Fragen an den Rabbi: Zwischenmenschliche Beziehungen
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Hier beantwortet Rabbiner Schiffer Ihre Fragen zum Thema "Zwischenmenschliche Beziehungen".
Es gibt zwei Arten von religiösen Geboten: zwischen Mensch und G-tt (bein Adam laMakom) und zwischenmenschliche Beziehungen (bein Adam leChawero). Das letztere sind sehr zentral im Judentum und beinhalten ein weites Feld, angefangen von Spenden, über Sanftmütigkeit bis zu Gerechtigkeit. Die Stellung der Wichtigkeit dieser Halachot und Mitzwot werden von der Torah (5 Bücher Mose), den Propheten und auch dem Talmud und späteren Schriften vertreten. Auch in der Mussar-Bewegung und beim Chassidismus ist es ein Hauptthema. Die Gemara (zB Kiddushin (40a)) geht sogar noch weiter und sagt, dass man nur ein wahrer Zaddik (Gerechter) werden kann, wenn man die Mitzwot bein adam le-Chavero einhält.
Die Torah bietet detaillierte Richtlinien und Regeln zu fast jedem Gesichtspunkt sozialer Interaktionen. Tatsächlich werden die meisten Aspekte des zwischenmenschlichen Verhaltens von halachischen Normen diktiert. Halachische Richtlinien stellen zwischenmenschliche Richtlinien dar, die von dem reichen, worüber man am Tisch sprechen darf, bis hin zu dem, welche Menschen Glaubwürdikeit haben. Diese Anweisungen werden zusammenfassend als Mitzvot bein adam le-chavero bezeichnet, da sie das erforderliche Verhalten gegenüber dem eigenen Freund oder Mitmenschen (Chaver) betreffen. Leider übersehen wir oft, inwieweit diese Gesetze ein zentrales Element für eine funktionierende Gesellschaft sind.
Zwischenmenschliche Direktiven haben auch eine nützliche Funktion, indem sie zur Förderung einer friedlichen, erfolgreichen Gesellschaft beitragen. Sicherlich erkennt das Judentum die nützliche Rolle dieser Gebote an; die Mischna lobt sogar „Angst vor Autorität“ und betet für das Wohlergehen der Regierung, aber die Essenz der Torah ist, dass man als spirituelle Mission nach Exzellenz im zwischenmenschlichen Verhalten streben muss und seinen eigenen Charakter verbessern muss. Eine ethische und moralische Gesellschaft ist für Wachstum und Erfolg unerlässlich, aber auch ein religiöses Ideal für jeden Juden. Wir müssen uns auch der Tatsache bewusst sein, dass Mizwot bein adam le-chavero nicht nur utilitaristisch sind; sie müssen aus dem Grund eingehalten werden, dass sie g-ttliche Weisungen sind.
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Thema: Zwischenmenschliche Beziehungen
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Zu Rabbiner Daniel Schiffer:
Rabbiner Daniel Schiffer lebt mit seiner Frau und Kindern in Jerusalem. Er hat dort in mehreren Jeschiwot gelernt und hat seine Smicha in Kollel Tzemach Tzedek in der Altstadt erhalten. Hier ein Link zum Kollel.
Rabbiner Daniel Schiffer ist der Autor der wöchentlichen Torah-Rundschreiben "Parascha LeMaisse" (in Hebräisch) und "Der Wochenabschnitt" (in Deutsch), die auch auf dieser Website erscheinen.
Lieber Rabbi Schiffer,
Mit Interesse habe ich Ihren Wochenabschnitt Ki Teze gelesen.
Es scheint offensichtlich, dass man, wenn man ein Objekt findet, verpflichtet ist, es an den rechtmäßigen Eigentümer zurückzugeben.
Meine Frage ist: Wenn meine Freundin einen Gegenstand verloren hat, zum Beispiel ihre Schlüssel, muss ich ihr dann helfen, danach zu suchen?
Grüße aus Stuttgart.
Ruthy Levy