T’rumah - eine kleine Erschaffung der Welt
Im Wochenabschnitt T’rumah lesen wir vom Bau des Mischkans [מִשְׁכַּן - Mischkan - Stiftzelt].
- Wieso heißt es “sie sollen Mir ein Heiligtum errichten, dass ich bei ihnen wohne” - sollte es nicht “bei ihm” (dem Heiligtum) heißen?
- Warum wird die Erschaffung der Welt nur ganz kurz beschrieben, aber die Erschaffung des Mischkans zieht sich über vier verschiedene Parschiot? Und wieso hörte Am Israel auf, sich zu beschweren?
Das persönliche Stiftszelt
Erneut kein Schreibfehler - HaSchem soll NICHT im Mischkan leben, sondern in uns. Der Parschan1פַּרְשָׁן
Kommentator Ibn Ezra erklärt, dass die Antwort später in einen anderen Passuk2פָּסוּק
Satz vorkommt nämlich:
Ibn Ezra sagt, dass diese Stelle so zu verstehen ist, dass das Volk Israel nur von HaSchem aus Ägypten herausgeführt wurde, um den Mischkan zu errichten - und dass das Volk Israel nur den Mischkan errichten soll, damit der Ewige in ihrer Mitte verweilen konnte.
Erschaffung der Welt vs. des Stiftszelts
Warum wird die Erschaffung der Welt in der Torah so kurz, der Bau des Stiftzelts jedoch so ausführlich beschrieben?
Dazu sagt die Tanja 3תָּנִיא (das Hauptwerk von Chabad):
„Das ist es, worum es beim Menschen geht. Dies ist der Zweck seiner Erschaffung und der Erschaffung aller höheren und niedrigeren Welten – dass für G-tt eine Wohnung in den niederen Bereichen geschaffen wird.“
In anderen Worten war die Erschaffung der Welt nur ein Zweck - und der Mischkan, das Ziel!
Rabbiner Jonathan Sacks z”l fügt hinzu:
Für den Ewigen und Allmächtigen ist es keine große Kunst, die Welt zu erschaffen. Aber für uns kleine Menschen etwas für den Ewigen zu erschaffen - DAS ist die Kunst!“
Nicht nörgeln - MALOCHEN4umgangssprachlich „schwere Arbeit“.
Von hebräisch
מְלָאכָה
M’lachah – Arbeit
aschkenasische Aussprache
-> M’locheh
Rabbi Jonathan Sacks z”l fragte in einem Schiur5שִׁיעוּר
Lektion zu T’rumah in der Ramban-Synagoge in Jerusalem (in Andenken an Marc Weinberg z”l):
Am Israel war sehr undankbar: beim Auszug aus Ägypten und in der Wüste beschwerten sie sich über das Essen und Trinken (und sehnten sich nach den Fleischtöpfen in Ägypten), nach Matan Torah6מַתָּן תּוֹרָה
Übergabe der Torah bauten sie das Goldene Kalb - was konnte danach HaSchem tun, damit sein auserwähltes Volk sich dankbar zeigt?
Die Antwort: Ihm eine Aufgabe erteilen!
Denn erstens ist jemand, der beschäftigt ist, glücklicher als jemand, der (zu) viel Zeit zum Denken hat. Zweitens macht sein Leben dadurch mehr Sinn. Und drittens gibt es ein Prinzip, nachdem der Geber einer Z’ddakah7צְדָקָה
Wohltätigkeit auch immer etwas zurückbekommt - was man symbolisch am Wort NataN [נָתַן - Hebr. Gab] sieht, das man von vorne genauso wie von hinten lesen kann.
Folglich:
Was uns verändert, ist nicht das, was HaSchem für uns tut, sondern umgekehrt:
Das, was wir für HaSchem tun!