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Der Wochenabschnitt
תּוֹלְדֹת
Toldot

Aktuelle Themen zur Wöchentlichen Parascha, aus Jerusalem der Heiligen Stadt, ת"ו


”וַיָּבֹ֥א אֶל־אָבִ֖יו וַיֹּ֣אמֶר אָבִ֑י וַיֹּ֣אמֶר הִנֶּ֔נִּי מִ֥י אַתָּ֖ה בְּנִֽי׃ וַיֹּ֨אמֶר יַעֲקֹ֜ב אֶל־אָבִ֗יו אָנֹכִי֙ עֵשָׂ֣ו בְּכֹרֶ֔ךָ עָשִׂ֕יתִי כַּאֲשֶׁ֥ר דִּבַּ֖רְתָּ אֵלָ֑י קֽוּם־נָ֣א שְׁבָ֗ה וְאׇכְלָה֙ מִצֵּידִ֔י בַּעֲב֖וּר תְּבָרְכַ֥נִּי נַפְשֶֽׁךָ׃“

(בראשית כ"ז י"ח-י"ט)

„Er ging hinein zu seinem Vater und sprach: Mein Vater! und er antwortete: Hier bin ich, wer bist du, mein Sohn?
Und Jaakob sprach zu seinem Vater: Ich bin Esaw, dein Erstgeborner; ich habe getan, so wie du zu mir geredet. Erhebe dich nun, setze dich nieder und iss von meinem Wildbret, damit deine Seele mich segne. ”

(B’reschit, Genesis, 1 Buch Mose 27. 18-19)

Anno dazumal sandte man Mitteilungen mit dem Telegraph. Das Komma oder der Punkt wurde mit einem STOP umschrieben. Die Wichtigkeit dieses Zeichen wurde mit folgender Geschichte betont.

Ein Junge fuhr in eine andere Stadt, um ein Mädchen kennenzulernen und gegebenenfalls zu heiraten. Die Eltern warteten gespannt auf das Ergebnis. Da kam ein Telegramm eines Familienmitgliedes dieser Stadt mit der Mitteilung:
. . . ER WILL SIE NICHT . . .
Nun wussten die Eltern nicht, ob ihr Sohn das Mädchen nicht wollte oder ob: 'Er will, sie nicht.' gemeint sei.

Jizchak fragte seinen Sohn Jaakob: "Wer bist Du, mein Sohn?" Jaakob antwortete mit: "Ich Esaw [עֵשָׂו] dein Erstgeborener." Gemeint hatte Jakov: "Ich STOP Esaw [ist] dein Erstgeborener." Somit hatte Jaakob nicht gelogen

Es gibt Sachen, die wir nicht ganz verstehen. Das Problem: GOTT ist das geradeste was es gibt. Weshalb musste Jaakob solche Tricks anwenden? Jizchak konnte entscheiden, wem er seinen Segen erteilt. Jizchak hatte sich aber geirrt und hatte gemeint, es sei richtig, dass Esaw die Segen erhält. So spielte Jaakob ein ganzes Spiel, liess seinen Vater glauben, Esaw stehe vor ihm und ergatterte damit die Segen. Wem brachte dieses Theater etwas? GOTT hätte einfach Jizchak mitteilen können, wer Esaw tatsächlich war und Jizchak hätte glücklich die Segen Jaakob erteilt.

Unsere Weisen erklären schon, dass Jaakob persönlich keinerlei Sünden hatte. GOTT wusste jedoch, dass Jahrhunderte später die Jiden ins Exil gehen werden müssen und unter Herrschern leben werden, die den Jiden überhaupt nicht gut gesinnt sein werden. Damit die Jiden in diesen heiklichen Situationen überleben werden können, ließ GOTT Jaakob verschiedene Tricks anwenden, damit auch die Jiden später solche – sagen wir graue – Lösungen benutzen werden können.

Wenn unsere Weisen diese Erklärung geben, so glaube ich daran. Und trotzdem ist es mir persönlich noch immer schwer zu verstehen, wie das zusammen geht: Einerseits ist GOTT der Gerade, andererseits, nachdem wir wegen unseren Sünden im Exil leben, will GOTT, dass wir solche Tricks anwenden. GOTT hätte es genauso so anstellen können, dass wir mit der reinen Wahrheit die Jahre des Exils überleben könnten.

Aber ich grüble nicht weiter nach. Mein Glaube in der Geradheit GOTTES besteht weiter. Meine Aufgabe ist es, solche Tricks tatsächlich nur dann anzuwenden, wenn es keinen anderen Ausweg hat (und es halachisch erlaubt ist) und ansonsten ist es meine Aufgabe, gerade wie ein Lineal zu sein. Würde ich meinen GOTT verstehen, so hätte er lediglich die Fähigkeiten eines Menschen. Ich bin glücklich, dass mein GOTT viel grösser als mein Verfassungsvermögen ist!

