Feiertage und Feste:
Tischrej Feiertage und das Schofar blasen

Gesegnet ist das Volk, das seinen Ton kennt - der Schofar

Warum überhaupt Schofar?

Es gibt sehr viele Erklärungen zum Hintergrund, warum wir an Rosch HaSchanah [רֹאשׁ הַשָּׁנָה - dem jüdischen Neujahr] den Schofar [שׁוֹפָר] blasen (und nach Minhag [מִנְהָג – Tradition] - auch am Elul [אֱלוּל], also dem Vormonat, d.h. den letzten Monat des alten Jahres).

Eine sehr schöne habe ich von Rabbiner Israel Meir Lau schlit”a gehört, nachdem der Hebräische Wortstamm
Die Grundlage zur Ableitung sämtlicher Konjugationsformen ist die „Wurzel“ (Wortstamm), die sich aus den Konsonanten zusammensetzt, die in allen oder den meisten Formen des Verbes und seiner Ableitungen vorkommen. Beim hebräischen Verb für „schreiben“ sind das: כָּתַב, also „k-t-w“. Je nachdem, welche Form gebildet werden soll, werden die für die Form typischen Vokale dazwischengesetzt; in vielen Formen kommen außerdem konjugationstypische Vor- und/oder Nachsilben hinzu (vgl. die oben aufgeführten Formen des Partizips und von AK und PK). Demnach findet Konjugation im Hebräischen wie in allen semitischen Sprachen vor, in und nach dem in der Regel rein konsonantischen Wortstamm statt; die meisten Wurzeln bestehen aus drei Konsonanten. Weitere Informationen finden Sie hier
ש-פ-ר (S-P-R) des Wortes “Schofar” derselbe ist wie von Schipur [שִׁפּוּר] - sich verbessern. Und schließlich ist das Thema von Elul (letzter Monat des alten Jahres), aber vor allem Tischrej [תִּשְׁרֵי] (erster Monat des neuen Jahres), der mit Rosch HaSchana anfängt, T'schuwah [תְּשׁוּבָה - Ein Prozess zur Ausbesserung des Inneren einer Person] - wir versuchen, unsere Wege zu verbessern.

Eine weitere Erklärung ist Raschis Kommentar zu:

”אַשְׁרֵ֣י הָ֭עָם יֹדְעֵ֣י תְרוּעָ֑ה יְ֝-הֹ-וָ֗-ה בְּֽאוֹר־פָּנֶ֥יךָ יְהַלֵּכֽוּן׃“

(תהילים פ״ט)

„Aschrej Ha‘Am Jode’j T’ru‘ah HaSchem B’Or Panejcha Ihalchun.”

(Tehillim 89:16)

„Glücklich das Volk, das den Schofar-Klang kennt, Herr; alle die im Lichte deines Antlitzes wandeln.”

(Psalmen 89:16)

Raschi, der sich auf Jalkut Schimoni (u.a. zu Paraschat Emor) beruft, sagt folgendes:

“Sie (Am Israel) wissen, es, HaSchem zu besänftigen (לְרַצּוֹת lirazot), indem sie an Rosch HaSchanah den Schofar blasen und (die drei Brachot [בְּרָכוֹת = Segensprüche] der Mussaf-Amidah) Malkhujot, Zikhronot und Schofarot sagen”. Nachdem Rosch HaSchana auch als Jom HaDin [יוֹם הַדִּין - Tag des Gerichts] gilt, geht es hier darum, für das nächste Jahr das himmlische Urteil zum Guten zu wenden.“

Die Gemara [גְּמָרָא = der Talmud] (Rosch HaSchanah 16a) richtet den Klang des Schofars allerdings nicht zum Ewigen, sondern zum Teufel, der sich im „Jezer HaRa“ [יֵצֶר הַרַע] ausdrückt - er sei so erschrocken von den durch Mark und Bein gehenden Klang des Schofars, dass er sich von uns abwendet.

Der RambaM (Maimonides)sieht es anders: Der erschütternde Klang des Schofars soll nicht nach außen (oben, zum Ewigsten oder unten, zum Teufel) gehen, sondern nach Innen (Halachot Teschuwa, 3/ Halacha 4) - dass Herz der Juden soll es erschüttern, und eine Art Wecker sein, um aufzuwachen, den schlechten Wegen des Jezer HaRas nicht mehr zu folgen, sondern stattdessen Mitzwot (מִצְווֹת = Gebote) und Ma’asim Towim (מַעֲשִׂים טוֹבִים = gute Taten) zu machen!

