WaJ'chi - - von Leben und Tod
WaJ‘chi handelt nicht vom Leben Jakobs, sondern von seinem Tod.
- Warum wird nur bei Josef erwähnt, dass er weinte?
- Warum war es Jakob so wichtig, dass seine Söhne sich versammelten?
- Warum reichten Josefs Worte nicht aus, so dass Jakob ihn zu einem Schwur verpflichtete?
...er lebte (bevor er starb)
”וַיְחִ֤י יַעֲקֹב֙ בְּאֶ֣רֶץ מִצְרַ֔יִם שְׁבַ֥ע עֶשְׂרֵ֖ה שָׁנָ֑ה וַיְהִ֤י יְמֵֽי־יַעֲקֹב֙ שְׁנֵ֣י חַיָּ֔יו שֶׁ֣בַע שָׁנִ֔ים וְאַרְבָּעִ֥ים וּמְאַ֖ת שָׁנָֽה׃“
(בראשית מ"ז כ"ח)
„Und Ja’akow lebte im Land Mizrajim siebenzehn Jahre, und es war die Lebenszeit Ja’akows, die Jahre seines Lebens, hundertsiebenundvierzig Jahre.“
(B’reschit, Genesis, 1. Buch Moses 47:28)
Ein interessantes Phänomen der Torah: Sobald ein Wochenabschnitt mit „Leben“ anfängt, kann man davon ausgehen, dass jemand stirbt, und dass DAS das Hauptthema der Paraschah ist. So war es bei „Chajeh Sarah“ (חַיֵּי שָׂרָה - und Sarah lebte), und so ist es auch hier.
Diese Ironie des Textes kommt auch in anderen Themen vor: So kann man fast immer davon ausgehen, dass eine Frau, die als unfruchtbar am Anfang beschrieben wird, am Ende פְּרִי בֶּטֶןⓘPri Beten
Nachkommen
wörtlich: Frucht des Bauches trägt.
In beiden Fällen ist das Wichtige, was DAZWISCHEN passiert - was hat die Person in ihrem Leben, vor dem Tod (oft auch kurz vor dem Tod), wichtiges erreicht und der Welt hinterlassen. Und welchen נִיסָּיוֹןⓘNissajion
Test/Prüfung hat die Frau bestanden, deren Preis ein Ende der Unfruchtbarkeit war?
Und er (Josef) weinte
”וַיִּפֹּ֥ל יוֹסֵ֖ף עַל־פְּנֵ֣י אָבִ֑יו וַיֵּ֥בְךְּ עָלָ֖יו וַיִּשַּׁק־לֽוֹ׃“
(בראשית נ' א')
„Und Josef fiel auf das Angesicht seines Vaters und weinte weinte über ihm und küsste ihn.“
(B’reschit, Genesis, 1. Buch Moses 50:1)
Oft ist das Interessante, was nicht steht. Josef weinte, als sein Vater starb - aber warum wird das nur über ihn erwähnt? Warum steht nicht über seine 11 Brüder, dass sie weinten?
Dazu gibt Rabbiner Mordechai Gifter sz”l eine sehr schöne Erklärung: Josef wurde in die Sklaverei verkauft. Daher hat er, im Gegensatz zu seinen Brüdern, viele Jahre mit seinem Vater verpasst - er weint also nicht nur, weil er keine Zeit mehr mit seinem Vater erleben wird, sondern, weil er das zu seinen Lebzeiten auch viele Jahre nicht konnte!
Das erinnert mich an etwas, das der israelische Filmregisseur Assi Dajan einmal über seine Beziehung zu seinem Vater, den Generalstabschef und Verteidigungsminister Mosche Dajan, sagte (auf Englisch): „I miss him. And I missed him.“ (Ich vermisse ihn. Und ich habe ihn verpasst.)
Versammelt Euch, bald ist das Ende der Tage!
”וַיִּקְרָ֥א יַעֲקֹ֖ב אֶל־בָּנָ֑יו וַיֹּ֗אמֶר הֵאָֽסְפוּ֙ וְאַגִּ֣ידָה לָכֶ֔ם אֵ֛ת אֲשֶׁר־יִקְרָ֥א אֶתְכֶ֖ם בְּ אַחֲרִ֥ית הַיָּמִֽים׃“
(בראשית מ"ט א')
„Und Ja’akow rief seine Söhne und sprach: Versammelt euch, und ich will euch verkünden, was euch begegnen wird in späten Zeiten.“
(B’reschit, Genesis, 1. Buch Moses 49:1)
Die hier erwähnten „späten Zeiten“ - auf Hebräisch „Acharit HaJamim“ⓘאַחֲרִית הַיָּמִים
Das Ende des Zeitalters
wörtlich: Ende der Tage - meinen auch das messianische Zeitalter, das Ende der Tage, wenn die Geulah (גְאוּלָה - Erlösung) kommt.
Raschi sagt, dass es genau das ist, was Jakob erreichen wollte - er wollte die Geulah einleiten - jedoch hatte HaSchem Einwände, und so ist sie immer noch nicht da.
Jedoch lernen wir, dass das Schlüsselwort hier versammelt euch ist - nur durch Ahawat Chinamⓘאַהֲבַת חִינָּם
grundlose Liebe
bedingungslose Liebe - Bruderliebe - haben wir die Voraussetzung erfüllt, mit Vorbereitung für die Geulah anzufangen.
Dies war eine wichtige Botschaft zu Jakobs Zeit, und sie ist bis heute eine wichtige Botschaft geblieben.
Schwöre es!
”וְשָֽׁכַבְתִּי֙ עִם־אֲבֹתַ֔י וּנְשָׂאתַ֙נִי֙ מִמִּצְרַ֔יִם וּקְבַרְתַּ֖נִי בִּקְבֻרָתָ֑ם וַיֹּאמַ֕ר אָנֹכִ֖י אֶֽעֱשֶׂ֥ה כִדְבָרֶֽךָ׃ וַיֹּ֗אמֶר הִשָּֽׁבְעָה֙ לִ֔י וַיִּשָּׁבַ֖ע ל֑וֹ וַיִּשְׁתַּ֥חוּ יִשְׂרָאֵ֖ל עַל־רֹ֥אשׁ הַמִּטָּֽה׃“
((בראשית מ"ז ל' - ל"א))
„Wenn ich bei meinen Vätern liege, führe mich aus Mizrajim und begrabe mich in ihrem Begräbnis. Und er sprach: Ich werde tun nach deinem Worte. Und er sprach: Schwöre mir! Und er schwur ihm. Und Jisrael bückte sich zum Kopf des Bettes.“
(B’reschit, Genesis, 1. Buch Moses 47:30-31)
Warum verlangt Jakob von Josef zu schwören? Sollte sein Wort nicht gut genug sein? Dazu sagen Unsere Weisen, dass dahinter die Frage nach כִּבּוּד אָב [Kibbud Aw - Eltern ehren] steckt - es heißt, wir müssen Vater (und Mutter) ehren. ABER - gilt dies auch nach dem Tod? Jakob ist sich nicht sicher, und daher verlangt er von Josef, dass er es ihm schwört.