Frag den Rabbi:
Israel im Krieg

Fragen an den Rabbi: Israel im Krieg

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Hier beantwortet R. Moische Bollag Ihre Fragen zum Thema "Israel im Krieg".

In der jüdischen Tradition wird der Krieg von einem Satz ethischer und rechtlicher Richtlinien namens Halacha [הֲלָכָה = Jüdisches Gesetz] geregelt, die einen Rahmen für bewaffnete Konflikte bieten. Diese Prinzipien sind tief in religiösen Texten verwurzelt und prägen den Ansatz zum Krieg in jüdischem Denken.

Ein Schlüsselelement halachischer Prinzipien ist das Konzept eines "gerechten Krieges" [מִצְוָוה מִלְחֶמֶת = Milchemet Mitzvah]. Dies bezieht sich auf einen Verteidigungskrieg, der geführt wird, um das jüdische Volk zu schützen oder Gerechtigkeit aufrechtzuerhalten. Die Kriterien für einen gerechten Krieg umfassen die Notwendigkeit des Konflikts, die Erfolgswahrscheinlichkeit und den proportionalen Einsatz von Gewalt.

Darüber hinaus betont die jüdische Tradition das Konzept der "Reinheit der Waffen" (טָהֳרַת הַמַּחֲנֶה = Taharat HaMachaneh), das ethisches Verhalten während des Krieges befürwortet. Dieses Prinzip unterstreicht die Bedeutung der Aufrechterhaltung moralischen Verhaltens auch mitten im Konflikt, verbietet willkürliche Zerstörung und fordert Respekt für Nichtkämpfer und deren Eigentum.

Darüber hinaus legt die Halacha Wert auf das Prinzip der "Verhältnismäßigkeit", das vorschreibt, dass die Mittel, die im Krieg eingesetzt werden, im Verhältnis zum angestrebten militärischen Vorteil stehen müssen. Dieses Konzept zielt darauf ab, den Schaden für Zivilisten und deren Eigentum während bewaffneter Konflikte zu minimieren.

In der modernen Kriegsführung stellen die Anwendung dieser halachischen Prinzipien Herausforderungen dar. Zeitgenössische Konflikte beinhalten oft asymmetrische Kriegsführung, bei der es schwierig ist, Kämpfer von Nichtkämpfern zu unterscheiden.

Das Aufkommen technologischer Fortschritte und unkonventioneller Kriegsmethoden erschwert zudem die Einhaltung traditioneller ethischer Richtlinien.

Dennoch bleiben diese Prinzipien relevant, um zeitgenössische ethische Dilemmata im Krieg anzugehen. Sie inspirieren Diskussionen über die moralischen Auswirkungen neuer Militärtechnologien, die Behandlung von Kriegsgefangenen und die Verantwortung, Zivilisten in Konfliktzonen zu schützen.

Beispielsweise spiegelt sich in der Drohnenkriegsführung die Anwendung von Verhältnismäßigkeit und die Verhinderung von zivilen Opfern das halachische Bestreben wider, Kollateralschäden zu minimieren. Darüber hinaus reflektieren Diskussionen über Cyberkriegsführung und den ethischen Einsatz von Technologie die fortwährende Relevanz des Prinzips der Reinheit der Waffen in modernen Konflikten.

Insgesamt bieten die ethischen und rechtlichen Grundlagen der jüdischen halachischen Konzepte trotz der Veränderungen im Krieg ein zeitloses Rahmenwerk, das zur Überlegung über das moralische Verhalten in der Kriegsführung in der modernen Welt anregt


Fragen und Antworten

Thema: Israel im Krieg

Schalom Rabbi Bollag,

Es heißt, für Milchemet Mitzwa darf sogar ein Bräutigam am Tag seiner Hochzeit eingezogen werden. Gilt das hier?

Und - eine Frage, die leider oft in letzten Tagen gestellt wurde: wenn ein (vor allem jung verheirateter) Mann als Soldat oder Zivilist ermordet wird, ist es seiner Frau erlaubt, sich von ihm künstlich befruchten zu lassen, damit sie Nachwuchs von ihm hat?

Wie sieht es aus, wenn der Mann entführt wurde, und man (teils Jahre) nicht weiß, ob er lebt? Ist die Frau dann eine Aguna?


Schalom Frau Aloni,

Vielen Dank für Ihre E-Mail.

Milchemet Mizwa [מִצְוָוה מִלְחֶמֶת = ein Krieg, der laut Halacha geführt werden muss]: An einer Stelle spricht die Torah davon, dass wir in fremdes Land eindringen und einen Eroberungszug unternehmen (5.Buch Mose 20,1) – ein ander Mal spricht die Torah davon, dass Feinde in unser Land eingefallen sind (4.Buch Mose 10,9). Somit haben wir es hier klar mit einer Milchemet Mizwa zu tun. Trotzdem ist ein Rabbiner anzufragen, was dies im Praktikum bedeutet.

Künstliche Befruchtung mit dem Samen des eigenen Mannes wird von den einen erst nach fünf Jahren kinderloser Heirat, von den anderen erst nach zehn Jahren kinderloser Heirat erlaubt. Das große Problem von der Künstlichen Befruchtung ist das sicherstellen, dass es nicht zu einem Fehler kommt, zwei Frauen den Samen des gleichen Mannes erhalten und es bei der Heirat derer Kinder zu Mamserut [ מַמְזֵרוּת= Illegitimität] kommt und falls der Samen von zwei Männern vertauscht wird (ist letztlich leider tatsächlich geschehen) und dann entscheidet werden musste, dies den Kindern mitzuteilen oder nicht.

Um das Problem von Mamserut zu verhindern, könnte man theoretisch (leider kenne ich einen solchen Fall) den Samen eines Nichtjuden (in dem mir bekannten Fall: eines Arabers!) benutzen. Dessen Kind ist sicher Jude und wird keinen halachischen Bruder oder Schwester heiraten. Somit wäre das halachische Problem gelöst. Ist dies aber SEIN Wille?

Ich probiere es so darzustellen: Es gibt keinerlei Zwang, am selben Ort wie sein eigener Vater zu wohnen. Auch Abraham Awinu verliess seinen Vater Terach in Choron. (Siehe letzte Raschi Noach). Verlässt jedoch jemand seinen Vater nur, um sich der Mizwa von Kibud Av zu entziehen, so hat er eigentlich keine Halacha verletzt. Kibud Av fängt erst dann an, wenn man einen Wunsch seines Vaters gehört hat, er in der Ferne hört den Vater einfach nicht. Aber ist dies SEIN Wille? (Manchmal schon, siehe Abraham).

Eine weitere Frage, eine ethische: die Mutter wünscht sich ein Kind. Und wie wird es ihrem Kind gehen, wenn seine Freunde ihn fragen werden, wer sein Vater sei? Verschönert die Mutter nicht ihr eigenes Leben, indem sie das Leben ihres eigenen Kindes verschlechtert? Und wenn sich ihr eigenes Kind schlecht fühlen wird, wird dann die Mutter immer noch glücklich sein?

Aguna [עֲגוּנָה]: Man weiß nicht, ob der Ehemann noch am Leben ist oder man weiß nicht, wo er sich befindet.

Alles Gute,

Moische Bollag

 
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