Hier ist hinzufügen, dass es einen Minhag (eine Tradition) gibt, vor allen in sephardischen Kehillot [קְהִילוֹת = Gemeinschaften], wo den ganzen Monat Elul Slichot [סְלִיחוֹת = eine Reihe von Bußgedichten und Gebeten] gesagt werden (bei den aschkenasischen Kehillot wird erst am Mozei Schabbat [מוֹצָאֵי שַׁבָּת = Samstagnacht] vor Rosch HaSchanah Slichot gesagt), bereits dann - also den ganzen Monat vor Rosch HaSchanah, Schofar zu blasen. Es ist allerdings auch dort untersagt, an Erew [עֶרֶב = Abend vor] Rosch HaSchanah das zu machen, um den Effekt des Schofar-Blasens an Rosch HaSchanah nicht zu mindern.


Schofar an Schabbat?

Dieses Jahr fängt Rosch HaSchanah an Schabbat an. Darf man am Schabbat Schofar blasen?

Im Prinzip - und D‘Orita [דְּאוֹרָיְתָא] (nach der biblischen Überlieferung) ja, aber nach D‘Rabbanan [דְּרַבָּנַן] (nach der rabbinischen Überlieferung) nur bedingt: Bereits in der Mischna (Rosch HaSchana 4:1-2) heißt es, dass zu Zeiten des Tempels, im Mikdasch (gemeint ist der Beit HaMikdasch [בֵּית הַמִּקְדָּשׁ], also der jüdische Tempel) Schofar geblasen wurde, nicht aber in Medinah [מְדִינָה] (außerhalb des Beit HaMikdasch). Dies wurde unterschiedlich interpretiert:

Eine andere Grundlage für das Verbot des Schofarblasen an Rosch HaSchana (das heute in allen Kehillot gehalten wird) gibt Rabba (Rosch HaSchana 29b) : Nachdem nicht jeder den Schofar richtig blasen kann, gibt es die Befürchtung, dass man ihn am Schabbat mit sich trägt, um es einen Experten zu geben - und das (Tragen am Schabbat) ist verboten.

Die Chassidim HaRischonim, auch Chasside Aschkenas genannt (wie z.B. Rabbi Jehuda haChassid) lehren uns, dass der Schofar unsere heilige Beziehung zum Ewigsten repräsentiert, aber nachdem der Schabbat von sich aus diese Heiligkeit bereits etabliert.

Eine ähnliche Richtung ist die Erklärung, die der Talmud Jeruschalmi (Rosch HaSchana 4:1) gibt: Nachdem Schabbat Rosch HaSchanah der Jom Zikharon T‘ru’ah [תְּרוּעָה] (Tag der Erinnerung an den Schofarklang) ist, können wir HaSchem am Schabbat mit der Erinnerung (im Gebet) besänftigen, ohne den Schofar blasen zu müssen


T’ki‘ah-Schwarim-T’ru‘ah [תְּקִיעָה – שְׁבָרִים - תְּרוּעָה]

Das sind die drei Arten des Schofarblasens. Reb Moische Feinstein zt’’l sagt, dass sie unser Leben repräsentieren: Jeder sehnt sich nach einem reibungslosen Leben (T’ki‘ah), hat aber oft “Schlaglöcher” (Schwarim). Jedoch soll man am Ende seines Lebens zurückblicken, dass es lang und im großen Ganzen gut, also reibungslos verlaufen war (T’ru‘ah).

T’ki‘ah - תְּקִיעָה

Schwarim - שְׁבָרִים

T’ru‘ah - תְּרוּעָה

T’ki‘ah G'dolah- תְּקִיעָה גְּדוֹלָה (Große T’ki‘ah)

Wir wünschen allen Lesern.

”שָׁנָה טוֹבָה וּמְבוֹרֶכֶת“

„Schanah Towah U-m’worechet”

„Glückliches und gesegnetes Jahr”


”א גיט געבענטשט יאר“

„A git gebenscht Jur”

„Ein gutes, gesegnetes Jahr”


”תִּכָּתְבוּ בְּסֵפֶר הַחַיִּים“

„Tikat’wu B’Sefer HaChaiim”

„Sollen Sie alle eingeschrieben werden in das Buch des Lebens”

 
 

 

Um den Schi'ur [שִׁעוּר = die Lektion] als PDF herunterzuladen, klicken Sie bitte auf das PDF-Symbol.

24. Elul 5783, 10. September 2023,

 
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