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Der Wochenabschnitt
וָאֵרָא
WaEra

Aktuelle Themen zur Wöchentlichen Parascha, aus Jerusalem der Heiligen Stadt, ת"ו


WaEra: UNSER Auszug aus Ägypten – HEUTE

Am Pessach-Seder lesen wir immer noch

”בְּכָל דּוֹר וָדוֹר חַיָּב אָדָם לִרְאוֹת אֶת עַצְמוֹ כְּאִלּוּ הוּא יָצָא מִמִּצְרַיִם.“

משנה פסחים י' ה' (דף: קטז)

„In jeder Generation muss sich ein Mensch so sehen, als käme er aus Ägypten. ”

Mischna Pesachim 10. 5. (Seite 116)

Unsere Parascha1פָּרָשָׁה
Wochenabschnitt
behandelt die Ereignisse, die letztendlich zum Auszug aus Ägypten führen.

Wiederholte Bittgesuche von Mosche Rabbeinu2מֹשֶׁה רַבֵּנוּ und seinem Bruder Aharon bei Pharao, Magie (Stab, der zur Schlange wird) und die ersten sieben der zehn Plagen.

HaSchem - warum?

”וַיָּ֧שׇׁב מֹשֶׁ֛ה אֶל־יְ-הֹ-וָ֖-ה וַיֹּאמַ֑ר אֲדֹנָ֗י לָמָ֤ה הֲרֵעֹ֙תָה֙ לָעָ֣ם הַזֶּ֔ה לָ֥מָּה זֶּ֖ה שְׁלַחְתָּֽנִי: “

(שמות ה' כ"ב)

„Da wandte sich Mose an den Herrn und sagte: Mein Herr, warum behandelst du dieses Volk so schlecht? Wozu hast du mich denn gesandt?”

(Schmot, 2. Buch Moses, 5:22)

Das Volk Israels hat Zweifel, und auch Mosche Rabbeinu ist am Verzweifeln: Die Konditionen der Sklaverei verschlimmern sich ständig, auch nachdem Moses sie anführt. Und kein Ende in Sicht. Oder?

Die Antwort von HaSchem fängt sehr ungewöhnlich an: “Ich bin Abraham, Isaak und Jakob als El-Schaddai erschienen, aber als HaSchem (hier stehen die als Tetragrammaton bekannten vier Buchstaben, die nicht ausgesprochen werden sollen, BR) kannten sie mich nicht.”

Was will HaSchem Mosche Rabbeinu - und uns - damit sagen? Raschi [רש"י] hat die Antwort: Die Vorväter kannten natürlich HaSchem. ABER: Sie kannten nicht alle seine Eigenschaften: Die Vorväter erhielten zwar Prophezeiungen von HaSchem (ein Volk zu gründen, Erez Israel zu besiedeln) aber sie erlebten nicht, wie BeEzrat HaSchem3בְּעֶזְרַת הַשֵּׁם
mit G-ttes Hilfe
diese Prophezeiungen VERWIRKLICHT wurden - weder sie noch Am Israel noch die Welt kannte das, was wir heute g-ttliche Fügung nennen.

Und Am Israel4עַם יִשְׂרָאֵל
das Volk Israel
stand kurz davor, dies zu erleben. Jedoch war damals, so wie heute in dieser schwierigen Zeit für das jüdische Volk, der Tunnel am Dunkelsten, bevor das Licht eintritt.

”וַיֵּ֤ט אַהֲרֹן֙ אֶת־יָד֔וֹ עַ֖ל מֵימֵ֣י מִצְרָ֑יִם וַתַּ֙עַל֙ הַצְּפַרְדֵּ֔עַ וַתְּכַ֖ס אֶת־אֶ֥רֶץ מִצְרָֽיִם׃ “

(שמות ח' ב')

„Aharon streckte seine Hand über die Gewässer Ägyptens aus. Da stieg der Frosch herauf und bedeckte ganz Ägypten.”

(Schmot, 2. Buch Moses, 8:2)

Der Frosch (singular) bedeckte ganz Ägypten?

