Wajikra - Schweigen ist Gold (wert)
Der Wochenabschnitt Wajikra:
- Wajikra ist der erste Wochenabschnitt und der Name des 3. Buch Moses (Leviticus)
- Was bedeutet dieser Ruf (“Wajikra - er, HaSchem, rief)?
- Was steht zwischen den Zeilen einer Rede?
- Welche tiefe Bedeutung haben die Korbanot1קוֹרְבָּנוֹת
Tempelopfer auch heute noch? - Warum muss man für eine versehentliche Sünde auch ein Opfer bringen und um Vergebung beten?
Wajikra - Aufruf zum „Shtajgen“
Was hat es mit diesem Rufen auf sich, nachdem nicht nur der Wochenabschnitt, sondern eines der fünf Bücher Moses benannt ist?
Nach Ansicht des Lubawitscher Rebben ist die Antwort: “Shtajge!” (שטייגע - absichtlich auf Jiddisch geschrieben), also ist es ein Ruf zum spirituellen Aufsteigen. Dies ist natürlich je nach spirituellen Niveau: Ein Talmid Chacham2תַּלְמִיד חָכָם
- wörtlich:
„Schüler der Weisen“
- praktisch:
„Torah- Gelehrter“ soll sich nicht auf seinen Lorbeeren ausruhen, sondern sich weiter entwickeln, bilden, anderen lehren und nur nicht aufhören. Der Aufruf gilt aber auch jemanden, der sich auf einer niedrigeren Stufe befindet: Denke nicht daran, wie wenig du weißt, sondern wie viel du noch lernen kannst!
Wajikra: Shtajge!
Was zwischen den Zeilen steht
Unsere Weisen sagen, dass zwischen den verschiedenen Geboten HaSchems jeweils eine Pause ist. Zum Grund dazu gibt Raschi3רש"י die folgende Antwort: Welchen Zweck dienten die Pausen? Sie gaben Mosche Rabbenu die Möglichkeit, jedes Gebot noch einmal zu betrachten und zu verinnerlichen, bevor er das nächste hörte.
Dazu die folgende Anekdote:
Rabbiner Jehoshua Hartman schlit”a ging einmal zu einem Schiur [שִׁיעוּר - Lektion] von Rabbiner Moshe Shapira sz”l, und brachte ein Aufnahmegerät mit, das stimmenaktiviert war, d.h., es nimmt nur auf, wenn eine menschliche Stimme zu hören ist. Rabbiner Hartman zeigte das Aufnahmegerät Rabbiner Shapira, der fragte: Nimmt es auch meine Pausen auf? Nein, antwortete Rabbiner Hartman. Dann, so Rabbiner Shapira, ist es nichts wert - denn meine Pausen haben mindestens genau so viel Bedeutung wie meine Worte.
Opfer - no pain, no gain
Eine andere Sichtweise auf dieselbe Stelle: Warum muss man denn überhaupt ein Opfer bringen? Reicht es nicht, wenn man sich innerlich sehr für seine Sünden schämt?
Dazu sagt das Sefer HaChinuch: Es reicht nicht, wenn wir in Gedanken und Worten für Vergebung bitten, wir müssen die Reue am ganzen Leibe spüren: Das heißt, ein Tier seiner eigenen Herde zu schlachten (also auf ein Teil seines Eigentums und evtl. Einkommens freiwillig zu verzichten), es bis nach Jerusalem zu schleppen (zu Fuß!), es zum Tempel zu bringen, und es als Opfer darzubringen.
Nur dann, wenn er mit allen seinen Gliedmaßen den Preis, den er für die Sünde zahlen musste, fühlte, wird er sie sicher nicht wiederholen wollen.
Auf Englisch sagt man: No pain - No gain.
No Korban - No fun (of being freed from your sins).
Opfer - no pain, no gain (Version 2.0)
Warum gilt etwas, was wir aus Versehen tun, überhaupt als Sünde?
Dazu sagt der Chassidismus folgendes: Aus Versehen gibt es nicht! Denn, selbst wenn wir eine bestimmte Sünde nicht geplant haben, dann waren wir dennoch im State-of-Mind eines Sünders, haben also unvorsichtig gelebt, und nicht alles getan, um gar nicht erst in die Lage zu kommen, wo es auch nur die Versuchung einer Sünde gibt.
Im gewissen Sinne ist eine versehentliche Sünde sogar schlimmer als eine absichtliche: Bei der absichtlichen hat man eine falsche Entscheidung getroffen. Bei der versehentlichen jedoch hat man sich in eine Lage gebracht, die zu der Sünde geführt hat. In anderen Worten war es ein langer Weg, der letztendlich in die (versehentliche) Sünde ausartete.
Ich wünsche Euch Lesern, dass Ihr weder absichtlich noch versehentlich Sünden begehen, und wenn ja, dass Ihr das richtige Opfer findet, damit sie verziehen werden. Und - dass wir auch beim gesprochenen Wort wissen, zwischen den Zeilen lesen.
Ich wünsche Euch Lesern, dass Ihr weder absichtlich noch versehentlich Sünden begehen, und wenn ja, dass Ihr das richtige Opfer findet, damit sie verziehen werden. Und - dass wir auch beim gesprochenen Wort wissen, zwischen den Zeilen lesen.