Jitro - 10 Gebote, unzählige Lehren
Jitro ist der Wochenabschnitt der Zehn Gebote, die viele Rabbiner die „Inhaltsangabe“ aller Gebote nennen. In einigen Gemeinden ist es üblich, beim Lesen der Zehn Gebote aufzustehen (andere wiederum fordern, dass die Betenden IMMER bei der Krijat HaTorahⓘקְרִיאַת הַתּוֹרָה
(öffentliche) Lesung der Torah aufstehen sollen, nicht nur bei den Zehn Geboten).
- Warum stellt sich HaSchem im 1. Gebot dawkaⓘדַּוְקָא
genau, absichtlich, gerade als der vor, der das Volk Israel aus Ägypten geführt hat? Also warum wird das als „Haupttat“ erwähnt? - Was (oder wer) soll nicht gestohlen werden?
Wer bin ich?
”אָֽנֹכִ֖י֙ יְהֹוָ֣ה אֱלֹהֶ֑֔יךָ אֲשֶׁ֧ר הוֹצֵאתִ֛יךָ מֵאֶ֥רֶץ מִצְרַ֖יִם מִבֵּ֣֥ית עֲבָדִ֑͏ֽים׃ לֹֽ֣א־יִהְיֶ֥͏ֽה־לְךָ֛֩ אֱלֹהִ֥֨ים אֲחֵרִ֖֜ים עַל־פָּנָֽ֗͏ַי׃“
(שמות כ' ב'-ג')
„Ich HaSchem, dein Gott, der dich aus dem Land Mizrajim geführt hat, aus dem Haus der Knechtschaft. Du sollst keine fremden Götter haben vor mir;“
(Sch‘mot, Exodus, 2. Buch Moses 20:2-3)
Warum stellt sich HaSchem als der Befreier aus der Sklaverei vor, und nicht beispielsweise, als der vor, der Himmel und Erde erschaffen hat?
Eine mögliche Antwort ist die Anzahl unzähliger Zeitzeugen.
Eine andere Antwort: Zu der Erschaffung der Welt können wir einfache Menschen keinen Bezug herstellen. Aber zu UNSERER Befreiung - ja
Und daher haben wir auch einen Bezug zu den Zehn Geboten (und zu Mizwotⓘמִצְוָוה
Gebot,
plural: מִצְווֹת
Mizwot überhaupt) - denn sie fangen gewissermaßen mit dem Auszug aus Ägypten, und der Befreiung von der Sklaverei an.
Was soll nicht gestohlen werden?
”לֹ֥֖א תִּֿרְצָ֖͏ֽח׃
לֹ֣֖א תִּֿנְאָ֑͏ֽף׃
לֹ֣֖א תִּֿגְנֹֽ֔ב׃
לֹֽא־תַעֲנֶ֥ה בְרֵעֲךָ֖ עֵ֥ד שָֽׁקֶר׃“(שמות כ' י"ב)
„Du sollst nicht morden.
Du sollst nicht ehebrechen.
Du sollst nicht stehlen.
Du sollst nicht zeugen gegen deinen Nächsten als falscher Zeuge.“(Sch‘mot, Exodus, 2. Buch Moses 20:12)
Beim Stehlen denken wir meistens an Besitz (oder Geld). Als Sprache ist Hebräisch hier eine Ausnahme, wo es einen speziellen Begriff für Wissensdiebstahl gibt (Gnejwat Da´at גְּנֵיבַת דַּעֲת - wörtlich „Diebstahl des Geistes“).
Gnejwat Da´at ist ein Konzept im jüdischen Recht und in der jüdischen Ethik, das sich auf eine Art unehrlicher Falschdarstellung oder Täuschung bezieht (einschließlich Fake News). Es wird in einem breiten Spektrum zwischenmenschlicher Situationen angewendet, sowie auch bei Geschäftstransaktionen. (Weitere Einzelheiten zu Gnejwat Da'at hier)
Auch hier ist nach Raschi nicht von Besitzdiebstahl, sondern von Diebstahl - von Menschen - die Rede (im Gegensatz zum Wochenabschnitt Kedoschim [קְדֹשִׁים], wo es um Diebstahl von Geld geht).
Eine weitere Leseart ist, dass „Du sollst nicht stehlen“ nicht nur bedeutet, dass man nichts von einem anderen Menschen stehlen darf ...
es bedeutet auch, dass man seine eigene Seele nicht stehlen darf – man sollte sich selbst weder bestehlen noch täuschen.