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Der Wochenabschnitt
הַאֲזִינוּ
Ha'asinu

Aktuelle Themen zur Wöchentlichen Parascha, aus Jerusalem der Heiligen Stadt, ת"ו


Glaube, der den Intellekt Übersteigt

”יִמְצָאֵ֙הוּ֙ בְּאֶ֣רֶץ מִדְבָּ֔ר“

(דברים לב י)

„Er fand es in wüstem Lande ”

(Dewarim, 5. Buch Mose, 32:10)

In der dieswöchigen Parascha bittet Mosche Rabbeinu das jüdische Volk gut auf seine Worte zu achten (Ha’asinu auf Hebräisch), lässt unsere Vergangenheit Revue passieren und informiert uns über die Folgen unseres Handelns in der Zukunft. Er erinnert uns daran, wie G-tt uns auserwählt hat sein besonderes Volk zu sein, „Am Segula“, uns die Torah gegeben hat und uns in der Wüste beschützt hat, als wir auf dem Weg von Ägypten ins Lande Israel gezogen sind.

In der Parascha finden wir einen besonderen Ausdruck, der das Verhältnis der Kinder Israels mit ihrem Vater widerspiegelt. So steht geschrieben: „Er fand es [das Volke Israel] in der Wüste“ (Dewarim, 5. Buch Mose, 32:10). Was bedeutet dieser seltsame Ausdruck, er „fand“? Haschem hat uns doch nicht in der Wüste gefunden – wir waren ihm doch auch vorher schon bekannt, in Ägypten, wo wir zur Nation heranwuchsen!? In der Wüste waren wir auf sein Geheiß – was bedeutet also dieser scheinbar verschlüsselte Satz?

Der große chassidische Rebbe, der Tzemach Tzedek, erklärt, dass dies eine Teuerkeit und eine Ungewöhnlichkeit ausdrückt. Ungewöhnlich in dem Sinne, dass einem ein Fund auf ungewöhnliche Weise zukommt, was heißt, dass man ihn sich nicht verdienen kann.1Likutei Sichot,
Band 34,
S. 210
Und er erklärt weiter, dass Er uns als vertrauenswürdig und loyal geschätzt hat, als wir in der Wüste waren. Das Wort „loyal“ bedeutet auf Hebräisch „ne’eman“, das verwandt ist mit dem Wort „Emuna“, Vertrauen und Glauben.2Likutei Sichot,
Band 34,
S. 210

Das besondere an Glauben ist, dass es den Intellekt übersteigt, genauso wie ein Fund den Intellekt übersteigt, was auf ganz einfacher Ebene bedeutet, dass man etwas findet, wenn man nicht daran denkt.3Likutei Sichot,
Band 34,
S. 210
Emuna, Glaube, ist etwas, was man nicht erreichen kann ohne Hilfe von Oben und ähnelt auch in dieser Hinsicht einem Fund.

In der Wüste haben wir nicht nur die Torah bekommen, sondern auch Haschems Königtum und sein Joch der Gebote auf uns für alle Generationen akzeptiert. Und Haschem hat uns sozusagen in der Wüste „gefunden“, wie einen Fund der die gewöhnliche Ordnung der Dinge übersteigt, und dies war deshalb so, weil wir uns auch mit Haschem über die gewöhnliche Ordnung hinaus verhalten haben.4Likutei Sichot,
Band 34,
S. 210
Das heißt, dass wir uns mit Haschem auf eine Weise verbinden die den Intellekt übersteigt, dass unser Dienst an ihm nicht eine Sache von Logik ist, sondern einfache Emuna, „Emuna pschuta“. Und die Tatsache, dass wir sein Königtum und Joch auf uns genommen haben, zeugt von „Bitul beschleymut“ bei dem jüdischen Volke, eine vollständige Nullifizierung des Selbst, über den Intellekt hinaus (wie die Nullifizierung eines Sklaven vor seinem Herrn.)

Und daher basiert unser Verhältnis auf dem Prinzip „Midda kenneged Midda“ – Er fand es in der Wüste – und das Prinzip ist das eines Fundes, Awoda5Dienst an G-tt über Intellekt und normale Ordnung hinaus und ohne Maß und Begrenzung.

Und von hier können wir eine wichtige Lehre im Dienst des Allmächtigen ableiten: Unsere Weisen lehren, dass wir die heilige Torah jeden Tag auf Neue empfangen, (in der Tat, die Torah muss für den Juden ständig wie neu sein, wenn er sie lernt), und es ist an uns unsere Emuna pschuta, unseren einfachen Glauben, an Haschem und seine Torah jeden Tag zu erneuern.


Schabbat Schalom Umeworach,
Ihr Raw Daniel Schiffer

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11. Tishrei 5782, 17. September 2021,


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