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Der Wochenabschnitt
וַיַּקְהֵל
WaJak'hel

Aktuelle Themen zur Wöchentlichen Parascha, aus Jerusalem der Heiligen Stadt, ת"ו


WaJak‘hel - ein Schabbat der Schabbate

Im Wochenabschnitt WaJak'hel:

Die ganze jüdische Gemeinde

”וַיַּקְהֵ֣ל מֹשֶׁ֗ה אֶֽת־כׇּל־עֲדַ֛ת בְּנֵ֥י יִשְׂרָאֵ֖ל ...“

(שמות ל"ה א')

„Und Mose versammelte die ganze Gemeinde der Israeliten … “

(Sch’mot, 2.Buch Moses, 35:1)

Wie konnte Mosche Rabbenu die GANZE Gemeinde der Israeliten versammeln? So haben ja bekanntlich zwei Juden (mindestens) drei verschiedene Meinungen! Und auch wenn sie dieselben Mizwot4מִצְוָה - Mizwah,
Plural: מִצְווֹת - Mizwot
Gebote
befolgen, tun sie auf unterschiedliche Weise - so betet ein Vorbeter in einer Synagoge nach jemenitischen Nussach5נוֹסַח
Ausführung/Version
anders vor als einer in einer jeckischen Synagoge.

Dazu sagt der erste Rebbe von Chortkow folgendes:

Ein Jude macht sich andere Gedanken über eine Mizwah als ein anderer. Auch hat er je nach Verständnis und Niveau andere Kawanot6כַּוָּנָה – Kawanah
„Absicht“ oder „aufrichtiges Gefühl“.
Plural כָּוָנוֹת - Kawanot
. Aber alle Juden, die Mizwot befolgen, tun es auf die gleiche Weise.

Und daher: Mosche Rabbenu konnte alle Juden in wahrer Einheit versammeln, weil die Befolgung der Mizwot allen Juden gemeinsam ist.

Ruhen, um zu arbeiten - oder arbeiten, um zu ruhen?

”שֵׁ֣שֶׁת יָמִים֮ תֵּעָשֶׂ֣ה מְלָאכָה֒ וּבַיּ֣וֹם הַשְּׁבִיעִ֗י יִהְיֶ֨ה לָכֶ֥ם קֹ֛דֶשׁ שַׁבַּ֥ת שַׁבָּת֖וֹן ...“

(שמות ל"ה ב')

„Sechs Tage soll M‘lachah* gemacht werden. Am siebenten Tag aber sei für euch Schabbat, ein Ruhetag … ”

(Sch’mot, 2.Buch Moses, 30:12)

* wird oft mit “Arbeit” übersetzt, bezieht sich aber spezifisch auf die Aktivitäten, die am Schabbat verboten sind.


Wir leben in einer Zeit, in der wir ständig beschäftigt sind - eine Deadline in der Arbeit jagt die nächste, bei WhatsApp-Nachrichten kommt man kaum noch zum Lesen, geschweige denn zum Antworten, und viele Arbeitnehmer (und -geber) spenden einen guten Teil des Tages damit, irrelevante E-Mails zu löschen, bevor sie überhaupt dazu kommen, die relevanten zu lesen - bis man dazu kommt, sie zu bearbeiten, ist einem wieder die Deadline im Nacken. Man hat das Gefühl, dass die Arbeit die Hauptsache unseres Lebens ist, so wie in dem Lied: “jetzt wird wieder in die Hände gespuckt, wir steigern das Bruttosozialprodukt” (u.a. “Dann hat Oma Angst, dass er zusammenbricht, denn Opa macht heute wieder Sonderschicht”).

Nicht so in der Paraschah7פָּרָשָׁה
Wochenabschnitt
: Sechs Tage soll M’lachah gemacht werden - man beachte den Passiv! Die Arbeit, das Malochen, ist NICHT Hauptsache, es ist etwas, was 6 Tage gemacht werden muss, damit wir am 7. Tage Ruhetag haben.

Und somit ist die Arbeit der Mittel zum Zweck - und der Zweck ist der Schabbat! Dies wird durch die Verdoppelung Schabbat Schabbaton8שַׁבַּת שַׁבָּתוֹן noch weiter bestärkt.

B‘zalel - der Schatten HaSchems

”וַיֹּ֤אמֶר מֹשֶׁה֙ אֶל־בְּנֵ֣י יִשְׂרָאֵ֔ל רְא֛וּ קָרָ֥א יְ-ה-ֹוָ֖-ה בְּשֵׁ֑ם בְּצַלְאֵ֛ל בֶּן־אוּרִ֥י בֶן־ח֖וּר לְמַטֵּ֥ה יְהוּדָֽה׃ “

(שמות ל"ה ל')

„Und Mose sprach zu den Israeliten: Sehet, der HERR hat mit Namen berufen den B’zalel, den Sohn Uris, des Sohnes Hurs, vom Stamm Judah. ”

(Sch’mot, 2.Buch Moses, 35:30)

Namen in der Torah haben immer eine Bedeutung: So hat Stammvater Jakob9יַעֲקֹב in seinem Namen die Wurzel Akew10עָקֵב, was so viel wie “Ferse” bedeutet, denn er hing an der Ferse seines Zwillingbruders Esaw11עֵשָׂו. Reuven und Schimon haben die Wurzel von “Sehen” (Reuven - Raa רָאָה) und “Hören” (Schimon - Sham’a שָׁמַע), weil HaSchem durch sie den Schmerzen ihrer Mutter Leah sah und hörte. Und Mosche Rabbenu wurde aus dem Wasser gezogen, wie der Wortstamm seines Namens (Mascha מָשָׁה).

Im Falle von B‘zalel, der von HaSchem zum Innenausstatter des Mischkans ernennt wird, geht dieses Prinzip sogar noch einen Schritt weiter: B‘zalel bildet einen Satz: “Im Schatten HaSchems” (בְּצֵל אֵל – B’Zel El) - was man auch über den Mischkan sagen kann: HaSchems Präsenz erfüllt die Welt, und der Mischkan reflektiert dieses Licht, wie einen Schatten – B‘zalel. ‚zalel ist der Sohn von Uri [אוּרִי] - Licht (und Uri ist der Sohn von Hur, also Ben-Hur).

Heute - tausende Jahre später - heißt der Finanzminister von Israel Bezalel (Smotrich) - und auch die Israelische Kunstakademie in Jerusalem, benannt nach - und inspiriert von - dem Innenausstatter des Mischkans, dessen Name und Schaffen das Licht HaSchems reflektierte.

 
 

 

שַׁבַּת שָׁלוֹם וּמְבֹרָךְ
Schabbat Schalom Um’worach
Einen Friedvollen und gesegneten Sabbat

Benjamin Rosendahl

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28. Adar I 5784, 8. März 2024,

 

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