Schalom U'Bracha,
Zunächst einmal ist das eine sehr schöne Frage - eine Frage die auf Verantwortungsgefühl und Sensibilität gegenüber dem Besitz des Anderen und dem Wohlergehen der Gemeinschaft hinweist. Die Frage impliziert zwei Grundsätze, zum einen die Frage nach der Verantwortung der Fragestellerin für den Schaden der entstand, und zum zweiten, die Frage nach der Distanz der beiden Familien, die durch den Mangel der gegenseitigen Kommunikation zu weiteren Schäden führen kann.
In der Halacha gibt es einen Grundsatz in Bezug auf den Besitz: So wie ich dafür verantwortlich bin, dass mein eigener Besitz nicht zu Schaden kommt, so habe ich auch eine Verantwortung gegenüber dem Besitz des Anderen, dass dieser nicht zu Schaden kommt. Und so wie ich ein Gebot [מִצְוָה - Mizwah] habe, einen verlorenen Gegenstand dem Besitzer zurückzugeben, so habe ich im gleichen Maße eine Verpflichtung dafür zu sorgen, dass der Gegenstand des Anderen gar nicht erst verloren geht.
Zum Beispiel wenn ich ein parkendes Auto mit brennenden Lichtern sehe, und weiß wem das Auto gehört, habe ich eine positives Gebot den Autobesitzer darüber zu informieren, und somit zu verhindern, dass sich seine Auto-Batterie entleert.
Deshalb glaube ich dass es auch in diesem Fall, vorausgesetzt dass die Fragestellerin wusste, dass eine hohe Wahrscheinlichkeit besteht dass es zu einem Brand kommen könnte, sie ein Gebot hatte die Frau zu warnen und ihr zu sagen, „Pass auf, es könnte etwas passieren!“.
Darüberhinaus ist die Situation dass die Nachbarn nicht miteinander reden und zu einer Situation kommen, dass man einen Schaden nicht abwendet, weil man nicht miteinander spricht, ein größeres Problem. Deshalb ist es hier angebracht Reue [תְּשׁוּבָה - Tschuwah] zu zeigen und sich zu sagen, „auch wenn ich normalerweise mit den Nachbarn nicht rede, sollte ich dennoch in so einer Situation mit ihnen kommunizieren um somit Schaden für Besitz und den Menschen abzuwenden“.
Zweitens war es in der Situation in der Verantwortung der Fragestellerin die Nachbarin zu warnen und den Schaden verhindern. Sie trägt zwar keine finanzielle Haftung für den Schaden, sollte aber in sich gehen, um sich beim nächsten Mal anders zu verhalten und einen Schaden abzuwenden.
Kol Tuw [כָּל טוּב - Alles Gute],
Rabbiner Or Chaim Taub
Gemeinderabbiner von Nehora, Ramat Gan.
Sehr geehrter Herr Rabbiner,
Wir waren zur Purim-Party unserer Nachbarn in ihrem Garten eingeladen. Da das Wetter relativ kühl war, zündeten sie einige dieser Gasheizungen, die für die Außenheizung geeignet sind, an. Auf dem Tisch neben uns saß eine andere Familie aus unserer Nachbarschaft. Es tut mir leid, sagen zu müssen, dass wir kein freundschaftliches Verhältnis zu dieser Familie haben.
Mir fiel auf, wie die Frau am Nebentisch, wahrscheinlich weil es ihr zu heiß wurde, den Gasheizer von sich wegstellte. Leider hat sie die Heizung unter eine Wimpel Kette aus Stoff gestellt. Ich wollte die Familie warnen, aber mein Mann bestand darauf, dass wir keinen Kontakt zu dieser Familie haben wollten.
Der Stoff fing Feuer. Es herrschte Panik und es kam auch zu Sachschäden. G.s.D. wurde niemand ernsthaft verletzt.
Es ist klar, dass die Hauptverantwortliche für den Brand – und den daraus resultierenden Schaden – die Frau war, die den Heizstrahler unter der Wimpel Kette bewegte. Bin ich aber auch schadensersatzpflichtig, weil ich nicht vor der offensichtlichen Gefahr gewarnt habe?
Ilana Oknin, Givat Shmuel