 

”כִּשְׁמֹ֤עַ עֵשָׂו֙ אֶת־דִּבְרֵ֣י אָבִ֔יו וַיִּצְעַ֣ק צְעָקָ֔ה גְּדֹלָ֥ה וּמָרָ֖ה עַד־מְאֹ֑ד וַיֹּ֣אמֶר לְאָבִ֔יו בָּרְכֵ֥נִי גַם־אָ֖נִי אָבִֽי׃ וַיֹּ֕אמֶר בָּ֥א אָחִ֖יךָ בְּמִרְמָ֑ה וַיִּקַּ֖ח בִּרְכָתֶֽךָ׃“

(בראשית כ"ז ל"ד-ל"ה)

”וַיֹּ֨אמֶר עֵשָׂ֜ו אֶל־אָבִ֗יו הַֽבְרָכָ֨ה אַחַ֤ת הִֽוא־לְךָ֙ אָבִ֔י בָּרְכֵ֥נִי גַם־אָ֖נִי אָבִ֑י וַיִּשָּׂ֥א עֵשָׂ֛ו קֹל֖וֹ וַיֵּֽבְךְּ׃ וַיַּ֛עַן יִצְחָ֥ק אָבִ֖יו וַיֹּ֣אמֶר אֵלָ֑יו הִנֵּ֞ה מִשְׁמַנֵּ֤י הָאָ֙רֶץ֙ יִהְיֶ֣ה מֽוֹשָׁבֶ֔ךָ וּמִטַּ֥ל הַשָּׁמַ֖יִם מֵעָֽל׃“

(בראשית כ"ז ל"ח-ל"ט)

„Als Esaw die Worte seines Vaters hörte, schrie er überaus laut und bitter auf, darauf sprach er zu seinem Vater: Segne mich auch, mein Vater! Er sprach: Dein Bruder ist mit List gekommen, und er hat deinen Segen genommen.”

(B’reschit, Genesis, 1 Buch Mose 27. 34-35)

„Da sprach Esaw zu seinem Vater: Ist dies dir denn der einzige Segen? Segne mich auch, mein Vater! Da erhub Esaw seine Stimme und weinte. Da antwortete sein Vater Jizchak und sprach zu ihm: Siehe, der Erde Fettigkeiten wird dein Wohnsitz sein, und von des Himmels Thau von oben;”

(B’reschit, Genesis, 1 Buch Mose 27. 38-39)

Raschi erklärt, dass das fette Land, welches Jizchak am Schluss dem Esaw gab,איטליאה של יון sei. Also Italien von Griechenland. (Anmerkung: die Römer hatten ihre Kultur auf die Kultur der Griechen aufgebaut.)

Hier stellen sich zwei Fragen. Erstens, am Anfang sagte Jizchak dem Esaw, er habe alles Jaakob geschenkt und für Esaw habe er nichts übrig und auf einmal gibt er ihm doch ein Stück fettes Land? Zweitens, weshalb sagt Raschi, dass Jizchak dem Esaw Italien von Griechenland gab? Vielleicht war mit dem fetten Land ein anderer Landstrich gemeint?

Die Antwort ergibt sich mit der folgenden Geschichte.

Der Talmud erzählt in Schabos 56b [שבת נ"ו ב'], dass nachdem König Schlomo den ersten Tempel gebaut hatte und dann eine Tochter von Pharao heiratete, da kam der Engel Gavriel vom Himmel runter, versenkte einen Stecken im Meer, häufte auf diesem Stecken Erde an und auf diesem Neuland entstand איטליאה של יון = Italien von Griechenland.

Der Fehltritt von König Schlomo mit der Heirat der Tochter Pharaos hatte also die Folge, dass die Römer entstanden, welche Jahrhunderte später den zweiten Tempel zerstörten.

Zurück zu unseren zwei Fragen. Die erste Frage war, Jizchak hatte bereits alles Jaakob gegeben, wie hatte er plötzlich doch noch Boden für Esaw gefunden?

Die Antwort ist, Jizchak hatte tatsächlich den Boden der ganzen Welt Jaakob geschenkt, jedoch nicht die Meere. Damals war Italien noch nicht entstanden, dies geschah erst tausend Jahre später in der Zeit von König Schlomo. Als nun Esaw so stark um einen Segen bettelte, so konnte ihm Jizchak einen Teil des damaligen Meeres schenken!

Und dies war tatsächlich der Beweis von Raschi, dass er ihm Italien überschrieben hatte. Denn der ganze restliche Boden gehörte ja Jaakob!
Anmerkung: Bei einem Blick auf den Atlas, genauer gesagt auf das Mittelmeer, sieht man sofort den Stiefel von Italien, also den Stecken vom Engel Gavriel.

 
 

 

Gut Schabbes
Moische Bollag

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1. Kislew 5783, 25. November 2022,

 

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