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Der Wochenabschnitt
וַיֵּשֶׁב
WaJeschew

Aktuelle Themen zur Wöchentlichen Parascha, aus Jerusalem der Heiligen Stadt, ת"ו


WaJeschew - Träume, Geständnisse und Prüfungen

Träume

Bereschit, das 1. Buch Mose, wird von unseren Weisen auch „Sefer HaChalomot“, das Buch der Träume genannt. Und tatsächlich kommen dort mehr Träume vor als in jedem anderen Buch der 24 Bücher, die den Tanach ausmachen.

So auch in der Parascha dieser Woche, wo es u.a. um Josef und seine Brüder geht. Seine Träume, und die Fähigkeit, sie richtig zu interpretieren, machen sie neidisch. Aber nicht nur die Träume – auch, und vielleicht vor allem, die Tatsache, dass Jaakow ihn mehr liebt als die Geschwister:

”וַיִּרְא֣וּ אֶחָ֗יו כִּֽי־אֹת֞וֹ אָהַ֤ב אֲבִיהֶם֙ מִכׇּל־אֶחָ֔יו וַֽיִּשְׂנְא֖וּ אֹת֑וֹ וְלֹ֥א יָכְל֖וּ דַּבְּר֥וֹ לְשָׁלֹֽם׃ “

(בראשית ל"ז, ד’)

„Die Geschwister sahen, dass ihr Vater Josef mehr liebte als er sie liebte und konnten daraufhin nicht friedlich mit ihm reden.”

(1. Buch Moses, Bereschit, 37:4)

Hier sehen wir, dass nicht nur die Träume wichtig sind, sondern – und vielleicht noch mehr! – die Kommunikation, die Traumdeutung und überhaupt das Aussprechen der Gefühle. Als die Brüder Josefs „nicht friedlich mit ihm reden“ konnten, haben sie die Gefühle versteckt – und das Verschweigen ihrer Gefühle hat der Meinung vieler Parschanim zu dem, was folgte, geführt.

Später – nachdem der Neid die Brüder Josefs dazu bringt, ihn in die Sklaverei nach Ägypten zu verkaufen, wird Josefs Traumdeuterei ihn nicht nur aus der Gefangenschaft befreien, sondern ihn zu einem wichtigen Berater des Pharaos machen. Aber wir greifen vor.

Des Weiteren, wenn das Materielle zweitrangig ist, stört es nicht nur nicht das Geistige, sondern das Geistige wird in das Materielle absorbiert, bis das Materielle geistig und heilig wird.

Und dies ist eine notwendige Voraussetzung für unseren Dienst an Haschem, auch und besonders jetzt in der Zeit des Exils, in den letzten Momenten vor der Geulah, der Erlösung. Dadurch, dass jeder Jude seinen Körper und seinen Geist, und seinen Teil in der Welt verfeinert, und sie für heilige Dinge verwendet, wird er seinen Beitrag dazu leisten, die Geulah so schnell wie möglich zu bringen.

Eingeständnis

In der Geschichte von Juda und Tamar, die auch in unserer Parascha vorkommt, steht über Juda, dass er nach seiner Tat das folgende tut und sagt:

”וַיַּכֵּ֣ר יְהוּדָ֗ה וַיֹּ֙אמֶר֙ צָֽדְקָ֣ה מִמֶּ֔נִּי ...“

(בראשית ל"ח כ"ו)

„Juda sah es ein und sagte: Sie hat mehr recht als ich...”

(1. Buch Moses, Bereschit, 38:26)

Das Eingestehen eines Fehlers ist eine große Ma'ala (positive Charaktereigenschaft) und der erste Schritt zur Tschuwa, zur Änderung und Berichtung des Weges. Der “Zrur Hamor” (Rabbiner Abraham Sela) geht sogar noch weiter und sagt כשמו – כך הוא (er ist so wie sein Name). Damit ist gemeint, dass das jüdische Volk nach dem Stamm Juda benannt ist. In anderen Worten ist diese Charaktereigenschaft der Person Judas ein großes Prinzip des Judentums und des jüdischen Volkes, nach ihm benannt.

Moralische Prüfung

Zurück zu Josef. Beim Treffen mit der Frau von Potiper hätte er sich verführen lassen können. Er tut es aber nicht. Auch das – seine Instinkte zu besiegen – ist eine große Maala. Chazal, unsere Weisen, sagen dazu: באותה שעה באה דמות בדיוקנו של אביו ונראתה לו בחלון (just in dieser Stunde sah er das Bildnis von seinem Vater im Fenster). Unsere Eltern (sowie Lehrer, Rabbiner usw.) geben uns einen moralischen Kompass in dieser Welt – auch wenn sie nicht physisch neben uns stehen, wenn wir wichtige moralische Entscheidungen treffen. Wenn wir diese Idee etwas weiter nehmen, hat sich Josef vielleicht auch als zukünftiger Vater gesehen, der die Werte seiner Eltern auch an seine Kinder weitergibt.

Mögen wir Träume richtig deuten können, moralische Prüfungen bestehen und wenn nicht – wissen, unsere Fehler einzugestehen.

 

 

Schabbat Schalom Umeworach,
Benjamin Rosendahl

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22. Kislew 5782, 26. November 2021,

 

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