Tatsächlich wird hier von EINEM Frosch gesprochen! Nach dem Midrasch [מִדְרָשׁ] schlugen die Ägypter auf diesen einen Frosch, und bei jedem Schlag vermehrte er sich - bis das ganze Land von Fröschen voll war.

Die Frage ist - warum? Warum schlugen die Ägypter immer wieder auf die Frösche, wissend, dass sie sich vermehren würden, und es die Sache nur schlimmer machen würde?

Der Steipler gab darauf (in seinem Buch “ברכת פרץ - Brachat Peretz”) die folgende Antwort: die Ägypter hatten die מִידַּת הַכַּעַס – [Midat HaKa‘ass] die negative Eigenschaft des Wutes - und wie eine Lawine, immer größer und katastrophaler wird, immer mehr Zerstörung bringt, und immer schwerer zu stoppen ist, steigerten sich immer mehr und mehr in diesen Wutanfall hinein, bis sie die Kontrolle über ihn verloren hatten. Sie handelten nicht logisch, sondern psycho-logisch! (Das kommt einem bekannt vor, vor allem im Nahen Osten).

Persönlicher Auszug aus Ägypten

”לָכֵ֞ן אֱמֹ֥ר לִבְנֵֽי־יִשְׂרָאֵל֮ אֲנִ֣י יְ-הֹ-וָ-ה֒ וְהוֹצֵאתִ֣י אֶתְכֶ֗ם מִתַּ֙חַת֙ סִבְלֹ֣ת מִצְרַ֔יִם וְהִצַּלְתִּ֥י אֶתְכֶ֖ם מֵעֲבֹדָתָ֑ם:“

(שמות ו' ו')

„Und deshalb sage zu Bnei Israel: Ich bin HaSchem. Ich werde euch aus dem Leiden durch die Ägypter herauführen und werde Euch aus der Sklaverei retten.”

(Schmot, 2. Buch Moses, 6:6)

Hier kommen wir zu der Moral von der Geschichte für uns heute:

”בְּכָל דּוֹר וָדוֹר חַיָּב אָדָם לִרְאוֹת אֶת עַצְמוֹ כְּאִלּוּ הוּא יָצָא מִמִּצְרַיִם“

„In jeder Generation soll man sich sehen, als ob MAN SELBST aus der Sklaverei in Ägypter befreit wurde.”


Ein Slogan, der in letzter Zeit, und vor allem nach dem Pogrom des 7. Oktobers oft benutzt wurde, ist: Never Again is Now.

Ähnlich kann man sagen: „Jeziat Mizrajim”5יְצִיאַת מִצְרַיִם
der Auszug aus Ägypten
ist jetzt! Die Sklaverei, der Verlust der Freiheit, und die Rückkehr in die Freiheit, nach „Erez Israel”6אֶרֶץ יִשְׂרָאֵל
Das Land Israel
- all das sind Schlagzeilen der letzten Tagen und Wochen, die Geiseln in Gaza - nicht weit weg von Ägypter erleben - wie gesagt, heute, nicht vor tausenden von Jahren.

Rabbi Nachman fügt noch einen weiteren Aspekt hinzu: Wir müssen uns nicht nur als Nation von der Sklaverei befreien, sondern auch als Menschen, als Individuen: wir versklaven uns durch Technologien, durch Arbeit, und in letzter Zeit bei vielen - durch Überkonsum von Nachrichten.

Ich wünsche allen Lesern, dass wir unseren Zweifel überwinden, dass nicht nur unsere Feinde, sondern auch die schlechten Middot7מִדּוֹת
Eigenschaften
, wie Wut, besiegen, und dass wir als Volk und als Individuen ein erfolgreiches Jeziat Mizrajim machen.

 
 

 

שַׁבַּת שָׁלוֹם וּמְבֹרָךְ
Schabbat Schalom Um’worach
Einen Friedvollen und gesegneten Sabbat

Benjamin Rosendahl

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02. Sch' wat 5784, 12. Januar 2024,

 

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