Lech-L'cha - sei anders
Unsere Paraschahⓘ פָּרָשָׁה
Wochenabschnitt heißt Lech-L’cha [לֶךְ־לְךָ], was wie wir in der Vergangenheit gelernt haben, als „Gehe zu deiner selbst“ übersetzt werden kann, oder als „Gehe für dich“ (siehe hier). Was folgt ist die Aufforderung G-ttes an Awraham Awinu, alles, was er ja gekannt hatte, zu verlassen, und etwas komplett Neues aufzubauen.
- Warum war das so revolutionär?
- Wie kommt es, dass Awraham der wohl einflussreichste Mensch der Weltgeschichte ist –
ohne jemals über ein Land (noch nicht einmal eine Stadt) regiert zu haben,
ohne eine Armee zu haben,
ohne eine einzige Prophezeiung gemacht zu haben, und
ohne Wunder vollbracht zu haben?
Gehe - weg von allem, was du kanntest, ins Unbekannte
”וַיֹּ֤אמֶר יְהֹוָה֙ אֶל־אַבְרָ֔ם לֶךְ־לְךָ֛ מֵאַרְצְךָ֥ וּמִמּֽוֹלַדְתְּךָ֖ וּמִבֵּ֣ית אָבִ֑יךָ אֶל־הָאָ֖רֶץ אֲשֶׁ֥ר אַרְאֶֽךָּ׃“
(בראשית י"ב א')
„Was für ein Befehl! Gehe weg von allem, was du kanntest, verlasse deine Familie, deine Umgebung, deine Heimat - und gehe ins Unbekannte, wo du nichts und niemanden kennst!“
(Lech-L'cha, Genesis, 1. Buch Moses 12: 1)
Was für ein Befehl! Gehe weg von allem, was du kanntest, verlasse deine Familie, deine Umgebung, deine Heimat - und gehe ins Unbekannte, wo du nichts und niemanden kennst!
Warum?
Die Antwort liegt in einem Wort: Götzendienst.
Und dieser wird von Götzenbildern repräsentiert. Wie Rabbi Jonathan Sacks sz”l feststellt, machen wir einen Fehler, wenn wir Götzenbilder anhand ihrer physischen Erscheinung betrachten – Statuen, Figuren, Ikonen. In diesem Sinne gehören sie einer alten Zeit an, der wir längst entwachsen sind.
Götzenbilder gibt es aber noch heute. Damals symbolisieren sie Macht. Das war „Ra“ für die Ägypter, „Baal“ für die Kanaaniter, „Kemosch“ für die Moabiter, „Zeus“ für die Griechen und heute?
Heute sind es Raketen und Bomben für Terroristen und Schurkenstaaten (klingt leider allzu aktuell).
Ich will, sagt HaSchem zu Abraham, dass du anders bist. Nicht um anders zu sein, sondern um etwas Neues zu beginnen: eine Religion, die Macht und Machtsymbole nicht anbetet – denn das waren und sind Götzenbilder in Wirklichkeit.
Einfluß ohne Macht
Abraham ist zweifellos der einflussreichste Mensch aller Zeiten: Er ist Stammvater der 3 Weltreligionen (ca. 2,5 Milliarden Christen, 1,9 Milliarden Muslimen und 15,7 Millionen Juden) – mehr als die Hälfte der heute lebenden Menschen. Doch er regierte kein Reich, befehligte keine große Armee, vollbrachte keine Wunder und verkündete keine Prophezeiung. Er ist das herausragende Beispiel für Einfluss ohne Macht in der gesamten Geschichte.
Warum?
Weil er bereit war, anders zu sein. Wie Chasalⓘ חז״ל
Unsere Weisen z”l
(Die Weisen der Mischnah- und Talmud-Ära) sagen, wurde er ha-Iwri [הַעִבְרִי], „der Hebräer“, genannt, weil „die ganze Welt auf der einen Seite [בְּעֵבֶר אֶחָד – b’Ewer Echad - auf einer Seite] war und er auf der anderen“. [Bereschit Rabba 42:8]. Beachten Sie die Buchstaben הַעִבְרִי und בְּעֵבֶר אֶחָד.
Tote Fische schwimmen mit dem Strom. Lebende Fische schwimmen gegen den Strom.
So ist es auch mit Gewissen und Mut.
So ist es mit den Kindern Awrahams. Sie sind bereit, die Götzen der Zeit, die Götzen jeder Zeit, herauszufordern.