Der Background der Geschichte:
Jakov kam mit leeren Händen zu Lavan1לָבָן
Laban und bat um die Hand seiner jüngeren Tochter Rachel. Der Preis war sieben Jahre Hüten von Lavans Schafherde. Nach getaner Arbeit tauschte Lavan in der Hochzeitsnacht die jüngere Rachel mit der älteren Lea ein, nach der Hochzeitsnacht stellte Jakov überrascht fest, dass er Lea geheiratet hatte. Lavan war bereit, ihm auch die Rachel zu geben, jedoch musste Jakov dafür zusätzliche sieben Jahre für ihn arbeiten. Nach 14 Jahren überredete ihn Lavan weiter seine Schafe zu hüten, von jetzt an für den Erhalt eines Teiles der in Zukunft geborenen Tiere. Nach weiteren sechs Jahren fühlte Jakov, dass es Lavan immer wieder schaffte, ihn von der Heimreise abzuhalten und flüchtete. Lavan rannte ihm nach, beschuldigte ihn des Diebstahls, fand aber keinen einzigen Gegenstand, der ihm gehörte.
Nun diskutierte Jakov heftig mit Lavan. Zu dieser Diskussion eine Geschichte.
Einst verpasste der letzte Rav der Stadt Brisk-Litauen, Rav Velvel Soloveitchik selig, den Zug. Er hörte, dass nicht weit vom Bahnhof der Chofez Chaïm sei und ging dorthin. Als Rav Soloveitchik selig eintrat, war der Chofez Chaïm mittendrin von seinen Vorbereitungen zu erzählen, um ins Heilige Land zu reisen.2In Petach Tikva stand bis zuletzt das Häuschen, welches für den Chofez Chaïm bestimmt war. Am Schluss ließ der Chofez Chaïm den Plan fallen. Einer der Vorbereitungen war der Erwerb eines Reisepass. Als der Chofez Chaïm zum zuständigen Amt kam, gaben ihm die Beamten zwei Möglichkeiten, um zu beweisen, dass er im Land geboren sei. Entweder zwei Zeugen wo er geboren sei oder eine Geburtsurkunde. Erklärte der Chofez Chaïm, dass eigentlich beides unmöglich sei. Er persönlich sei über siebzig Jahre alt und sei in dem kleinen Dorf Radin geboren. Bei der damaligen Lebenserwartung wusste jeder, dass es unmöglich war, in einem solchen Ort zwei Neunzigjährige zu treffen, welche bei seiner Geburt bereits zwanzig Jahre alt waren. Auch beantragte niemand zur Zeit seiner Geburt eine Geburtsurkunde. Der Chofez Chaïm erläuterte weiter, dass dies alles den Beamten bewusst war. Weshalb also verweigerten sie ihm sein berechtigtes Anliegen, einen Reisepass seines Geburts-/und Heimatsort zu erhalten?
Die traurige Antwort ist, der Goj1Nichtjude hört gar nicht das Anliegen des Jiden, auch wenn es genau dem Gesetz entspricht, auch wenn es der Jid ehrlich verdient hat. Der Jid kann ausführlich beweisen, wie es sein Recht ist - es wird ihn leider nicht weiterbringen. Der Goj überlegt gar nicht, ob das Anliegen des Jid berechtigt ist oder nicht – er hört gar nicht zu.
Führte der Chofez Chaïm weiter aus, dass dies auch mit Jakov geschah. In den Sätzen 38 bis 42 erklärte Jakov ausführlich, wie er sich schwer abgerackert hatte für einen Hungerslohn. Und trotzdem hatte er nichts von Lavan zu sich genommen. Und wie reagierte Lavan, was gab er zur Antwort?
הַבָּנוֹת בְּנֹתַי וְהַבָּנִים בָּנַי וְהַצֹּאן צֹאנִי וְכֹל אֲשֶׁר אַתָּה רֹאֶה לִי
die Töchter sind meine Töchter, die Söhne sind meine Söhne, das Vieh ist mein Vieh und alles was Du siehst gehört mir!
Weshalb denn? Für die Frauen hatte er 14 Jahren gedient, für das Vieh hatte er sechs Jahre gedient. Lavans Behauptungen sind das genaue Gegenteil der Wahrheit! Wie kann er dann solche Lügen behaupten? Die Antwort ist, Lavan gab Jakov zu verstehen, „ich höre gar nicht was Du sagst!“
Nur um die Geschichte zu Ende zu führen: Die Abfahrt des nächsten Zuges war gekommen und Rav Soloveitchik selig verließ den Chofez Chaïm und begab sich – diesmal pünktlich – zum Bahnhof. Danach sagte Rav Soloveitchik selig, er habe falsch gehandelt. Wenn man vom Chofez Chaïm so interessante Sachen hört, so bleibt man dabei und nimmt halt den übernächsten Zug.
Wenn wir zum Beispiel sehen, wie die UNO immer wieder den Staat Israel als Apartheid-Staat abstempelt, so können wir uns schon aufregen. Das größte Glück eines Arabers ist es, im Staat Israel leben zu dürfen. Jeder Staat lässt Familien zusammenführen. Komischerweise, jedes Mal wenn ein israelischer Araber mit einer Frau von der ganzen Welt heiratet, egal ob von den sogenannten Besetzten Gebieten, von Jordanien, Ägypten oder sonst wo – immer bittet das Ehepaar in Israel leben zu dürfen und nicht umgekehrt. Dies allein wäre Beweis genug, dass alle Anschuldigungen gegenüber dem Staat Israel falsch sind. Wir dürfen solche Beweise auch der UNO vorbringen. Aber wir müssen uns nicht aufregen, wenn unser Plädoyer auf taube Ohren stößt. Dies ist ein Teil unserer Strafe, solange wir im Exil sind. Freuen wir uns vielmehr darauf und machen wir alles Mögliche, dass uns der Liebe GOTT schnellstens aus dem Exil befreit und all diese Probleme sich von selbst auflösen werden – Amen