dass er dumm ist).
- Man verbreitet eine Wahrheit, die allerdings einen negativen Charakterzug eines Mitmenschen öffentlich bekannt macht (z.B. macht man öffentlich bekannt über einen dummen Menschen, dass er dumm ist).
- Man verbreitet Klatsch und Tratsch, was dazu führt, dass Streit zwischen verschiedenen Menschen ausbricht.
- Üble Andeutung: man spricht das Negative nicht ganz aus, sondern deutet es deutlich genug an, dass jeder versteht, was gemeint ist.
- Üble Rede: man benutzt unangemessene, vulgäre Sprache.
- Nörgelei: siehe “Ekel Alfred” oder Al Bundy…
Und zu all dem kann man sagen, was man auf Autobussen und auch in Geschäften in Israel immer häufiger zu sehen sieht:
לשון הרע - לא מדבר אלי
Üble Nachrede - spricht mich nicht an!
Silikonband von https://lashonhara.co.il/
Innentext: „Das ist nicht nur ein Slogan, es ist eine Lebenseinstellung“
Exil - Strafe oder Möglichkeit?
Ist dieses Exil Strafe?
Nicht unbedingt. Der Aussätzige wird von der Gesellschaft isoliert, um die Gesellschaft von ihm, und ihm von den schlechten Einflüssen der Gesellschaft zu trennen.
Genauso wie zu Corona-Zeiten (bevor es eine Impfung gab) die Lockdowns und Social Distancing dazu führte, dass sich die Menschen nicht anstecken und Gtt behüte an der Krankheit starben - so ist es auch mit dieser “spirituellen Corona” - in der Quarantäne kann man in sich gehen, Hitbod‘dutⓘהִתְבּוֹדְדוּת
Isolierung machen - und dann geläutet und spirituell gereinigt wieder zurück in die Gesellschaft kommen.
Mögen wir aus unseren schlechten Taten wachsen, auch wenn wir keine Zara’at bekommen. So wie der Name unserer Paraschahⓘפָּרָשָׁה
Wochenabschnitt: Tasria, also „Säen“. Denn aus der Zara’at wächst schließlich ein reiner Mensch mit gutem Charakter.